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Auch WTO-Gipfel in Hongkong von Gewalt überschattet

17. Dezember 2005

Hoffnungen, dass der WTO-Gipfel in Hongkong - anders als die WTO-Treffen in Cancun und Seattle - von Gewalt verschont bleiben würde, sind zerplatzt. Auch auf diesem Gipfel gerieten Demonstranten und Polizei aneinander.

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Hongkonger Polizei geht mit Pfefferwasser gegen Demonstranten vorBild: AP

Beim WTO-Gipfel in Hongkong ist es am Samstag (17.12.2005) zu schweren Zusammenstößen zwischen der Polizei und Demonstranten gekommen. 41 Menschen seien verletzt worden, unter ihnen fünf Polizistinnen und Polizisten, teilte Polizeichef Lee Ming Kwai am Abend (Ortszeit) mit. 900 Demonstranten seien zur Feststellung ihrer Personalien zeitweise festgenommen worden.

Die Gewalt brach aus, als nach einer friedlichen Kundgebung von rund 2000 Globalisierungskritikern eine Gruppe koreanischer Demonstranten versuchte, durch die Polizeisperren zum Tagungszentrum vorzudringen. Sie schlugen laut Augenzeugen mit Bambusstangen auf die Polizisten ein, die ihrerseits Schlagstöcke und Reizgas einsetzen. Sie entwendeten den Polizisten auch Schilde, die sie dann als Schlagwaffen einsetzen.

Sicherheitswall

Die Polizei sperrte das ganze Stadtviertel Wan Chai um das Hongkonger Kongresszentrum großräumig ab. Hotelgäste wurden aufgefordert, auf ihren Zimmern zu bleiben, U-Bahnzüge und Hafenfähren wurden umgeleitet. Journalisten konnten das Pressezentrum nur mit Mühe erreichen. Ein harter Kern von Demonstranten skandierte bis zum späten Abend auf einer Hauptverkehrsstraße nahe des Kongresszentrums Anti-WTO-Parolen. Viele Geschäfte waren den ganzen Tag geschlossen.

Die Globalisierungskritiker werfen den reichen Ländern vor, über die WTO Handelsregeln durchzusetzen, die die Entwicklungsländer benachteiligen. Die koreanischen Bauern wehren sich gegen billige Reisimporte, mit denen sie nicht konkurrieren können. Sie waren schon beim WTO-Gipfel 2003 in Cancun als radikale Gruppe in Erscheinung getreten. Damals nahm sich ein Anhänger der Gruppe vor den Augen von Presse und Mitdemonstranten das Leben. Zuvor war schon ein WTO-Gipfel in Seattle 1999 von schweren Ausschreitungen überschattet.

Eier auf Konsulat

In den vergangenen Tagen war es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen der Hongkonger Polizei und den koreanischen Bauern gekommen. In der Nacht zum Samstag warfen Demonstranten Eier auf das US-Konsulat in der früheren britischen Kronkolonie und sprühten den Slogan "Nieder mit der WTO" auf das Gebäude. Die Demonstration vom Samstag war die bisher größte Anti-WTO-Kundgebung.

Hongkongs Sicherheitsminister Ambrose Lee warnte, die bisherige Zurückhaltung der Polizei gegenüber den Demonstranten sollte nicht als Schwäche ausgelegt werden. "Die WTO-Demonstranten haben ihr wahres Gesicht gezeigt und zur Gewalt gegriffen. Die Polizei wird auf diese Art illegaler Akte hart reagieren", sagte Lee. (mas)