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Auch Zwanziger in DFB-Affäre involviert?

Olivia Gerstenberger (mit sid, dpa, ard.de)29. Januar 2016

Nach Medien-Informationen belegen die aktuellen Ermittlungen, dass der DFB jahrelang wichtige Dokumente um die WM-Vergabe 2006 zurückgehalten hat. Auch der ehemalige DFB-Präsident gerät in den Fokus.

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Bild: picture alliance/dpa/F. von Erichsen

Verschleiert der Deutsche Fußball-Bund seit Jahren systematisch die Umstände, unter denen die WM 2006 nach Deutschland vergeben wurde? Möglicherweise hat der DFB jahrelang Dokumente unter Verschluss gehalten, die Hinweise auf dubiose Geschäfte bei der Vergabe beinhalten. Das belegen nach Informationen von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR die bisherigen internen Ermittlungen durch die Kanzlei Freshfields, die derzeit im Auftrag des DFB die WM-Affäre untersucht.

Demnach gebe es auch Beweise gegen den früheren Verbandschef Theo Zwanziger. Erst Zwanziger habe die genaue Summe für die dubiose Zahlung von 6,7 Millionen Euro festgesetzt, dies hätten die Ermittler der Kanzlei durch handschriftliche Notizen des einstigen Spitzenfunktionärs auf einem entsprechenden Dokument festgestellt. Zwanziger bestritt in der "SZ" diese Darstellung. Das sei "dummes Zeug" und das "Geschwätz von DFB-Leuten".

"Hochreck der Verschleierung"

Die Ermittler hätten zudem E-Mails, Protokolle und Akten entdeckt, die auf dubiose Geschäfte hindeuten und die offenbar nicht öffentlich gemacht werden sollten. Der bisherige DFB-Vizegeneralsekretär Stefan Hans, der vom Verband Ende letzten Jahres entlassen wurde, sprach bei seiner Vernehmung durch die Kanzlei von einem "Hochreck" der Verschleierung bezüglich der im vergangenen Jahr aufgeflogenen Millionen-Schieberei vor der WM 2006. Die dubiose Zahlung von 6,7 Millionen Euro habe in der Buchhaltung "schlüssig ausgesehen". Den Unterlagen habe man "nicht ansehen" können, dass damit eine offenbar illegale Zahlung verdeckt werden sollte. Nur ein kleiner Kreis einiger Mitglieder des früheren WM-Organisationskomitees (OK) soll den wahren Zweck der Zahlung gekannt haben. Auch Zwanziger sei "tief involviert" gewesen. Dieser beteuerte jedoch: "Das kann mich gar nicht belasten." Er habe erst nach der Überweisung an die FIFA von dem eigentlichen Zweck erfahren.

Nachdem das OK-Präsidium einer Zahlung an die FIFA in Höhe von sieben Millionen "grundsätzlich" zugestimmt habe, weil ein krummer Betrag auffällig gewesen sei, soll Zwanziger 300.000 Euro für Personalkosten des deutschen OK herausgerechnet haben. Auch die Frankfurter Staatsanwaltschaft ermittelt in der Sache unter anderem gegen Zwanziger wegen eines möglichen Steuervergehens. Diesen Vorwurf bestreitet der Ex-Chef des DFB ebenfalls.

Umstrittene Millionen-Zahlung

Nach Angaben von SZ, NDR und WDR liegen der Kanzlei zudem neue Dokumente vor, denen zufolge die Vergabe des Turniers 2006 nach Deutschland von Bestechungsversuchen begleitet gewesen sein könnte. Das gelte etwa für eine Afrika-Hilfe in Höhe von sieben Millionen Euro, die der Fußball-Weltverband FIFA vom deutschen OK gefordert hatte. Von Freshfields gefundene Unterlagen werfen demnach die Frage auf, ob diese Millionen-Hilfe ein Ausgleich dafür sein sollte, dass Südafrika die Abstimmung über die WM 2006 gegen Deutschland verloren hatte und erst 2010 zum Zuge kam. Zeuge Hans sagte angeblich aus, mit dem Geld hätten in Afrika Bolzplätze gebaut werden sollen. Aber dies habe "wohl nicht sieben Millionen Euro gekostet". Er wisse nicht, ob das deutsche OK oder "Dritte" den Millionenbetrag gezahlt hätten.

Bestechungzahlungen kurz vor der Vergabe?

Die Rede ist zudem von einer E-Mail, die ein Mitarbeiter der DFB-Pressestelle im August 2012 an Mitarbeiter des Verbands verschickt haben soll. Im Anhang war eine Liste aus einer Anklage gegen den früheren FIFA-Vermarktungspartner ISL mit Bestechungszahlungen aus den Jahren 1999 bis 2001. Danach hatte eine Person, in der Liste "E 16" genannt, 250.000 US-Dollar erhalten - und zwar genau einen Tag vor der Vergabe der WM 2006 an Deutschland. Auf Fragen zu dieser E-Mail habe es bislang keine erhellenden Antworten gegeben. Vieles bleibt weiterhin unklar - auch weil die befragten Zeugen für einige Vorgänge keine Erklärung geliefert haben. Der Freshfields-Abschlussbericht soll am 4. März der Öffentlichkeit vorgestellt werden.