1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Auf die Plätze, fertig, los...!

14. August 2009

Am Wochenende beginnt die Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Berlin. Die Zuschauer dürfen sich auf große Duelle, die Sportler auf ganz besondere Medaillen freuen.

https://p.dw.com/p/J7wT
Hochspringerin Ariane Friedrich schreit nach einem gelungenen Sprung (Foto: dpa)
Der Schrei zu Gold? Hochspringerin Ariane Friedrich gehört zu den FavoritenBild: picture alliance/dpa

Berlin ist soweit: die Sitze im Olympiastadion sind geputzt, die Laufbahn gefegt und die elektronischen Hilfen zur Zeit- und Weitenmessung ausgiebig getestet worden. Sogar der überwiegende Teil der Eintrittskarten ist bereits verkauft worden. Eine halbe Million Tickets muss das Berliner Organisationskomitee unters Volk bringen, um bei der WM das weite Rund an jedem Tag gefüllt zu haben. Bisher sind schon mehr als 300.000 Karten weggegangen, die Zahl steigt stündlich.

Selbst wenn einige der Sitze leer bleiben sollten, auf der Laufbahn und an den Sprunggruben wird es voll werden. Insgesamt 2101 Athleten - 1154 Männer und 947 Frauen - aus 202 Ländern stehen auf der vorläufigen Meldeliste, die der Weltverband IAAF am Sonntag (09.08.2009) veröffentlichte. Dabei könnten die kürzeste und die längste Laufstrecke für besondere Rekorde sorgen: Für die 100 Meter sind bisher 100 Sprinter aus 72 Ländern gemeldet, den Marathonlauf, der am Brandenburger Tor startet, möchten sogar 101 Männer aus 39 Nationen in Angriff nehmen.

Deutsche Hoffnungen

Die größten Hoffnungen, dass aus der bloßen Teilnahme auch ein Stück Edelmetall wird, liegen auf deutscher Seite auf den Schultern von Hochspringerin Ariane Friedrich, die in der bisherigen Saison mit außergewöhnlichen Leistungen auf sich aufmerksam machte. "In Berlin zu gewinnen, das wäre unvorstellbar", sagt sie "Das ist höher zu bewerten als ein Olympiasieg, denn schließlich ist das die WM im eigenen Land." Genug Motivation ist also in jedem Fall schon einmal vorhanden. Jetzt muss sie sich nur noch im Dauerduell gegen die amtierende Weltmeisterin Blanka Vlasic aus Kroatien durchsetzen.

Die deutsche Marathonläuferin Irina Mikitenko freut sich über ihren Sieg beim Berlin-Marathon 2008 (Foto: dpa)
2008 beim Berlin-Marathon durfte Mikitenko noch jubelnBild: DPA

Leider abschreiben muss der Deutsche Leichtathletikverband (DLV) kurzfristig eine mögliche Marathonmedaille von Irina Mikitenko. Die gebürtige Kasachin hatte auf ihre Teilnahme verzichtet, da sie sich nach dem Tod ihres Vaters vor zwei Wochen nicht in der Lage sah zu laufen. Dafür machen die Leistungen in den technischen Disziplinen Hoffnung: Mit der Hammerwerferin Betty Heidler, dem Diskuswerfer Robert Harting, der in Berlin ein Heimspiel hat, sowie der Kugelstoßerin Nadine Kleinert und ihrem Disziplinkollegen Ralf Bartels hat der DLV heiße Eisen im Feuer. Bartels jedenfalls kann es kaum erwarten, dass es endlich losgeht: "Man versucht es zwar noch ein bisschen herauszuschieben, aber so langsam fängt das Kribbeln an", sagt er.

Speerwerferin Christina Obergföll (Foto: dpa)
Speerwerferin Christina Obergföll muss sich steigernBild: picture alliance/dpa

Ebenfalls viel erwarten darf man von Speerwerferin Steffi Nerius, die nach dieser Saison aufhören wird, aber kurz vor Schluss noch einmal einen "letzten Frühling" erlebt. Gute Saisonleistungen lassen auf eine Medaille hoffen. Vielleicht findet im Kielwasser von Nerius auch Christina Obergföll, Vizeweltmeisterin bei der letzten WM in Osaka, zurück in die Erfolgsspur - nach schwachen Würfen in der Vorbereitung wirkte sie zuletzt verunsichert. Nicht unter Druck setzen lassen will sich Weitspringer Daniel Bayer. Der Bremer hatte im März bei der Hallen-EM mit seinem Satz auf die Europarekordweite von 8,71 Meter für großes Aufsehen und lange Diskussionen gesorgt. Nun muss er versuchen die Weite auch unter freiem Himmel zu bestätigen. Der deutsche Rekord von 8,49 Meter vom Juli haben gezeigt, dass er auf dem richtigen Weg ist.

Erbitterte Duelle

Zieleinlauf bei der WM in Osaka: Tyson Gay vor Usain Bolt (Foto: dpa)
Vor zwei Jahren in Osaka war Tyson Gay schneller als Usain BoltBild: picture alliance/dpa

Mit großer Spannung wird der Zweikampf um die Krone im Sprint erwartet. Weltrekordler und Olympiasieger Usain Bolt aus Jamaika und Weltmeister Tyson Gay aus den USA sind die Kontrahenten, die sich über 100 und 200 Meter miteinander messen werden. "Wer Weltmeister werden möchte, muss gut genug sein, Weltrekorde zu laufen", sagte Gay. Er traut sich das zu. Nicht ohne Grund, war er doch im bisherigen Saisonverlauf der Schnellere der beiden. Mit 9,77 Sekunden über 100 Meter und 19,58 Sekunden über 200 Meter führt er die Weltbestenliste 2009 an.

Ebenso knapp wie zwischen Bolt und Gay könnte es im Speerwurf der Männer zwischen dem Finnen Tero Pitkämäki und dem Norweger Andreas Thorkildsen zugehen. Ein weiteres Duell auf höchstem Niveau ist über die 10.000 Meter der Frauen zu erwarten, wo sich die beiden Äthiopierinnen Tirunesh Dibaba und Meseret Defar um Gold streiten werden.

Begehrte Designerstücke

Medaillen der Leichtathletik-Weltmeisterschaft (Foto: dpa)
So sehen sie aus - die Medaillen von BerlinBild: DPA

Insgesamt 141 Medaillen sind in Berlin zu vergeben, alles Einzelstücke. Die Plaketten sind nämlich der Disziplin angepasst, in der sie jeweils vergeben werden. Auf ihnen abgebildet ist ein Sportler in typischer Haltung. Ein schönes Detail, das die WM in Berlin besonders macht. "Das ist eine neue Idee. Es ist sehr viel Dynamik dabei", findet auch der regierende Bürgermeister Klaus Wowereit, Mitglied des Organisationskomitees. "Das sind wirklich hervorragende Designerstück, die eine junge Designerin aus Berlin kreiert hat. Ein großes Dankeschön, dass sie so tolle Entwürfe gemacht hat."

Ein leichter Schatten fällt aus Richtung Österreich auf die WM. Am Dienstag (11.08.2009) ließ Stefan Matschiner, österreichischer Sportmanager und Schlüsselfigur im derzeitigen Dopingskandal seiner Heimat, verlauten, es sei an der Tagesordnung gewesen, Proben der von ihm betreuten dopenden Sportler vor wichtigen Wettkämpfen an Dopinglabors der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA zu schicken. Dort wurden sie gegen Geld unter der Hand analysiert: So wussten die Sportler immer, ob gefahr bestand, erwischt zu werden. "Darunter war auch ein deutscher Leichtathelt, ein Top-Läufer", behauptet Matschiner. "Allerdings hatte ich nur über einen Mittelsmann Kontakt zu ihm. Ich habe ihm in den letzten Jahren Designersteroide zukommen lassen." Der betreffende Athlet sei noch aktiv und sogar amtierender deutscher Meister.

Autor: Andreas Ziemons
Redaktion: Wolfgang van Kann