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Reise

Aus für Roms Pferdekutschen naht

3. Juli 2017

Werden Roms Fiaker bald durch Elektrofahrzeuge ersetzt? Die Regierung um Bürgermeisterin Raggi plant das Aus für die schon lange umstrittenen "botticelle". Sehr zum Missfallen der Kutscher. Die wollen sich wehren.

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Italien Debatte um Droschkenpferde in Rom
Bild: picture-alliance/dpa/D. Giagnori

Sie gehören in Rom zum Stadtbild: die "botticelle" - pittoreske Pferdekutschen, die Touristen zu Sehenswürdigkeiten wie der Spanischen Treppe oder dem Kolosseum fahren. Geht es nach Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi, werden die Fiaker aber bald der Vergangenheit angehören. Nachdem Tierschützer schon seit Jahren die Abschaffung gefordert hatten, plant Raggis Regierung nun, die
"botticelle", deren Name in etwa "kleine Fässer" bedeutet, im Laufe des Sommers aufs Abstellgleis zu schicken. Sie sollen durch Elektrofahrzeuge ersetzt werden. Die Kutscher sind entsetzt.

Italien Debatte um Droschkenpferde in Rom
Bild: picture-alliance/dpa/D. Giagnori

Raggis Plan muss allerdings noch von der Stadtversammlung bewilligt werden. Der Beschluss des Gemeinderats sieht vor, dass die 41 Kutschen zunächst nur noch in öffentlichen Parks zum Einsatz kommen. Die Fahrer sollen zur Entschädigung reguläre Taxilizenzen bekommen - oder sie müssen auf die Einführung der Elektromobile warten, damit sie wieder auf den Straßen unterwegs sein können.

Italien Debatte um Droschkenpferde in Rom
Prototyp einer ElektrokutscheBild: picture-alliance/Ufficio Stampa Roma Capitale

Wann die elektronischen Fahrzeuge zum Einsatz kommen, ist jedoch unklar. Bislang gibt es lediglich einen 2012 entwickelten Prototyp. Kosten und Zeitplan für die Produktion stünden noch nicht fest, erklärt Daniele Diaco, Vorsitzender des Umweltausschusses des Gemeinderats und Mitglied von Raggis linkspopulistischer Fünf-Sterne-Bewegung. Die Kutscher haben bereits angekündigt, vor Gericht zu ziehen, sollten ihre "botticelle" abgeschafft werden. Es sei unverständlich, warum die Fiaker in Rom nicht fahren dürfen, in anderen italienischen und europäischen Städten aber erlaubt seien, sagt Angelo Sed, der Vorsitzende der römischen Kutschervereinigung. In Richtung der Tierschützer gewandt sagt er: "Was denkt ihr denn, passiert mit unseren Pferden, wenn es die "botticelle" nicht mehr gibt?" Er liebe seine Arbeit. "Und niemand kümmert sich besser um mein Pferd als ich - warum also soll ich mich aus meinem Job drängen lassen?"

Italien Debatte um Droschkenpferde in Rom
Filmstar Anita Ekberg 1956 unterwegs mit einer Kutsche in RomBild: picture-alliance/dpa

Für die Tierschützer schaden die "botticelle" dagegen den Tieren. Sie setzten die Pferde einer "anstrengenden Arbeit unter oft schweren Bedingungen aus", schreibt der italienische Tierschutzbund Lav. In Rom wird seit Jahren über ein Verbot und den Umgang mit den Kutschen diskutiert. Boykottaufrufe von Tierschützern gab es mehrere. Und es gibt Beispiele, in denen die Tiere zu Schaden kamen: 2008 starben zwei Pferde an den Folgen von Verkehrsunfällen, weitere erlitten seitdem Verletzungen. Tierschützer weisen außerdem auf die "oft unerträglichen Bedingungen" hin, denen die Pferde ausgesetzt seien.

Für die Touren gelten daher bereits jetzt strenge Regeln: Im Sommer müssen die Tiere bis 18.00 Uhr ruhen und bei Temperaturen über 33 Grad dürfen Kutschen ebenfalls nicht fahren. Dem Vorsitzenden der Kutschervereinigung Sed zufolge sollte eine klassische Tour für vier Personen zwischen 50 und 100 Euro kosten und rund 40 bis 50 Minuten dauern. Die Preise für die Fahrten sind allerdings nicht reguliert. Einige Touristen berichteten davon, abgezockt worden zu sein. Sollte das geplante Aus kommen, wäre es eine der ersten maßgeblichen Entscheidungen Raggis im ersten Jahr ihrer Amtszeit. Die 38-Jährige hatte bei der Wahl im vergangenen Juni einen mehr als deutlichen Sieg eingefahren. Seitdem blieben die Erfolge jedoch aus. Probleme bei der Müllentsorgung und Korruption in den eigenen Reihen haben die Regierung teils ins Chaos gestürzt.

Italien Debatte um Droschkenpferde in Rom
Bild: picture-alliance/dpa/A. Di Meo

Alvise Armellini (dpa)