Aus für umstrittenes "Bombodrom"
9. Juli 2009Seine Entscheidung nach jahrelangem Streit über das sogenannte "Bombodrom" teilte Franz Josef Jung (CDU) am Donnerstag (09.07.2009) in Berlin mit. Er stellte fest, dass dies weder eine inhaltliche Anerkennung der bisherigen Rechtsprechung sei noch eine Anerkennung der Argumente der vielen Kritiker. Die Bundeswehr werde sich jetzt im Ausland nach Ausbildungsmöglichkeiten umschauen.
Zuletzt hatte das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg Ende März Urteile der Vorinstanz bestätigt und entschieden, dass auf dem Areal auch künftig keine Tiefflieger trainieren dürfen. Dagegen hätte die Bundeswehr bis zum 13. Juli Revision einlegen können. Jetzt verzichtete sie. Der Bundestag hatte sich am 2. Juli ebenfalls dagegen ausgesprochen. Die Abgeordneten folgten damit einem Antrag des Petitionsausschusses.
Die Bundeswehr wollte auf dem rund 14.000 Hektar umfassenden Gelände den größten deutschen Luft-Boden-Schießplatz errichten, das heißt Übungsbomben abwerfen und Tiefflüge üben. Anwohner und Tourismusbranche hatten erbittert gegen die Pläne auf dem Gebiet im Norden Brandenburgs an der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern gekämpft.
Schaden für Natur und Tourismus
Ebenso wie die Regierungen und Landtage beider Länder befürchteten sie erhebliche Beeinträchtigungen des Tourismus, der eine bedeutende Einnahmequelle der strukturschwachen Region ist. Mehrfach scheiterte die Bundeswehr vor Gericht, hielt aber zuletzt weiter an den Plänen fest.
Zwei wesentlich kleinere Übungsgelände in Nordhorn (Niedersachsen) und Siegenburg (Bayern) sollten durch das "Bombodrom" entlastet werden. Bei Wittstock hätte nach den ursprünglichen Plänen zudem eine rund 800 Mann starke Garnison entstehen sollen.
Flugzeuge stürzten ab
Das Wald- und Heidegebiet hatte bereits die Sowjetarmee nach 1946 genutzt. Bis zu 25.000 Mal im Jahr übte sie dort Bombenabwürfe. Dabei verloren Flugzeuge auch schon einmal zu früh ihre Last oder stürzten ab, so dass Häuser beschädigt wurden. (win/det/dpa/ap/epd)