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Auslaufmodell: Atommülllager Asse

15. Januar 2010

Umweltminister Norbert Röttgen sagt "Ja" zur vollständigen Räumung des maroden Atommülllagers Asse. Vorher müsse aber das Stilllegungskonzept ausgebaut werden. Das Bundesamt für Strahlenschutz mahnt jedoch zu Eile.

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Radioaktiver Abfall in Fässern in Asse (undatierte Aufnahme)
Bild: picture-alliance/ dpa

Die Schachtanlage Asse bei Wolfenbüttel in Niedersachsen droht einzustürzen, weil Salzlösung in das Bergwerk eingedrungen ist. Der Grund sind nicht oder nur locker verfüllte Hohlräume, die zu erheblichen Stabilitätsproblemen führten.

Bundesumweltminister Norbert Röttgen sprach sich am Freitag (15.01.2010) für die "vollständige Rückholung" der radioaktiven Abfälle aus dem maroden Atommülllager aus. Vor einer endgültigen Entscheidung über die Rückholung müssten aber zunächst "einige Einlagerungskammern geöffnet und probeweise Abfallgebinde untersucht werden", sagte Röttgen. Die Kenntnisse über den Zustand der Abfälle seien bisher mangelhaft, was eine klare Entscheidung zu einer Stilllegungsoption erschwere. Außerdem fehle ein umfassendes Notfallkonzept.

Hinweisschild zur Schachtanlage Asse (Foto: AP)
Bild: AP

Drei Varianten zur Schließung

Um Gefahren für Mensch und Umwelt heute und auch in ferner Zukunft auszuschließen, hat das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) drei verschiedene Möglichkeiten vorgestellt, wie sich die Asse sicher stilllegen ließe.

Rückholung: Dabei müssen die radioaktiven Abfälle maschinell aus der Asse rückgeholt werden. Die Fässer werden zunächst überwiegend mit ferngesteuerten Geräten geborgen und für den Transport umverpackt. Bis der Atommüll abtransportiert und endgelagert werden kann ist ein Zwischenlager notwendig.

Umlagerung: Die radioaktiven Abfälle werden in tiefere Bereiche des Salzstocks gebracht. Dafür werden tiefer im Berg neue Hohlräume geschaffen. Leer geräumte Kammern müssen sofort wieder langzeitsicher verschlossen werden, um die Grube zu stabilisieren.

Vollverfüllung mit Spezialbeton: Bei dieser Variante bleiben die radioaktiven Abfälle am derzeitigen Ort. Alle noch zugänglichen Hohlräume und Strecken sowie die Einlagerungskammern werden mit Spezialbeton aufgefüllt. Die restlichen Hohlräume können gegebenenfalls mit geeignetem Material geschlossen werden, um eine schnelle Stabilisierung des Grubengebäudes zu erreichen.

Rückholung als beste Variante

In dem 225-seitigen Gutachten des BfS wird die Rückholung des Atommülls als "die einzige sicher umsetzbare" Alternative bezeichnet. Der Präsident des BfS, Wolfram König, bewertete in Hannover die Rückholung als "beste Variante" und rät der Bundesregierung angesichts des "prekären Zustands der Grube" Asse zu größter Eile.

Zustimmung von Bürgerinitiativen und Greenpeace

Umweltaktivisten befestigen auf dem Asse-Gelände ein Plakat mit der Aufschrift Auslaufmodell Asse (Foto: dpa)
Die Umweltorgansiation Robin Wood protestierte schon 2007 gegen die AsseBild: picture-alliance/ dpa

Der Zusammenschluss der Bürgerinitiativen der Region und der "Asse-Koordinationskreis" befürworten die Bewertung des Bundesamtes für Strahlenschutz und wandten sich gegen Röttgens Entscheidung zu probeweise Untersuchungen der Abfallgebinde. "Man darf die Entscheidung für die Rückholung nicht an Vorbedingungen knüpfen", kritisierte der Sprecher des Koordinationskreises, Andreas Riekeberg, den Umweltminister. Aufgrund der zahlreichen Schwierigkeiten müsse man schnell mit der Rückholung beginnen.

Auch die Umweltorganisation "Greenpeace" sprach sich für ein Ausräumen atomarer Altlast aus. "Nur die Rückholung bietet Langzeitsicherheit für Bevölkerung und Umwelt", erklärte Greenpeace. An welchem Standort der Asse-Müll letztendlich endgelagert wird, muss nach Ansicht der Umweltorganisation und des Naturschutzbundes Deutschland wissenschaftlich erforscht werden.

Asse als Probe-Endlager

Das Atommülllager Asse bei Wolfenbüttel ist ein rund 100 Jahre altes Kali- und Salzbergwerk. Von 1965 bis 1992 hat das Helmholtz Zentrum München das Bergwerk im Auftrag des Bundesforschungsministeriums genutzt, um die Handhabung und die Lagerung von radioaktiven Abfällen in einem Endlager zu erproben. Zwischen 1967 und 1978 wurden in 125.787 Fässern 46.930 Kubikmeter radioaktive Abfälle eingelagert. Im September 2008 haben die beteiligten Ministerien vereinbart, die Asse zukünftig wie ein Endlager zu behandeln. Zu Beginn letzten Jahres hat das Bundesamt für Strahlenschutz das Helmholtz Zentrum München als Betreiber der Asse abgelöst und kam nun zu dieser Neubewertung des Atommüllagers.

Autorin: Nasirah Raoufi (dpa,apn,epd)
Redaktion: Sabine Faber