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Aussichtsreiche Geschäfte

Heiner Kiesel30. September 2012

Nach Kriegen, Embargos und ethnisch-religiösen Konflikten ist im Irak viel Aufbauarbeit zu leisten - ein Milliardenmarkt. Deutsche Firmen halten sich allerdings bisher sehr zurück.

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GettyImages 104265591 Metal pipes are seen as the land is cleared from ordnance and mines laid down during the Iraq-Iran war 1980-1988, in the massive Majnoon oil field, some 40 kms from the eastern border with Iran, on February 7, 2012, in southeastern Iraq. Iraq's Southern Oil Co, which is partnered with Shell and Petronas inaugurated the first commercial jetty in the Shatt al-Arab since the start of the war with Iran. The port's main function is to facilitate the transportation of equipment to the massive Majnoon oil field. AFP PHOTO/ALI AL SAADI (Photo credit should read ALI AL-SAADI/AFP/Getty Images)
Öl IrakBild: Getty Images

Ibrahim Bahr al-Ulum kann gar nicht anders, als ein rosiges Bild von der Zukunft des Irak zu zeichnen. Die Zahlen, die der ehemalige Ölminister des arabischen Landes beim zweiten deutsch-irakischen Wirtschaftsforum in Berlin nennt, legen nichts anderes nahe. "In zwei Jahren werden wir wieder mehr Öl fördern als vor dem ersten Golfkrieg und mit den steigenden Rohölpreisen werden auch unsere Staatseinnahmen wachsen." Derzeit werden etwa drei Millionen Barrel am Tag gefördert, bis 2017 soll sich die Menge mehr als verdoppeln. Ausländische Unternehmen sollen helfen, dieses Ziel zu erreichen, indem sie Förderanlagen, Pipelines und Straßen bauen. "Das sind unglaubliche Chancen für Firmen", lockt al-Ulum.

Ibrahim Bahr al-Ulum, ehemaliger irakischer Ölminister Copyright: DW/Heiner Kiesel
Ibrahim Bahr al-Ulum, ehemaliger irakischer ÖlministerBild: DW/H.Kiesel

Im Irak liegt vieles brach und muss wieder aufgebaut werden. Das Land hat das Geld dafür - im kommenden Jahr sollen die Einnahmen aus dem Ölexport die 100-Milliarden-Dollar-Marke knacken. Mit diesen Mitteln möchte der Staat das Know-how und die Arbeitskraft ausländischer Firmen einkaufen. Dabei geht es nicht nur um den Ölsektor. "Wir haben das Wasser aus dem Euphrat, 1000 Quadratkilometer entwicklungsfähiges Agrarland, es stehen viele Millionen Dinar bereit für Projekte im Bau- und Energiesektor", sagt der Gouverneur der südöstlichen Provinz Maysan, Ali Daway Lazim al-Fartoosi, "machen Sie mit!".

Werben um deutsche Unternehmen

Abdulaziz al-Mikhlafi, Generalsekretär der deutsch-arabischen Wirtschaftskammer Ghorfa, meint, dass die Deutschen jetzt endlich zuschlagen sollten. "Die Italiener, die Koreaner, Japaner und Chinesen sind schon dort und die Iraker wollen mit den Deutschen zusammenarbeiten." Der Gouverneur der südwestlichen Provinz Najaf - Kasem Mohammed Abed - hofft, dass alte Traditionen wieder aufgenommen werden. "Es gibt endlose Möglichkeiten", sagt der Regionalpolitiker. "Ich wünsche mir, dass es wie in den 1970er-Jahren wird, damals sind sie im Irak keine zehn Kilometer gefahren, ohne eine deutsche Baumaschine zu sehen."

Abdulaziz al-Mikhlafi, Generalsekretär der deutsch-arabischen Wirtschaftskammer Ghorfa. Copyright: DW/Heiner Kiesel
Abdulaziz al-Mikhlafi, Generalsekretär der deutsch-arabischen Wirtschaftskammer GhorfaBild: DW/H.Kiesel

Aktive und ehemalige Regierungsmitglieder des Irak tragen diese Botschaft derzeit persönlich in deutsche Ministerien und vor allem Firmensitze. Insgesamt 200 Delegierte sind zum Wirtschaftsforum gekommen. Die deutschen Unternehmer freuen sich zwar über den Besuch, kennen aber auch die Schattenseiten des angepriesenen "Investitionsparadieses" Irak. Beispiel Siemens - einer der großen Spieler beim Bau von Energieanlagen im Irak. Im Jahr 2008 erhielt das Unternehmen den Zuschlag für 18 Projekte mit einer Kapazität von insgesamt 3200 Megawatt.

Hohe Sicherheitskosten

"Es gibt aber ein Problem mit der Sicherheit", sagt Hartmut Huber, Sales-Director des Unternehmensbereichs Energie bei Siemens. "Wir gehen mit unseren eigenen Fachleuten ins Land und haben ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem. Das können sich kleinere Unternehmen kaum leisten." Ein Drei-Tage-Business-Trip komme auf etwa 50.000 Euro Kosten allein für die Sicherheitsleute, erzählt Huber. Die Lage im Süden und im Zentrum des Landes sei trotz vieler Verbesserungen immer noch sehr gefährlich.

Hartmut Huber, Sales Manager Siemens Energy. Copyright: DW/Heiner Kiesel
Hartmut Huber, Manager bei Siemens EnergyBild: DW/H.Kiesel

In diesem September waren unter anderem Bagdad, Nassirija und Amara wieder mit tödlichen Anschlägen in den Nachrichten. Es gibt wenige Vertreter des offiziellen Irak, die in diesem Punkt Klartext sprechen. Ismael Haloob aus Salah ad-Din gehört dazu: "Wer Angst hat, sollte lieber zuhause bleiben."

Modellregion Kurdistan

Doch es gibt einen Teil des Irak, der anders ist, nämlich die Kurdengebiete im Norden. Dort, in den autonomen irakischen Provinzen ist die Sicherheitslage so ruhig wie in Jordanien oder der Osttürkei. Die Vertreter der Provinzen seien wesentlich entspannter im Gespräch mit Investoren und Geschäftspartnern als ihre Kollegen aus dem Süden, freut sich der Vizegouverneur von Erbil, Tahar Abdullah Othman. "Es ist dort alles so viel leichter, wir haben 22 Stunden Strom am Tag und nicht nur drei bis vier Stunden wie im Rest des Landes und wir haben die Investitionen für ausländische Firmen von der Steuer befreit." Projekte, die im Rest des Landes lange verhandelt und beantragt werden, würden bei den Kurden rasch auf den Weg gebracht - denn auch hier mische sich die Regierung aus Bagdad wenig ein. Es sei ein außergewöhnlicher Teil des Landes, vermitteln die Kurden auf der Konferenz in Berlin.

Vizegouverneur von Erbil, Tahar Abdullah Othman Copyright: DW/Heiner Kiesel
Der Vizegouverneur von Erbil, Tahar Abdullah OthmanBild: DW/H.Kiesel

Michael Fraenzel, Managing Director des Medizinausrüsters Karl Kolb, bestätigt diesen Eindruck aus eigener Erfahrung. "Das ist eine Art Irak light", meint der Unternehmer, "und für deutsche Firmen ist es eine hervorragende Möglichkeit, sich in der Region zu akklimatisieren". Kurdistan sei durch seine Vorteile allerdings auch zu einem hart umkämpften Markt geworden, berichtet er. "Sicherlich lassen sich dort gute Geschäfte machen, dennoch bleibt es nur ein kleiner Teil des irakischen Marktes."