Ausstellung "Congo Stars": Kongolesische Kunst aus fünf Jahrzehnten
Eine Ausstellung in der Kunsthalle Tübingen zeigt Werke kongolesischer Künstler seit den 1960er Jahren - und nimmt Besucher noch bis Ende Juni mit auf eine eindrückliche Reise durch reale und imaginäre Orte des Kongo.
L'image d'un Congo prospère et d'espoir, 2006
Mit dem "Bild eines wohlhabenden und hoffnungsvollen Kongo" zeigt der 1980 geborene Maler Makenge Mamungwa, alias SAPINart, eine positive Zukunftsvision für seine Heimat. Obwohl die Demokratische Republik Kongo reich an Bodenschätzen ist, gehört das Land heute zu den ärmsten der Welt. Die Künstlerszene hingegen floriert - wie die Tübinger Ausstellung "Congo Stars" zeigt.
Marche de soutien contre le SIDA, 2006
Chéri Samba gehört zu den Stars der kongolesischen Kunst. Er begründete die "Zaire School of Popular Painting" in Kinshasa und ist seit 1989 in großen internationalen Ausstellungen vertreten. In seinen Bildern behandelt er den kongolesischen Alltag - vom Nachtleben und der Musikszene bis zu Armut, Ausbeutung und Krankheiten wie AIDS (französisch "SIDA").
Article 15, 1992
Bayangu Mayala, genannt Maître SYMS, lernte in Chéri Sambas Kunstschule Siebdruck und Porträtmalerei, bevor er 1977 sein erstes eigenes Atelier eröffnete. Auch er widmet sich den alltäglichen Sorgen der Kongolesen. Das Werk "Article 15" bezieht sich auf einen beliebten kongolesischen Witz, wonach Artikel 15 der Verfassung beinhalte, dass jeder für sich selbst sorgen müsse.
Nganda Tika Muana, 1992
Monsengo Kejwamfi, "Moke", brachte sich selbst das Malen bei. Heute ist er einer der international bekanntesten Vertreter der kongolesischen Malerei. Er selbst versteht sich als "Maler-Journalist". Wie hier zeigen viele seiner Werke das typische Bartreiben in Kinshasa, in dem die gegenseitige Abhängigkeit von Geld und Liebe in einer patriarchalen Gesellschaft nicht verheimlicht wird.
Roi satellite, 2012
Monsengo Shula begann im Alter von 15 jahren als Assistent seines Cousins Moke mit Wandbildern und Gebrauchsgrafik. "Roi satellite" bezieht sich auf das kurzlebige, aber ambitionierte Weltraumprogramm Zaires unter Mobutu in den 1970er Jahren. Shulas "Afronauten", die in bunten Raumanzügen durch den Orbit kreisen, stehen dabei für eine von Fortschritt und Wohlstand geprägte Zukunft.
Mami Wata, 1962
Eines der ältesten Bilder der Ausstellung stammt von Kayembe F. Die "Mutter des Wassers" ist ein beliebtes Motiv zentralafrikanischer Kunst. Das nixenartige Mischwesen wird stets von einer Schlange begleitet und gilt als Verführerin wie als Verursacherin von Leid, insbesondere durch Krankheit. Mit ihrer hellen Hautfarbe steht sie sinnbildlich für das Streben nach westlichem Wohlstand und Luxus.
An Imaginary Trip, #11, 2006
Gosette Lubondo widmete sich, animiert durch die fotografische Arbeit ihres Vaters, schon während des Grafikdesignstudiums an der Académie des Beaux-Arts de Kinshasa der Studiofotografie. In ihrer Fotoserie "Imaginary Trip" verarbeitet sie ihr Bedürfnis zum Reisen (per Zug), was in der DR Kongo aufgrund des Mangels an Verbindungen schon immer sehr schwer war.
Los Galacticos, 2010
Auch Joseph Kinkonda, alias Chéri Chérin, studierte an der "Académie des Beaux-Arts de Kinshasa". Zu seinen Lehrern gehörte der österreichische Künstler Peter Weihs. In den 1970er Jahren entstand dort die "peinture populaire", die als Malerei aus dem Volk für das Volk wirken sollte. Künstler wie Chéri Chérin spiegeln mit ihren Gemälden humorvoll und kritisch die Probleme des Landes wider.
Tokyo yéyé, 1993
Bodys Isek Kingelez, 2015 verstorben, arbeitete lange Zeit als Lehrer und widmete sich nach 1985 völlig der Kunst. Seine Arbeit befasst sich mit einigen der größten Herausforderungen des 20. Jahrhunderts: Entkolonialisierung, Gesundheitskrisen und der Suche nach nationaler Identität.
Ko bungisa mbala mibale (Second Loss), 2017
Eddy Kamuanga Ilunga gründete mit gleichgesinnten Künstlern 2011 das Studio "M’Pongo". In der Serie "Perte de repères" (Verlust der Bezugspunkte) beschäftigt er sich mit der Zeit nach der Unabhängigkeit, Identitätsverlust und den wirtschaftlichen Folgen der Deindustrialisierung. Seine Werke und die anderer Künstler werden in der Kunsthalle in Tübingen noch bis Ende Juni für Besucher ausgestellt.