Australien lässt Tausende Kamele abschießen
8. Januar 2020Die zum Abschuss freigegeben Kamele gefährdeten entlegene Ortschaften der Ureinwohner, teilten die Behörden zur Begründung mit. Riesige Herden von Kamelen seien auf der Suche nach Wasser und Nahrung inzwischen bis in Gemeinden der Ureinwohner vorgedrungen, hätten das Trinkwasser verschmutzt und die knappen Lebensmittelvorräte geplündert, hieß es vom Umweltministerium des Bundesstaates South Australia.
Es sei die erste Keulung dieser Art in der Region, teilte der Verwaltungsbezirk Anangu Pitjantjatjara Yankunytjatjara (APY) mit. In dem dünn besiedelten Gebiet leben etwa 2300 Ureinwohner.
Das Abschießen diene nicht nur dem Schutz der Menschen, sondern auch dem Wohl der Herden, erklärte das Ministerium. Es seien bereits Tiere verdurstet oder hätten sich gegenseitig totgetrampelt. Die Kamele werden von Hubschraubern aus von Scharfschützen abgeschossen. Die Tötung erfolge nach höchsten Tierwohl-Standards
Kamele wurden in Australien erstmals Mitte des 19. Jahrhunderts aus Indien eingeführt, um sie für die Erschließung des Kontinents zu nutzen. Heute leben in der australischen Wüste vermutlich so viele wilde Kamele wie nirgendwo sonst auf der Welt. In dem 2010 verabschiedeten Nationalen Aktionsplan zu wildlebenden Kamelen gehen die Autoren von mehr als einer Million Tiere aus. Wird die Population demnach nicht kontrolliert, verdoppelt sie sich alle acht bis zehn Jahre. Die Kamele gelten in Australien als Plage, da sie Quellen verseuchen und bei der Futtersuche die natürliche Flora zertrampeln.
Rauch überwindet Ozean
2019 war das trockenste Jahr in Australien seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die extreme Dürre ist einer der Hauptgründe für die seit Monaten anhaltenden verheerenden Buschbrände im Land. Die daraus resultierenden Rauchwolken erreichten nun Südamerika - das mehr als 11.000 Kilometer entfernt ist.
Der wolkenlose Himmel in Zentral-Chile ist durch Rauchpartikel ergraut, wie Meteorologen bestätigten. Auch in Argentinien ist der Rauch vom südlichen Patagonien bis in die zentralen Provinzen Córdoba und Buenos Aires sichtbar. Nach Angaben der argentinischen Wetterwarte SNM befindet sich die Rauchwolke auf einer Höhe von rund 5000 Metern. Damit sei sie kein Gesundheitsrisiko. Nur der Himmel ergraue und am Abend scheine die Sonne etwas rötlicher, hieß es weiter.
Seit dem Ausbruch der großen Feuer im Oktober sind in Australien zusammengenommen etwa 110.000 Quadratkilometer Land verbrannt, das entspricht ungefähr der Größe Bulgariens. Es gibt mindestens 25 Todesopfer.
Nach der Schätzung eines Wissenschaftlers sind mindestens eine Milliarde Tiere ums Leben gekommen. Alleine im Bundesstaat New South Wales an der Ostküste seien mehr als 800 Millionen Säugetiere wie Koalas und Kängurus sowie Reptilien und Vögel gestorben, sagte Chris Dickman, Ökologe und Professor an der Universität Sydney. Bei diesen Zahlen handele es sich um sehr vorsichtige Schätzungen, die tatsächliche Anzahl der toten Tiere dürfte deutlich höher liegen, sagte Dickman.
Seine jüngste Schätzung basiert auf einem Bericht der Tierschutzorganisation WWF von 2007 mit Zahlen zur Dichte der in der Wildnis lebenden Säugetiere (ausgenommen Fledermäuse), Reptilien und Vögel im Staat New South Wales. Nicht mitgezählt wurden demnach Frösche, Insekten und andere wirbellose Tiere.
Aus etlichen Ländern gibt es mittlerweile Hilfsangebote: So twitterte EU-Ratspräsident Charles Michel: "Die EU und ihre Mitgliedsstaaten sind bereit, mehr zu tun." Die Europäische Union hat laut Michel bisher mit Landkarten dabei geholfen, die Rettungsmaßnahmen zu erleichtern. Zuvor hatte bereits US-Präsident Donald Trump im Gespräch mit Australiens Regierungschef Scott Morrison Unterstützung angeboten.
In den Brandgebieten nutzen die Einsatzkräfte einen kurzen Wetterumschwung, um die verheerenden Feuer wenigstens teilweise einzudämmen. Zugleich wuchs die Sorge, dass sich zwei Brände in den Bundesstaaten New South Wales und Victoria zu einem unkontrollierbaren Riesenfeuer verbinden.
Die derzeitigen Bedingungen mit leichten Regenfällen und niedrigeren Temperaturen seien "viel günstiger", sagte der Feuerwehrchef von New South Wales, Shane Fitzsimmons. Nun gehe es darum, in der kurzen Hitzepause den Schutz vor einer weiteren Ausbreitung der Feuer zu verstärken. Einige der zahllosen Busch- und Waldbrände sind allerdings zu groß, um gelöscht zu werden. Gegen sie hilft nur anhaltender Regen.
Zum Freitag hin erwarten die australischen Behörden einen neuen Temperaturanstieg.
se/ust/fab (dpa, ap, afp, environment.gov.au, APY/Facebook)