Australien: Nordkoreanischer Agent gefasst
17. Dezember 2017Die australischen Ermittler sprechen von einem "Wirtschaftsagenten". Offensichtlich ging es um einen großangelegten Versuch, die seit Jahren geltenden Sanktionen zu umgehen, die das kommunistische Land von wichtigen Gütern und Finanzmitteln abschneiden. Der jetzt in Sydney festgenommene Mann habe versucht, illegale Geschäfte einzufädeln, mit denen "Millionen an Dollar" für Nordkorea hätten eingenommen werden können, teilte die australische Polizei mit.
Der 59-jährige Chan Han Choi, australischer Staatsbürger koreanischer Abstammung, sei als "loyaler Agent Nordkoreas" enttarnt und arrestiert worden, so die Australian Federal Police. Ihm wird vorgeworfen, unter anderem Raketenteile und Technologien auf dem Schwarzmarkt angeboten zu haben. Choi war demnach an Gesprächen über den Bau einer Produktionsstätte für Raketengeschosse beteiligt. Zudem sei es um die Lieferung von Raketenteilen und Software für ballistische Systeme sowie um den Transfer von technischem Wissen aus Pjöngjang gegangen.
Beispiellose Geheimaktion
Der Fall sei "mit nichts, was wir jemals auf australischem Boden gesehen haben, vergleichbar", kommentierte Polizeivertreter Neil Gaughan den aufgedeckten Rüstungsdeal. Man spreche von "mehreren zehn Millionen Dollar", wenn beide geplanten Transfers zu Stande gekommen wären, so Gaughan vor der Presse. Choi habe im Kontakt mit ranghohen nordkoreanischen Beamten gestanden. Die Behörden machten keine Angaben dazu, mit wem Choi ins Geschäft kommen wollte.
Der Verdächtige war am Samstag in einem Vorort von Sydney gefasst worden. Die Polizei kam dem Mann nach eigenen Angaben durch einen Tip "der Strafverfolgungsbehörden eines ausländischen Partners" auf die Spur.
Australiens Regierungschef Malcolm Turnbull sprach am Sonntag von einer "sehr wichtigen Festnahme". Nordkorea sei ein "gefährliches, rücksichtsloses, kriminelles Regime, das den Frieden in der Region bedroht". Alle Länder müssten die UN-Sanktionen befolgen.
Choi muss sich in sechs Anklagepunkten verantworten, ihm drohen bis zu zehn Jahre Haft. Die Polizei schließt weitere Anklagepunkte aber nicht aus. So soll er auch versucht haben, Kohle an Unternehmen in Indonesien und Vietnam zu verkaufen.
SC/haz (APE, afp, rtre)