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Auswärtige Zinssitzung der EZB gestartet

5. März 2015

Der EZB-Rat ist auf Zypern zu seiner ersten auswärtigen Zinssitzung in diesem Jahr zusammengekommen. Wichtiges Thema dürften auch die spektakulären Anleihen-Käufe der Notenbank sein.

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EZB billiges Geld Symbolbild (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Es wird erwartet, dass die Europäische Zentralbank (EZB) auf dem geldpolitischen Treffen den Schlüsselsatz für die Geldversorgung des Bankensystems auf dem Rekordtief von 0,05 Prozent belässt, auf dem er seit September liegt. Börsianer erhoffen sich von EZB-Präsident Mario Draghi am Nachmittag vor allem nähere Einzelheiten zum geplanten, mehr als eine Billion Euro schweren Anleihen-Kaufprogramm. Zudem rechnen sie damit, dass Draghi eine nach oben korrigierte Wachstumsprognose der EZB-Volkswirte für den Euro-Raum vorstellen wird.

Draghi hatte im Januar angekündigt, dass er im Kampf gegen eine gefährliche Abwärtsspirale aus fallenden Preisen und sinkenden Investitionen 1,14 Billionen Euro in das Finanzsystem der Euro-Zone pumpen will. Die EZB will nach dem Vorbild der US-Notenbank Fed Staatsanleihen und andere Wertpapiere erwerben, um dadurch die Kreditvergabe anzukurbeln und die Inflationsrate wieder in Richtung ihrer Zielmarke von knapp zwei Prozent anzuheben. Mit minus 0,3 Prozent im Februar liegt sie momentan deutlich davon entfernt.

Details werden mit Spannung erwartet

Bisher hieß es, die Käufe sollten im März starten und monatlich etwa 60 Milliarden Euro umfassen. Draghi könnte nun beispielsweise Details zum konkreten Beginn, zu den Laufzeiten der Anleihen oder zur Verteilung bekanntgeben. Mit Spannung werden auch Aussagen über die Dauer des Programms erwartet, das eines der größten ist, das es jemals gegeben hat.

An den Märkten muss der Italiener noch viel Überzeugungsarbeit leisten. In einer Reuters-Umfrage unter Volkswirten waren zuletzt nur etwas mehr als die Hälfte der Auffassung, dass es mit der Geldflut gelingt, die Teuerungsrate Richtung zwei Prozent zu bewegen. Ebenfalls rund die Hälfte ging davon aus, dass Draghi das Programm über das bislang geplante Ende im September 2016 hinaus verlängern muss.

Kritik von Finanzexperten

Zudem fragen sich manche Experten, ob die EZB überhaupt die angepeilten Kaufgrößen erreichen kann. "Das Gespenst der Knappheit von Staatsanleihen geistert schon seit einiger Zeit durch den Markt und hiermit verbunden die Spekulation, dass die EZB nahezu jeden (noch so hohen) Preis bieten muss, um das angestrebte Ankaufvolumen zu erreichen", schreiben etwa die Experten der LBBW.

Die EZB wolle die Konjunktur- und Schuldenprobleme Europas lösen, dies sei "aber eigentlich nicht ihre Aufgabe", sagte der Hohenheimer Bankenexperte Hans-Peter Burghof am Donnerstag im Bayerischen Rundfunk. In den Krisenländern sei nicht fehlendes Geld das Problem, sondern "unerträgliche Rahmenbedingungen".

Burghof kritisierte das Ziel der EZB, den Euro zu schwächen, um den Export zu stärken. "Ist das überhaupt die richtige Strategie für Europa, den billigen Jakob zu machen?", fragte der Finanzexperte der Universität Hohenheim. Zudem sehe er die Gefahr einer Deflation in der Eurozone nicht, mit der die EZB die Anleihekäufe begründet. Dieses Argument werde jedoch "von vielen sehr stark instrumentalisiert", sagte Burghof.

Wird die Prognose korrigiert?

Im Blickpunkt der Pressekonferenz dürfte zudem stehen, ob die Notenbanker die Konjunkturaussichten in der Euro-Zone inzwischen etwas günstiger beurteilen. EZB-Chefvolkswirt Peter Praet hatte schon angedeutet, dass die Wachstumsprognose etwas besser ausfallen könnte. Im Dezember hatten EZB-Fachleute für 2015 ein Plus in der Euro-Zone von 1,0 Prozent prognostiziert - für 2016 lautete ihre Erwartung bislang 1,5 Prozent.

ul/iw (rtr, afp)