Avigdor Lieberman
9. Februar 2009Liebermans Karriere ist erstaunlich: Im heimatlichen Kischinew in Moldawien war er Türsteher eines Nachtklubs. Im georgischen Baku Rundfunkansager und in Israel, wo er 1978 einwanderte, wurde er rasch in der Politik aktiv. Von Anfang an befand er sich im rechten Lager, unter anderem als Generaldirektor des "Likud" und Kanzleichef des damaligen Ministerpräsidenten Netanjahu. 1999 gründete er dann seine eigene Partei "Israel Beitenu", und seitdem geht es bergauf mit ihm.
Lieberman hat es vom Türsteher zum Königsmacher gebracht. Seine Anhänger rufen zwar jetzt schon "Ministerpräsident, Ministerpräsident", wenn er auftritt, aber so weit ist es noch nicht. Allerdings kann ohne ihn vermutlich keiner mehr regieren. Es sei denn, die Polizei wiederholt, was sie mit Olmert getan hat und klagt ihn an. Immerhin gibt es mehr Fragen als Antworten darauf, wovon der agile Lieberman denn lebt und wie er seine zahlreichen Reisen in die alte Heimat finanziert.
Gegen arabische Israelis
Lieberman konzentriert sich lieber auf andere Fragen und er legt sich mit Vorliebe mit den arabischen Staatsbürgern des Landes an. Ein knappes Fünftel der Bevölkerung Israels sind Araber, aber mit israelischer Staatsangehörigkeit. Sie haben ihre eigenen kleinen Parteien und eigene Abgeordnete im Parlament. Allerdings haben sie auch ihre eigenen Probleme, besonders dann, wenn ihr Staat gegen ihr Volk vorgeht. So wie es kürzlich in Gaza geschah.
Lieberman versuchte daraufhin, die arabischen Parteien verbieten zu lassen, und wenn dieser Versuch auch vorerst am Widerstand der Gerichte scheiterte, so argumentiert Lieberman doch unbekümmert weiter: "Ich hoffe nicht nur, dass es gelingt, die für illegal zu erklären, sondern ihnen auch die Staatsbürgerschaft abzuerkennen: Ohne Loyalität keine Staatsbürgerschaft. Das muss man festsetzen."
Solche Sprüche kommen gut an in Israel. Dort ist man zusehends enttäuscht von der Unfähigkeit der bisherigen Politiker und fühlt sich erneut wachsenden Gefahren ausgesetzt. Die Wähler sind Lieberman daher aus fast allen Parteien zugelaufen, die ihn folglich auch wie einen Hecht im Karpfenteich attackieren. Von den einen wird er als Faschist beschimpft, und der sephardische Oberrabbiner, dessen "Schas"-Partei Anhänger an Lieberman verliert, wettert, der Emporkömmling esse Schweinefleisch. Lieberman genießt all dies offenbar. Er weiß, dass an ihm niemand mehr vorbei kommt.