B wie Buch
23. April 2002Ausgerufen wurde der Welttag 1995 auf Antrag der spanischen Region Katalonien. Zum Namenstag des Volksheiligen San Jordi (Sankt Georg) schenken sich die Menschen dort seit jeher Rosen, später auch Bücher. Gleichzeitig ist der 23. April der Todestag von William Shakespeare und Miguel de Cervantes.
Reisebegleiter oder Reiseersatz
Mittlerweile wird die Idee in immer mehr Ländern begeistert aufgegriffen. In Deutschland wird der Welttag des Buches seit 1996 begangen. "Mit dem Buch auf die Reise gehen" ist in diesem Jahr das übergreifende Motto, das auf die Bedeutung des Buches als Reisebegleiter oder aber auch als Reiseersatz hinweist. Über 4000 Buchhandlungen und Bibliotheken, Schulen und Verlage beteiligen sich bundesweit mit unterschiedlichsten Angeboten und Projekten an dem großen Lesefest.
Spürnasenbuch
Die "Stiftung Lesen" zum Beispiel will Kinder zum Welttag des Buches zum Verschenken und Schreiben von Geschichten anstiften. Im Rahmen der Kampagne "Spürnasen unterwegs" werden Mädchen und Jungen in den Schulen und über das Internet dazu aufgerufen, am "dicksten Spürnasenbuch der Welt" mitzuschreiben. Schulen sollen sich in Krimi-Schreibwerkstätten verwandeln. Außerdem lädt das "Underground-Quiz" zum Knobeln rund um die Kriminalliteratur ein.
editionWelttag
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels bringt in Zusammenarbeit mit dem deutschen PEN-Zentrum ein exklusives Bändchen mit Reiseerzählungen von Siegfried Lenz heraus. Titel: "Zaungast". Es ist das zweite in der "editionWelttag". Zum Auftakt der Reihe im vergangenen Jahr hatte Nobelpreisträger Günter Grass "Fünf Jahrzehnte", einen Werkstattbericht, vorgelegt. Jahr für Jahr sollen nun in einmaliger, limitierter Auflage bis dahin nicht als Buch veröffentlichte Texte wichtiger Gegenwartsautoren folgen. Ein Teil des Verkaufserlöses kommt verfolgten Autoren in aller Welt zugute.
Bewahrung von Wissen
In ihrer Resolution zum ersten Welttag des Buches 1995 hatte die UNESCO erklärt, dass "Bücher in der Geschichte der wichtigste Faktor für die Verbreitung und Bewahrung von Wissen" sind. Dies wird offensichtlich auch in Deutschland so gesehen. In einer Umfrage nach der Entbehrlichkeit von Medien gaben nur 13 Prozent der Deutschen an, am ehesten auf Bücher verzichten zu können. Zum Vergleich: 39 Prozent würden bei der Mediennutzung, wenn denn Verzicht angesagt wäre, das Internet links liegen lassen.
Frauen sind Leseratten
Dass Alter, Geschlecht und Bildung bei den Medienvorlieben eine gewisse Rolle spielen, liegt auf der Hand. Frauen, so stellte sich bei der Umfrage heraus, sind sehr viel größere Leseratten als Männer. Dass mit steigendem Bildungsgrad die Vorliebe für Bücher wächst, ist wenig überraschend. Genauso wenig wie die Tatsache, dass die 14-bis 19-Jährigen weitaus stärker am Internet hängen als der Durchschnitt. Dass diese Altersgruppe das Buch mehrheitlich für ein entbehrliches Medium hält, passt irgendwie in die Pisa-Landschaft.
Lies mal wieder
Dennoch: dass Buch und Internet sich gegenseitig ergänzen, beweist nicht zuletzt der relative Erfolg des E-Commerce im Buchhandel. Ob allerdings die jugendliche Klientel den Tipp des Börsenvereins zum Welttag des Buches beherzigt, mag bezweifelt werden: "Gehen Sie in die Buchhandlung und besorgen Sie Lesestoff", heißt es auf dessen Internet-Seite. Aber trotzdem kann man den Aufruf nur unterschreiben: "Lesen Sie. Schnappen Sie sich ein Buch - und los geht's."
Autor: Wim Abbink
Redaktion: Kay-Alexander Scholz