Ballack bleibt Kapitän
1. September 2010Wochenlang hatte Fußball-Deutschland darüber diskutiert: Ist Michael Ballack nach überstandener Verletzung und seinem, wenn auch mäßig erfolgreichen, Comeback in der Bundesliga nun wieder Kapitän der deutschen Nationalmannschaft? Oder trägt Philipp Lahm, der Kapitän während der WM in Südafrika, weiter die Binde am Oberarm. Bundestrainer Joachim Löw hatte geschwiegen – bis jetzt: "Ich bin zu der Entscheidung gekommen, dass Michael Ballack der Kapitän unserer Mannschaft bleibt."
Das große Aber
Wer dachte, damit sei alles geklärt, wurde gleich im nächsten Satz eines Besseren belehrt. Löw sagte, er habe Ballack in einem langen Gespräch klar gemacht, dass die Weltmeisterschaft die Situation verändert habe, dass "Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira in unserem zentralen Mittelfeld ihre Aufgaben hervorragend gelöst haben und dass ich im Moment auch diese beiden Spieler auf dieser Position sehe." Mit anderen Worten: Schweinsteiger und Khedira haben Ballack von seinem Stammplatz verdrängt. Der 33 Jahre alte Neu-Leverkusener, so Löw, sei "nach den ersten beiden Bundesligaspielen und einer langen Verletzungspause noch nicht in der Lage, die Mannschaft zu verstärken."
Löw will abwarten
Löw hatte Ballack für die beiden EM-Qualifikationsspiele am Freitag (03.09.2010) in Brüssel gegen Belgien und am kommenden Dienstag (07.09.2010) in Köln gegen Aserbaidschan nicht in den Kader der Nationalmannschaft berufen. Und auch für die nächsten beiden EM-Qualifikationsspiele in Berlin gegen die Türkei (08.10.2010) und in Kasachstan (12.10.2010) will sich der Bundestrainer noch nicht festlegen. "Ich werde mir die Entwicklung ansehen und dann entscheiden." Immerhin aber machte Löw dem 98-maligen Nationalspieler Ballack ein wenig Mut: "Ich hoffe und glaube, dass Michael auch wieder in diese Verfassung kommt, in der wir ihn alle kennen. Und dann ist er auch sicherlich eine Verstärkung für die Mannschaft."
"Keine Machtspielchen"
Bis dahin trägt aber Philipp Lahm die Kapitänsbinde. Der Verteidiger aus München hatte mehrfach bekräftigt, dass er auch weiterhin Kapitän bleiben wolle. "Er hat das bei der WM auch hervorragend gemacht", sagte Löw. "Da war ich absolut zufrieden mit der Art und Weise, wie er, Bastian Schweinsteiger und auch der Mannschaftsrat das Team geführt haben." Mit diesen Worten machte der Bundestrainer klar, dass er künftig eher auf das Kollektiv als auf einzelne Superstars setzt. Den Mund wolle er keinem verbieten, sagte Löw. "Es geht in unserer Mannschaft nicht um irgendwelche Machtspielchen, Machtansprüche, Machtdemonstrationen, Demontagen oder was auch immer. Wir haben mündige Spieler, die auch gerne ihre Meinung sagen können."
Neuer bleibt Nummer eins
Allerdings machte Joachim Löw auch klar, dass es nur einen Chef geben könne - das sei nicht der Kapitän, sondern er selbst: "Die Bedingungen stelle ich als Trainer. Die Spieler können vielleicht mal Wünsche äußern." Und als Chef gab Löw noch eine weitere Entscheidung bekannt: Manuel Neuer, der bei der WM zwischen den Pfosten gestanden hatte, bleibt vorerst die Nummer eins im deutschen Tor.
Autor: Stefan Nestler
Redaktion: Arnulf Boettcher
Hinweis: DW-RADIO überträgt das EM-Qualifikationsspiel gegen Aserbaidschan (07.09.2010) live: Die Sondersendungen beginnt um 20.30 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit.