Baustart für Northvolt-Batteriezellfabrik
25. März 2024Trotz schwacher Wirtschaftsdaten wird Deutschland laut Bundeskanzler Olaf Scholz ein starker Industriestandort bleiben. "Investitionen wie die von Northvolt sind für unser Land und für Europa von strategischer Bedeutung", sagte der SPD-Politiker am Montag zum Baustart für eine neue Batteriefabrik des schwedischen Herstellers Northvolt im schleswig-holsteinischen Heide. Batteriezellen Made in Germany würden helfen, auch über den Verbrennermotor hinaus gute Autos zu bauen. Northvolt werde klimafreundlich produzierte Batteriezellen für eine Million Autos im Jahr herstellen.
"Deutschland war, ist und bleibt ein starkes Industrieland», sagte Scholz weiter "Und die Herstellung guter Autos bleibt auch über den Verbrennermotor hinaus Rückgrat unserer Industrie." Dafür brauche es Batteriezellen aus deutscher Herstellung. Deshalb sei der Bau der Gigafactory bei Heide eine gute Nachricht für das ganze Land. 3000 Jobs entstünden bei Northvolt direkt, noch einmal 10.000 würden im Umfeld der Fabrik erwartet. "Daraus ergeben sich riesige Chancen für den Mittelstand."
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) rechnet damit, dass sich an der Westküste durch den Bau vieles verändern wird. Das sei der Sinn der ganzen Übung für Deutschland, aber auch für die Region. "Es wird anders aussehen. Es ist ein großer Eingriff", sagte Habeck. Umgekehrt bedeute dies, dass Arbeitsplätze und Wertschöpfung entstünden und die Region touristisch attraktiver werde.
"Grünste Batterie der Welt"
Northvolt verwies auf die mehr als ausreichend verfügbare Windenergie vor der Westküste Schleswig-Holsteins. Dies sei ein entscheidendes Standortkriterium gewesen, teilte der Konzern mit. Er verwies darauf, dass im Landkreis Dithmarschen 1987 der erste Windpark Deutschlands entstanden sei. Die Zellmontage in der neuen Großfabrik ist für 2026 geplant, der Endausbau soll 2029 abgeschlossen sein. Das Investitionsvolumen beträgt 4,5 Milliarden Euro. Erste Gespräche zur Ansiedlung hatten im September 2021 stattgefunden. Nun entsteht das Großprojekt auf einer Fläche von 110 Hektar. Die EU-Kommission hat die Staatshilfen für das Vorhaben bereits genehmigt. Insgesamt geht es um Subventionen in Höhe von 902 Millionen Euro - 700 Millionen davon sind Zuschüsse, 202 Millionen Garantien.
Das Unternehmen will nach eigenen Angaben nicht weniger als die "grünste Batterie der Welt in Serie" produzieren. Das Werk soll geklärtes Abwasser aus der Region für Kühlzwecke nutzen. Wärme aus der Produktion könnte an ein mögliches Fernwärmenetz der Stadt Heide abgegeben werden. Angedacht ist auch eine Anlage zum Recycling von Altbatterien ausrangierter E-Autos. Das schwedische Unternehmen hat nach eigenen Angaben einen Auftragsbestand von mehr als 50 Milliarden Dollar. Kunden sind die Volkswagen-Gruppe, BMW, Scania und Volvo Cars. Im schwedischen Västerås befindet sich ein Forschungs- und Entwicklungscampus für Batteriezellen. Seit 2022 produziert das Unternehmen auch in einem Werk im schwedischen Skellefteå.
Kritik an hohen Subventionen
Auch das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) sieht im Bereich der grünen Energien große Chancen für Schleswig-Holstein. Es gebe "viele gute regionale und wirtschaftspolitische Gründe, diesen Transformationsprozess zu fördern und zu beschleunigen", erklärte Institutspräsident Moritz Schularick. Unter dem Strich sei der Spatenstich allerdings "sehr teuer" und führe zu einem "Subventionswettlauf", kritisierte er. "Vermutlich wäre Northvolts Investment auch mit weit weniger Subventionen lohnend gewesen, was nur die Anteilseigner freut." Das Geld müsse nun "vom Steuerzahler aufgebracht werden und fehlt an anderer Stelle, etwa bei Investitionen in Bildung oder Infrastruktur", erklärte der IfW-Präsident.
hb/nm (dpa,rtr,afp)