Bayern-Talentschmiede für künftige Stars
29. Mai 2018Über eine kleine Brücke führt der Weg vom Hauptgebäude des Nachwuchsleistungszentrums des FC Bayern zur Spielstätte der Nachwuchskicker. Wer von ihnen beim Überqueren den Kopf hebt und in die Ferne schaut, der entdeckt dort in etwa drei Kilometern Entfernung den Ort ihrer Träume: die Allianz Arena. In dem Stadion, in dem schon nahezu alle Größen des Fußballs gespielt haben, wollen die Stars von morgen auch eines Tages kicken. Vorher müssen sie allerdings noch den beschwerlichen Weg durch die Nachwuchsmannschaften nehmen. "Von den Spielern, die hierherkommen, wird es die große Mehrzahl nicht schaffen. Wir wollen Spieler für die Profimannschaft rekrutieren. Aber wir wollen auch dafür sorgen, dass Jugendliche beim FC Bayern gut aufgehoben sind und auch wenn sie es nicht schaffen, eine gute Zeit haben", sagte Bayern-Präsident Uli Hoeneß bei der Eröffnung des Nachwuchsleistungszentrums im Juli vergangenen Jahres. Und tatsächlich schafft nur ein verschwindend geringer Anteil der Jugendspieler den Durchbruch bei einem großen Club, über 90 Prozent von ihnen verschwinden wieder in der Bedeutungslosigkeit.
Campus als Antwort auf Neymar-Transfer
Die Idee, einen solchen Campus zu errichten, wurde von Karl Hopfner ins Leben gerufen: "Ich bin fest davon überzeugt, dass dieses Projekt ein weiterer Meilenstein in der Geschichte unseres Clubs wird", äußerte sich der zwischenzeitliche Präsident des FC Bayern München im Herbst 2015. In weniger als zwei Jahren wurde das rund 70 Millionen teure Nachwuchsleistungszentrum errichtet. Der FC Bayern verspricht sich davon auch eine Alternative zu den drastisch gestiegenen Ablösesummen auf dem Transfermarkt: "Möglicherweise ist dieser Campus die Antwort des FC Bayern München auf das, was zur Zeit an Transferwahnsinn, an Gehaltsexplosion draußen passiert. Es wird die Aufgabe sein, den FC Bayern München in einem Bereich zu verbessern, wo wir sicherlich in den letzten Jahren nicht so gut gearbeitet hat", sagte Hoeneß bei der Eröffnung des Campus, kurz nach dem 222 Millionen Euro schweren Transfer von Neymar zu Paris St. Germain.
Nachwuchsspieler unterschreiben Profivertrag
Tatsächlich schaffte seit David Alaba 2011 lange Zeit kein Spieler mehr den Sprung aus der Jugend in den Profibereich des FC Bayern. Damit sich das ändert, sorgen die Bayern auf ihrem Campus für beste Bedingungen. Insgesamt 30 Hektar umfasst das Nachwuchsleistungszentrum. Darin enthalten ist auch ein Internat mit 35 Appartements, das auch jungen ausländischen Spielern die Möglichkeit geben soll, im FC-Bayern-Nachwuchsbereich zu spielen. Außerdem gibt es acht Fußballplätze. "Wir wollen uns auch international dahin entwickeln, dass wir uns wie die Profimannschaft zu den Top 5 in Europa zählen können", sagt Jochen Sauer, Leiter des FC Bayern Campus, der 2017 von RB Salzburg zu den Bayern wechselte. Dafür, so Sauer, sei es zwingend notwendig, dass die Spieler jeden Tag professionell arbeiteten, diszipliniert mit sich selbst und ihrem Körper umgingen und bei jedem Spiel und Training Höchstleistungen ablieferten. Zuletzt unterzeichneten mit Ron-Thorben Hoffmann, Lars Lukas Mai, Meritan Shabana und Franck Evina vier Spieler aus der eigenen Nachwuchsabteilung Profiverträge. Die drei Letztgenannten haben bereits ihre Bundesliga-Debüts hinter sich.