Bei der Lufthansa schon der zehnte Streik
4. Dezember 2014Erst am Dienstag war die neunte Streikwelle in dem seit April schwelenden Arbeitskampf bei der Deutschen Lufthansa zu Ende gegangen. Ungeachtet der Offerte der Konzernleitung zu einem Vermittlungsverfahren legten die Piloten nun am Donnerstagmorgen noch einmal die Arbeit nieder. Betroffen sind bis Mitternacht die Langstreckenverbindungen ab Frankfurt/Main, München und Düsseldorf. Die Lufthansa annullierte jeden zweiten Interkontinental-Abflug. Zudem fällt bei Lufthansa Cargo ein Drittel der Flüge aus.
Die Streiks der Piloten richten sich direkt gegen die Sparpläne der Lufthansa bei der betrieblichen Frührente, stehen aber auch immer stärker im Zeichen des Widerstands gegen die neue Billigsparten-Strategie der Unternehmensleitung.
Unter dem Namen "Eurowings" sollen künftig günstige Flüge sowohl innerhalb Europas als auch zu entfernten Zielen angeboten werden, wie Konzernchef Carsten Spohr am Mittwoch erläuterte. "Es gibt Kundensegmente, die wir mit einer Günstig-Airline besser erreichen wollen", sagte Spohr. Genau dieses Vorhaben ist den Piloten ein Dorn im Auge: Um die Tickets entsprechend günstig anbieten zu können, sollen die Cockpits der neuen Flieger nicht mehr mit teuren Konzern-Crews besetzt werden. Auch dagegen laufen die Piloten Sturm mit ihrem Ausstand, dem bereits zehnten in diesem Jahr.
Bekenntnis zu Köln
Auf der Langstrecke will die Airline Ende 2015 mit drei Flugzeugen ab Köln an den Start gehen und Flüge zu Badezielen in Florida, der Karibik oder am Indischen Ozean anbieten, wie Spohr sagte. Später solle die Flotte auf sieben Langstreckenflugzeuge vom Typ Airbus A330 erweitert werden. Die Flieger mit Platz für 310 Personen werden ausschließlich Sitze der Economy-Klasse bieten. Als Partner für den Betrieb habe der Charterflieger Sun-Express - ein Joint-Venture der Deutschen mit Turkish Airlines - den Zuschlag erhalten, sagte Spohr.
Auch auf Europa-Flügen baut die Lufthansa ihr Billigkonzept aus - unter dem gleichen Namen. Hier soll "Eurowings" bis 2017 mit 23 Airbus A320 in die Luft gehen. Vorgabe ist, dass die Tochter bis zu 40 Prozent günstiger fliegt als die große Lufthansa. Piloten, die nach dem teueren Konzerntarifvertrag bezahlt werden, sollen auch hier nicht zum Einsatz kommen.
Trotz aller Widerstände gab der Aufsichtsrat grünes Licht für das Vorhaben - auch mit Stimmen von Arbeitnehmer-Vertretern, wie die Agentur Reuters von einem Insider erfahren haben will.
SC/sti (rtr, dpa)