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Gaddafi Burkina Faso

7. September 2011

Gaddafi, Geld oder Gold: Die Spekulationen reißen nicht ab, dass Libyens Ex-Dikator Gaddafi auf dem Weg nach Burkina Faso ist. Das Land hatte gute Beziehungen zu Gaddafi, aber auch zum Westen. Das könnte Probleme geben.

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Blaise Compaore (Foto: AP)
Burkina Fasos Präsident Blaise Compaore ist auch ein Ex-MilitärBild: AP

"Als Afrikanerin glaube ich, dass Gaddafi die Möglichkeit bekommen sollte, in einem afrikanischen Land Asyl zu bekommen. Er hat gute Gründe, sich auf Burkina Faso verlassen zu können", sagt eine Frau auf den Straßen der Hauptstadt Ouagadougou. Es scheint, als sei Gaddafi schon auf dem Weg in das Land im Westen Afrikas. Seit Montag soll ein Konvoi aus 200 Fahrzeugen von Libyen unterwegs Richtung Westen sein. Gaddafis Sicherheitschef wurde an der Spitze der Wagenkolonne gesehen - und viele Experten meinen, dass diese Art Konvois ein typisches Reisemittel von Gaddafi und seiner Familie sind.

Doch es bleiben Spekulationen - manche Stimmen aus der Region meinen, dass in den Wagen auch nur ein Teil des Gaddafi-Schatzes sein will, den der Diktator auf die Seite schaffen möchte. Am späten Dienstagabend (06.09.2011) wies ein Sprecher des nigrischen Präsidenten Berichte über einen Militärkonvoi auf dem Weg von Libyen nach Niger als falsch zurück.

Zumindest wäre Burkina Faso als Exil eine gute Wahl - Gaddafi hat seit Jahren gute Beziehungen dorthin. Auch Geld floss von Tripolis nach Ouagadougou. "Wenn Gaddafi ins Exil geht, dann bleibt realistischerweise wahrscheinlich nur ein afrikanisches Land übrig", sagt der deutsche Libyen-Experte Alfred Hackenberg. "Es liegt immer noch sehr, sehr viel Geld in afrikanischen Ländern und es gibt viele Investitionen von Gaddafi, so dass er dort wahrscheinlich problemlos jederzeit genügend Bargeld bekommen wird".

Riskante Doppelstrategie

Libyens Ex-Diktator Gaddafi (Foto: dapd)
Wanted: Libyens Ex-Diktator GaddafiBild: dapd

Exil hat die Regierung von Staatspräsident Blaise Campaore dem Ex-Diktator bereits vor zwei Wochen angeboten. Die beiden Politiker haben einiges gemeinsam: Auch Campaore ist ein Ex-Militär und kam durch einen Putsch an die Macht. Doch zu viel Freundschaft mit Gaddafi tut der Regierung Burkina Fasos nicht gut. Das Land ist nämlich auch ein Freund des Westens - zwangsweise. Denn Burkina Faso ist eines der ärmsten Länder der Welt. Auf dem Entwicklungsindex der Vereinten Nationen belegt es Platz 161 von 169 Staaten. Europäische Entwicklungshilfe fließt reichlich. Zwischen 2008 und 2010 flossen allein aus Deutschland mehr als 75 Millionen Euro ins Land.

Idrissa Traoré, Chefredakteur der Wochenzeitung "L'Opinion" meint, dass "falls Gaddafi um Asyl bittet - warum sollte man es ihm nicht geben?" Er kommentiert die Aussage des Außenministers des Landes und fügt hinzu, dass "Burkina Faso eine gewisse Zahl von Verträgen geschlossen hat. Wenn alles in Einklang ist mit den Verträgen, dann gibt es kein Problem, dass Burkina Faso Gaddafi Asyl anbietet."

Frauen auf Motorrädern (Foto: dpa)
Burkina Faso ist eines der ärmsten Länder der WeltBild: picture-alliance/dpa


Ärger aus Den Haag

Vor allem ein Vertrag könnte der Regierung Probleme bereiten, wenn Gaddafi wirklich nach Burkina Faso kommt: Das Rom-Statut. Burkina Faso hat die Gründungsakte des Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) unterschrieben. Damit wäre die Regierung verpflichtet, Gaddafi auszuliefern. Denn der ist vom Weltgericht in Den Haag zur Fahndung ausgeschrieben. Sein Sohn und sein Geheimdienstchef ebenfalls. Sonst könnten westliche Länder die Entwicklungshilfe stoppen. Libyen-Experte Hackenberger glaubt daher: Ein Exil in einem anderen Land wäre sinnvoller.

"Für ein Land wie Burkina Faso oder auch jedes andere afrikanische Land wäre der diplomatische Druck unglaublich hoch und die Frage ist, ob sie dem widerstehen können", sagt der Experte. Er glaubt, dass ein Land wie Simbabwe eine bessere Wahl wäre. Denn Simbabwe hat die meisten Brücken zum Westen abgebrochen - Druck aus Washington, Paris oder Berlin würde die Regierung dort wahrscheinlich weit weniger beeindrucken. Doch auch Burkina Faso könnte sich einem Haftbefehl widersetzen - das Land ist Mitglied der Afrikanischen Union, die das Weltgericht kritisch sieht.

Doch auch auf den Straßen der Hauptstadt Ouagadougou sehen es nicht alle gerne, wenn Gaddafi nach Burkina Faso käme. " Wir haben ein wenig Angst, da es um Militärs geht", sagt ein Passant. Man wisse ja schließlich nicht, warum sie nach Burkina Faso kämen. "Kommen sie, um hierzubleiben, oder um von hier neue Angriffe zu starten und Libyen wieder zu erobern? Wir wissen es nicht."

Autoren: Daniel Pelz/Jan-Philipp Scholz
Redaktion: Lina Hoffmann