Benedikt im Libanon: "Habt keine Angst"
15. September 2012Papst Benedikt XVI. sei über die Ausschreitungen in Tripoli mit einem Toten und 25 Verletzten informiert, sagte sein Sprecher Federico Lombardi in Beirut. Gerade angesichts der aktuellen Spannung sei seine Friedensbotschaft besonders wichtig. Die dreitägige Reise sei "insgesamt eine Friedensbotschaft". Benedikt XVI. habe den Besuch nie infrage gestellt, betonte der Vatikansprecher. Der Empfang sei herzlich und die bisherigen Begegnungen positiv gewesen. Die Kernbotschaft der päpstlichen Ansprachen in der Region sei: "Habt keine Angst".
Libanons Staatspräsident Michel Suleiman, der einzige christliche Staatschef im arabischen Raum, hat seine Bürger per Twitter aufgerufen, das Oberhaupt der katholischen Kirche am Samstagmorgen vor dem Präsidentenpalast willkommen zu heißen. Der Höflichkeitsbesuch ist für 10.00 Uhr deutscher Zeit vorgesehen. Für die Dauer seines Aufenthalts im Libanon residiert Benedikt XVI. in der 30 Kilometer entfernten Vatikanbotschaft in Harissa, einem Wallfahrtsort nördlich der libanesischen Hauptstadt. Nach Gesprächen mit der politischen Führung des Landes stehen Begegnungen mit Vertretern der Kirchen und des Islam sowie mit Jugendlichen auf dem Programm.
"Keine Waffen mehr für Syrien"
Der Vatikan hat zwar stets den geistlichen Charakter der Libanon-Reise betont, allerdings fand der Papst schon auf seinem Flug nach Beirut deutlich Worte zum blutigen Konflikt in Syrien: Waffenlieferungen an das Nachbarland Syrien müssten "ein für allemal beendet" werden, sagte Benedikt: "Denn ohne Waffen kann der Krieg nicht weitergehen." Der Syrien-Konflikt griff jüngst auch auf den Libanon über. Die Stadt Tripoli im Norden des Landes war seit Mai mehrfach Schauplatz tödlicher Gewalt zwischen sunnitischen Gegnern und alawitischen Anhängern von Syriens Präsident Baschar al-Assad.
Nach seiner Landung wurde Benedikt XVI. von Präsident Suleiman und zahlreichen Würdenträgern begrüßt. Dabei rief der Papst zu mehr Eintracht zwischen den religiösen Gruppen im Land auf. Das berühmte "libanesische Gleichgewicht" sei höchst labil, sagte er auf dem Flughafen von Beirut und würdigte zugleich die Rolle der Christen im Libanon. Ihre Präsenz, ihr Einsatz und ihr Zeugnis seien ein "anerkannter und sehr geschätzter Beitrag" im täglichen Leben aller Bewohner des Landes.
Am Abend unterzeichnete Benedikt in Harissa zusammen mit kirchlichen Würdenträgern der Region das päpstliche Schlussdokument zur Synode der katholischen Bischöfe aus dem Nahen Osten, das zu Frieden und Versöhnung in der Region aufruft. Knapp 35 Prozent der rund vier Millionen Libanesen sind Christen. Die meisten von ihnen gehören mit Rom vereinten Kirchen an.
rb/gmf (kna, dpa, dapd, epd)