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Popkomm

20. September 2006

Die Popkomm habe sich vom Wagnis zum Erfolg entwickelt, sagte Berlins Regierender Bürgermeister bei der Eröffnung der Musikmesse. Auch die kränkelnde Musikbrache ist zufrieden: Legale und damit bezahlte Downloads boomen.

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Messebesucher mit Kopfhörer
Popkomm: music meets businessBild: AP

Gute Stimmung zum Popkomm-Auftakt: Die weltgrößte Musikmesse ist am Mittwoch mit der Rekordbeteiligung von über 800 Ausstellern aus 48 Ländern sowie einem klaren Bekenntnis der Bundesregierung zur Unterstützung deutscher Rock- und Popmusik gestartet. Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) lobte die in der Musikwirtschaft kursierende Idee einer "Initiative Musik", in der kreative Kräfte wie Musikausbilder, Plattenfirmen, Verleger oder Konzertveranstalter zusammenarbeiten sollen, um die Rahmenbedingungen für deutsche Popmusik im In- und Ausland zu verbessern. "Der Schwerpunkt könnte auf der Nachwuchsförderung liegen, die in Deutschland weiter ausgebaut werden müsste", sagte er zu Beginn der dreitägigen Messe.


Von Mittwoch bis Freitag wollen rund 2000 Künstler aus aller Welt die Popkomm besuchen. Es gibt 400 Konzerte in 30 Clubs. Ein Höhepunkt soll der Auftritt von "Tangerine Dream" am 21. September werden. Das Konzert zum 40. Band-Jubiläum ist zugleich Auftakt ihrer Welttournee.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit eröffnet die die Popkomm
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit eröffnet die PopkommBild: AP

Gilberto Gil zu Besuch

Die Popkomm findet zum 18. Mal statt. Partnerland ist Brasilien. Das südamerikanische Land ist mit 40 Musikunternehmen und mehr als 100 Künstlern vertreten, auch Brasiliens Kulturminister, der Musiker Gilberto Gil, ist zu Gast. Ein weiterer prominenter Redner ist der ehemalige Sänger der Undertones, Feargal Sharkey ("A Good Heart"), der sich mittlerweile als Fürsprecher der Kreativindustrie betätigt. Die Arbeit der Kreativen werde häufig noch unterschätzt und als weicher Faktor abgetan, sagte er. "Dabei macht die Kreativindustrie bereits ein Zwölftel der gesamten britischen Wirtschaftskraft aus und ist der am schnellsten wachsende Wirtschaftszweig." In Großbritannien erstelle eine Expertengruppe zusammen mit Regierungsvertretern gerade einen Entwurf darüber, "wie man das Beste und Meiste aus der Kreativwirtschaft herausholen und sie am effektivsten fördern kann", sagte Sharkey.

Der Musiker und brasiliansiche Kulturminister Gilberto Gil zu Besuch bei der Popkomm
Der Musiker und brasiliansiche Kulturminister Gilberto Gil zu Besuch bei der PopkommBild: AP

"Die hohe Internationalität ist längst zu einem Markenzeichen der Popkomm geworden", sagte Popkomm-Geschäftsführer Ralf Kleinhenz. Über 70 Prozent der 817 Aussteller kämen aus dem Ausland. Die Hauptthemen des Kongresses lauten in diesem Jahr "Pop und Politik", "Marketing", "Live", "Mobile Music" und "Künstlerperspektive".

Wohin geht's mit der Oper?

Auf der Popkomm findet auch in diesem Jahr die Klassik ein Forum. So lautet eine Veranstaltung "Quo vadis Oper? - Frischer Wind durch freche Inszenierungen?". Choreografin Sasha Waltz diskutiert unter anderem darüber, ob heutige Komponisten noch erfrischende und Richtungsweisende Impulse geben. Mehr als 50 Aussteller haben klassische Musik im Angebot. Erstmals ist auch Naxos vertreten, das zu den führenden Klassik-Labels weltweit gehört.

Pünktlich zur Popkomm vermeldet die Branche steigende Absatzzahlen
Pünktlich zur Popkomm vermeldet die Branche steigende AbsatzzahlenBild: AP

Pünktlich zum Beginn hatte die seit Jahren gegen die Piraterie kämpfende Musikbranche auch noch Positives zu vermelden: Nach acht Jahren abrutschender Umsätze verkündete das Marktforschungsunternehmen Media Control, dass immer mehr Musik gegen Bezahlung aus dem Internet herunter geladen werde: Die Zahl der legalen Musik-Downloads sei von Januar bis Ende August 2006 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast zwei Drittel auf mehr als 17,5 Millionen gestiegen. Bereits zum Jahresende könnte die 25-Millionen-Marke überschritten werden.

In Berlin etabliert

Zur Popkomm werden über 15.000 Fachbesucher erwartet. Darunter sind Musikmanager, Künstler, Veranstalter und Verleger. Auffällig ist die starke Präsenz von Musikexportbüros und Labels aus Ost- und Südeuropa. Zum ersten Mal sind bei einer Berliner Popkomm Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Schottland und Slowenien dabei. Seit 2004 ist Berlin Schauplatz, davor fand die Messe in Köln statt. (ina)