Berlinale: Glanz, Glamour und Politik
Die Berlinale gilt als das politischste unter den großen Filmfestivals. Der Iran und die Ukraine stehen in diesem Jahr im Mittelpunkt der Filmfestspiele. Ein Stelldichein auf dem roten Teppich darf trotzdem nicht fehlen.
Cate Blanchett als Dirigentin
Cate Blanchett kam für die Deutschland-Premiere ihres Films "Tár" nach Berlin, wo auch die Dreharbeiten stattfanden. Sie spielt darin eine Dirigentin, die sich in einer Männerdomäne durchsetzt und bald vom Vorwurf des sexuellen Machtmissbrauchs eingeholt wird. Für ihre Darstellung erhielt Blanchett bereits den Golden Globe, bei der Oscar-Verleihung im März gilt sie als Favoritin auf die Trophäe.
Steven Spielberg empfängt Ehrenbär
Steven Spielbergs Trophäen-Regal ist um eine Auszeichnung reicher: Er erhielt in diesem Jahr den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk. "Ich bin noch nicht fertig", sagte er bei der Verleihung, nachdem der minutenlange Applaus samt Standing Ovations abgeklungen war. Anlässlich der Ehrung liefen zahlreiche Spielberg-Filme auf dem Festival, darunter sein aktuelles Werk "The Fabelmans".
Helen Mirren präsentiert Biopic
Helen Mirren präsentierte das Biopic "Golda", in dem die britische Oscar-Preisträgerin die frühere israelische Premierministerin Golda Meir verkörpert. Im Vorfeld gab es Diskussionen, ob eine nicht-jüdische Schauspielerin die Rolle spielen dürfe. "Als jüdischer, israelischer Regisseur habe ich kein Problem damit", sagte Filmemacher Guy Nattiv. Auch Meirs Enkelkinder seien von Mirren begeistert.
Ein Konzert der Hoffnung
Die U2-Mitglieder Bono und Adam Clayton kamen zur Weltpremiere der Dokumentation "Kiss the Future". Der Film handelt vom kulturellen Widerstand junger Leute in Sarajevo während des Bosnienkriegs. U2 ließen während ihrer Welttour Menschen aus der umkämpften Stadt auf die Konzertleinwand schalten und gaben 1997 schließlich ein umjubeltes Konzert in Sarajevo.
Trottas unglückliche Literatur-Liebe
Die unglückliche Liebesgeschichte zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch zählt zu den großen Tragödien der Literatur. Regisseurin Margarethe von Trotta (2.v.l.) verhandelt im Wettbewerbsbeitrag "Ingeborg Bachmann - Reise in die Wüste" die Trennung aus Sicht der österreichischen Lyrikerin, gespielt von Vicky Krieps (3.v.r.). Ronald Zehrfeld (r.) spielt den Schriftsteller Frisch.
Therapiestunde mit Joan Baez
Die US-Folkmusikerin Joan Baez reiste zur Vorführung der Doku "Joan Baez I Am A Noise" zur Berlinale. Den Rahmen des Films bildet die Abschiedstour aus dem Jahr 2018, in zahlreichen Gesprächen geht es um schwierige Familienstrukturen, Therapien, Drogen, Zweifel und Depressionen. "Ich weiß nicht, wie sich mein Leben entwickelt hätte, wenn ich nicht so früh gesungen hätte", sagte sie in Berlin.
Gefährlicher Männerkult
Jesse Eisenberg und Adrien Brody (Bild) spielen im Beitrag "Manodrome" Mitglieder eines Männerkults, die ihr Scheitern in Hass auf Frauen kanalisieren. "Erwachsene Männer auf dieser Welt haben die inneren Ressourcen kleiner Jungen. Und sie müssen das mit einer Art Hyperaggression überkompensieren", sagte Regisseur und Drehbuchautor John Trengove. Der Film konkurriert im Wettbewerb um die Bären.
Doku über Boris Becker
Tennislegende Boris Becker stellte in Berlin die Doku "Boom! Boom! The World vs. Boris Becker" vor, die mehr vom früheren Sportidol zeigen soll als die öffentliche Person. Die Erwartung, die er an den Film hat, erklärte Becker auf der Pressekonferenz vor der Premiere so: "Ich hoffe, dass alle die Gelegenheit haben, eine andere Seite von diesem berühmten Kerl zu sehen, der hier sitzt."
Sean Penn fordert Waffen
Sean Penn stellt auf der Berlinale seinen Film "Superpower" vor. Ursprünglich wollte er Wolodymyr Selenskyjs Werdegang vom Schauspieler und Komiker zum ukrainischen Präsidenten nachvollziehen - bis Russland die Ukraine überfiel und den Fokus schlagartig änderte. Vor der Presse forderte Penn dazu auf, die Ukraine mit Langstreckenwaffen zu beliefern.
Höhepunkt der Eröffnungsgala
Als der ukrainische Präsident Wolodomyr Selenskyj auf der Leinwand erschien, gab es im Berlinale Palast Standing Ovations. Mit Verweis auf das Motto der ersten Berlinale 1951 ("Schaufenster der freien Welt") sagte er: "Heute ist die Ukraine eine Festung der freien Welt. die seit einem Jahr standhält."
Solidarität mit dem Iran
Künstlerinnen mit iranischen Wurzeln, darunter die Schauspielerin Jasmin Tabatabai (rechts) und die im diesjährigen Wettbewerb vertretene Regisseurin Emily Atef (Mitte) entrollen auf dem roten Teppich Tücher, auf denen in verschiedenen Sprachen "Frau, Leben, Freiheit" steht - der Slogan der iranischen Freiheitsbewegung.
Bären-Preisträgerin Paula Beer
Auch Schauspielerin Paula Beer kam zur Eröffnungsgala. 2020 erhielt sie als beste Darstellerin den Silbernen Bären für ihre Rolle in Christian Petzolds "Undine". Petzold stellt im diesjährigen Wettbewerb mit "Roter Himmel" den zweiten Teil einer geplanten Filmtrilogie vor, in der weiblichen Hauptrolle: Paula Beer.
Anne Hathaway spielt im Eröffnungsfilm
Oscar-Preisträgerin Anne Hathaway spielt die weibliche Hauptrolle im diesjährigen Eröffnungsfilm "She Came to Me" von Rebecca Miller. Sie dankte der Berlinale dafür, mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodomyr Selenskyj "einen Helden unserer Zeit" einzubeziehen. Selenskyj sprach am Abend zur Eröffnungsgala per Schalte zum Publikum und erinnerte daran, dass Politik und Kino zusammengehören..
Jury-Präsidentin Kristen Stewart
Auf der ersten Pressekonferenz bezeichnete es Jury-Präsidentin Kristen Stewart ("Spencer") als "süße Last", dem Gremium vorzustehen. In emotional anstrengenden Zeiten sei es Aufgabe von Künstlerinnen und Künstlern, sich mit dem Hässlichen und Schrecklichen zu befassen. Ihre iranische Jury-Kollegin Golshifteh Farahani sagte, in einer Welt im Umbruch stehe das Kino für Freiheit.
Die Berlinale-Jury
US-Schauspielerin Kristen Stewart führt in diesem Jahr die internationale Jury an. Dabei sind mit dem Rumänen Radu Jude und der Spanierin Carla Simón auch die Goldenen-Bär-Preisträger der beiden Vorjahre. Die iranische Schauspielerin Golshifteh Farahani, die deutsche Regisseurin Valeska Grisebach, die US-Produzentin Francine Maisler und der chinesische Regisseur Johnnie To komplettieren die Jury.
Der rote Teppich wird ausgerollt
Vor dem Berlinale Palast am Potsdamer Platz laufen die letzten Vorbereitungen, ehe das Filmfestival am Donnerstagabend mit einer Gala eröffnet wurde. 283 Filme aus 67 Ländern stehen auf dem Programm, im Wettbewerb um den Goldenen Bär für den besten Film und die Silbernen Bären - unter anderem für Drehbuch, Regie und Darsteller - treten 19 Werke an.
Diese Bildergalerie wurde am 25.02.2023 aktualisiert.