Berlinale-Chef lädt Flüchtlinge ein
23. Dezember 2015"Keiner von uns kann nachvollziehen und sich vorstellen, was die von den Nazis begangenen Taten wirklich bedeuten und was Millionen von Flüchtlingen damals ertragen mussten", sagte der Chef des Berlinale-Filmfestivals, Dieter Kosslick, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP. Nun könne jeder in Deutschland in den täglichen Nachrichten und Presseberichten sehen und miterleben, "was es bedeutet, nur mit Flipflops im November oder Dezember in ein kaltes Land zu kommen, dort hochschwanger in einer Schlange zu stehen - und niemand kümmert sich um einen", fügt er hinzu.
Der langjährige Leiter des internationalen Filmfestivals in Berlin kündigte an, dass die Berlinale im nächsten Jahr (11. bis 21. Februar 2016) Flüchtlinge nicht nur einladen, sondern auch als Mitarbeiter beschäftigen wolle. Einer der Food Trucks zur Verköstigung der Berlinale-Besucher werde gemeinsam mit der Berliner Flüchtlingsinitiative "Über den Tellerrand" speziell Essen und kleine Speisen aus den Herkunftsländern der Flüchtlinge, vor allem aus dem Mittelmeerraum, anbieten, sagt Kosslick zu den ersten Ideen. Dort könnten Asylbewerber auch mitarbeiten.
"Flüchtlinge" zentrales Thema auf der Berlinale 2016
Auch in den Filmprogrammen werde das Thema "Flüchtlinge" eine wichtige Rolle spielen, kündigt Kosslick in dem Interview an. "Das Schulprojekt unserer Kinder- und Jugendfilmsektion 'Generation' bindet eine sogenannte Willkommens-Klasse ein, in der Flüchtlingskinder bei der Integration unterstützt werden." Das Thema "Flucht und Vertreibung" ist nicht neu auf der international orientierten Berlinale, die traditionell Raum für politische Statements von Regisseuren oder Filmemachern gelassen hat. "Flüchtlinge haben seit 1951 immer eine Rolle gespielt", erinnert der Berlinale-Chef. "Eigentlich ist die Berlinale ein Flüchtlings-Filmfestival gewesen, damals waren viele Deutsche Flüchtlinge."
Auf der Berlinale im kommenden Jahr seien Flüchtlinge aus allen Ländern herzlich willkommen. Er werde als verantwortlicher Direktor ein Kontingent an 1000 Freikarten für alle Filmvorführungen der Berlinale für Asylbewerber bereitstellen. Es könnten auch mehr werden, kündigte Kosslick an. Unter den Flüchtlingen befänden sich auch viele Kulturschaffende.
hm/pg (afp)