Biblischer "Gehorsam" im Museum
Die Ausstellung in Berlin basiert auf der biblischen Geschichte vom Urvater Abraham, der auf göttlichen Befehl hin bereit ist, seinen Sohn zu opfern. Die multimediale Schau zeigt dabei auch Parallelen zur Gegenwart.
Von Gehorsam und Gottvertrauen
Der Ausstellung "Gehorsam" im Jüdischen Museum in Berlin liegt die biblische Geschichte des Urvaters Abraham zugrunde, der auf göttlichen Befehl hin bereit ist, seinen Sohn Isaak zu opfern. Die prominenten Ausstellungsmacher Saskia Boddeke und Peter Greenaway machen die biblische Erzählung auf besondere Art und Weise für die Besucher erfahrbar.
Die Kuratoren
Die holländische Multimedia-Künstlerin Saskia Boddeke und der britische Filmregisseurs Peter Greenaway konnten als Kuratoren der Ausstellung gewonnen werden. Die beiden inszenieren das biblische Drama rund um das Thema "Gehorsam" mit Filmprojektionen, kostbaren Objekten, Soundeffekten und raumgreifenden Installationen als eindringliches Werk in 15 Schauräumen.
Die Opferung Isaaks
Die Geschichte von Abraham und seinem Sohn Isaak hat Künstler aus allen Jahrhunderten inspiriert. Im Jüdischen Museum ist während der Schau eine um 1603 entstandene Reproduktion des berühmten Gemäldes von Michelangelo Merisi da Caravaggio zu sehen. Immer wieder setzte der italienische Meister biblische Themen auf der Leinwand um.
Tanz mit dem Teufel
Bereits im Foyer trifft der Besucher auf tanzende biblische Gestalten: Abraham, Isaak, ein Engel und der Teufel unterwegs zum Berg Moriah, wo die Opferung stattfinden soll. Die Szene ist Teil eines Films, der sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung zieht.
Isaak oder Ismael?
Abraham hatte zwei Söhne, opfern sollte er Isaak. Für Saskia Boddeke ist allerdings zweitrangig, welcher Junge getötet werden sollte: "Beide symbolisieren die Kinder, die das Recht haben, beschützt zu werden und in einer Welt ohne Krieg zu leben", sagt sie. Deswegen sei das Filmprojekt "’Bist du Isaak/ Bist du Ismael?" auch Herzstück der Ausstellung, mit dem sich Kinder identifizieren könnten.
Engel ...
Das Göttliche und Gute wird allgemein mit der Farbe Weiß assoziiert, dementsprechend präsentiert sich der Ausstellungsraum "God and the Angel" in strahlend hellem Glanz. Zu sehen sind hier Objekte zeitgenössischer Künstler wie "The Wings", von Xooang Choi (2008) - himmlische Engelsflügel aus menschlichen Händen.
... und Teufel
Vom Himmel führt der Weg den Besucher direkt in die Hölle. Der düster anmutende Raum wird von einer Projektion des Satans bestimmt. In der jüdischen und islamischen Tradition war er es, der Abraham auf die Probe stellte. Kieselsteine am Boden erinnern an ein Ritual während des "Hadsch", der islamischen Pilgerfahrt nach Mekka, bei dem der Satan drei Mal symbolisch gesteinigt wird.
Opferbereitschaft als Vorbild
Die drei abrahamitischen Religionen haben ihre jeweils eigene Perspektive auf die Opfergeschichte. Im jüdischen Raum wird an die Märtyrer erinnert, die sich das Leben nahmen, um der christlichen Zwangstaufe oder dem Schwert zu entkommen. Die Opferbereitschaft Isaaks galt ihnen als Vorbild. Kostbare Objekte wie diese Torakrone zeugen vom hohen Stellenwert schriftlicher Überlieferungen im Judentum.
Eine Quelle in der Wüste
Weder in der Bibel noch im Koran ist zu lesen, wie Sarah und Hagar, Abrahams Frauen, auf den Gottesbefehl reagieren. Eine Installation mit tropfendem Wasser spielt auf das Weinen der Mütter an, aber auch auf die Quelle in der Wüste, die Hagar und Ismael vor dem Verdursten rettete.
Tierisches Opfer
Die Geschichte in der Bibel geht gut aus: Am Ende opfert Abraham nicht seinen Sohn, sondern einen Widder. Das Kunstwerk des Briten Damien Hirst zeigt das Tier in Übergröße und hinter Glas. Die goldenen Hörner bilden einen lebhaften Kontrast zum schwarzen Fell.
"Agnus Dei"
Das Lamm Gottes ist das Symbol für Jesus Christus, der wie ein Opferlamm am Kreuz starb. Wenn der Betrachter den mit Lammwolle ausgelegten Raum betritt, wird mittels einer Video-Projektion das Gemälde des Spaniers Francisco de Zurbarán aus dem 17. Jahrhundert zum Leben erweckt. Die Ausstellung "Gehorsam" im Jüdischen Museum Berlin läuft noch bis zum 13. September.