Bin Ladens Hamburger Helfer
3. Mai 2011Mohammad Atta stammte aus Ägypten und war 1992 nach Hamburg gekommen, um an der Technischen Universität Städtebau zu studieren. Marwan Alshehhi aus den Vereinigten Arabischen Emiraten studierte in Hamburg Schiffbau und lernte Atta in einem Sprachkurs kennen.
Der Libanese Ziad Jarrah studierte an der Fachhochschule Flugzeugbau. An der Fachhochschule eingeschrieben war auch Zakariya Essabar. Der Marokkaner wohnte zeitweise mit Mohammad Atta und dem Jemeniten Ramzi Binalshibh in einer Wohngemeinschaft. Der Deutsch-Marokkaner Said Bahaji und der Marokkaner Mounir El Motassadeq studierten Elektrotechnik in Hamburg, dort lernten sie Mohammad Atta kennen.
Zum Heiligen Krieg gehetzt
Die Studenten verkehrten regelmäßig in der Hamburger Al-Quds-Moschee, in der sich viele radikale Islamisten trafen, unter anderem auch der als Hassprediger bekannte Mohammed Fazazi, der dort wiederholt zum heiligen Dschihad gegen "die Ungläubigen" und die Demokratie aufrief.
Vom Plan zur Tat
Attas Wohnung im Hamburger Stadtteil Eißendorf, die er zeitweise mit Essabar, Binalshibh und Bahaji bewohnte, war Treffpunkt der Gruppe. Hier wurden Pläne geschmiedet, durch Anschläge in den Vereinigten Staaten möglichst viele Menschen zu töten. 1999 und 2000 besuchten einige der Mitglieder Al-Kaida-Ausbildungscamps in Afghanistan.
Dort konkretisierten sich die Anschlagspläne und 2001 reisten Atta, Alshehhi und Jarrah in die USA ein, um eine amerikanische Fluglizenz zu erwerben. Essabar wollte im Februar 2001 ebenfalls einreisen, erhielt aber kein Visum. Mohammed Atta und Marwan Alshehhi steuerten dann am 11. September die Flugzeuge in die Zwillingstürme des World Trade Centers. Ziad Jarrah war an der Entführung der United-Airlines-Maschine beteiligt, die im US-Bundesstaat Pennsylvania abstürzte, nachdem sich einige Passagiere gegen die Entführer zur Wehr setzten.
Flucht und Verhaftung
Essabar, Bahaji und Binalshibh tauchten kurz vor den Anschlägen unter, Ramzi Binalshibh wurde 2002 in Pakistan festgenommen und in die USA ausgeliefert und wurde dort mehrere Jahre an einem unbekannten Ort inhaftiert. 2006 wurde er in das US-Militär-Gefangenenlager Guantanámo überstellt. In diesem Jahr soll er sich dort vor einem Militär-Sondergericht verantworten. Zakariya Essabar und Said Bahaji befinden sich weiter auf der Flucht.
Die Prozesse gegen El Motassadeq
Mounir El Motassadeq wurde kurz nach den Anschlägen verhaftet und mehrmals in Deutschland vor Gericht gestellt. In einem ersten Prozess im Februar 2003 vor dem Hamburger Oberlandesgericht wurde er der "Beihilfe zum Mord in mehr als dreitausend Fällen" und "Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung" angeklagt und zur Höchststrafe von 15 Jahren verurteilt. Das Urteil wurde jedoch vom Bundesgerichtshof wegen mangelnder Beweisführung aufgehoben. Aussagen von dem flüchtigen Bahaji und dem in den USA inhaftierten Binalshibh entlasteten Motassadeq: er habe nicht zum inneren Kern der Gruppe gehört und mit den Anschlägen nichts zu tun. Doch auch in der Revision des Prozesses wollten die Richter dieser Lesart und den Unschuldsbeteuerungen des Angeklagten nicht glauben und verurteilten Motassadeq im Januar 2007 erneut zu 15 Jahren Haft.
Schockierende Erkenntnisse
Die Entdeckung der Hamburger Zelle der Al-Kaida löste 2001 in Deutschland einen Schock aus. Es schockierte, dass es überhaupt islamische Dschihadisten in Deutschland gab und dass sie so lange unauffällig als "Schläfer" im Lande gelebt hatten. Mit der Zeit wurde aber auch bekannt, dass der Verfassungsschutz einzelne Mitglieder der Hamburger Terroristengruppe und Personen aus deren Umfeld schon vor den Anschlägen vom 11. September im Visier hatte, ohne jedoch die Brisanz der gesammelten Informationen zu erkennen.
Autor: Rachel Gessat
Redaktion: Thomas Kohlmann