Biosprit fürs Auto: Nein, danke?
27. Juni 2022Was ist Biosprit und wofür wird er verwendet?
Weltweit kommt in Autos mit Verbrennungsmotoren rund vier Prozent Biosprit in den Tank. Mineralölkonzerne mischen es dem erdölbasierten Diesel und Benzin bei, in der EU sind das zwischen fünf und 10 Prozent.
Damit soll der Verbrauch von Erdöl und damit der CO2-Ausstoß gesenkt werden. Denn die Pflanzen binden CO2 aus der Luft, das erst bei der Verbrennung im Motor wieder freigesetzt wird. Komplett klimaneutral ist Biosprit allerdings nicht, weil in der industriellen Landwirtschaft Klimagase entstehen und für den Anbau auch Urwälder abgeholzt werden zum Beispiel für die Produktion von Palmöl.
Hergestellt werden kann Biosprit praktisch aus allen Pflanzen und Abfällen. Am häufigsten werden Mais, Zuckerrohr und Getreide verwendet, daraus wird vor allem Bioethanol hergestellt. Dieses kann mit herkömmlichem Benzin aus Erdöl gemischt werden.
Biodiesel wird dagegen zumeist aus Ölpflanzen wie Raps, Sonnenblumen und Soja und den Früchten der Ölpalme gewonnen.
Biokraftstoffe aus Pflanzen herzustellen ist meist etwas teurer als bei Benzin oder Diesel aus Erdöl, in Europa liegt der Preisunterschied bei 20 bis 70 Prozent.
Die größten Mengen von Biosprit produzieren weltweit die USA (36%) und Brasilien (26%), danach folgen Indonesien (7%), Deutschland (3%), China (3%) und Indien (2%).
Bedroht Biosprit den Anbau von Nahrungsmitteln?
Seit der Weizenknappheit durch den Ukraine-Krieg kommt auch der Biosprit in den Fokus. Denn durch fehlende Weizenexporte aus der Ukraine stiegen die Weltmarktpreise und in vielen Ländern wird das Brot teurer. Darum sagen Umweltverbände, dass Biosprit nicht aus Pflanzen für Lebensmittel hergestellt werden sollte und vorzugsweise nur aus Pflanzenresten und Biomüll.
Insgesamt ist Biosprit jedoch nicht das größte Problem bei den Anbauflächen. Auf mehr als zwei Drittel der weltweiten Ackerflächen (71 %) werden derzeit Viehfutter für die Fleischproduktion angebaut, auf 18 Prozent der Flächen sind es Nahrungsmittel. Nur auf vier Prozent der weltweiten Äcker wachsen Energiepflanzen.
Um den globalen Druck auf die Ackerflächen zu reduzieren, fordern Experten vor allem eine Ernährungsumstellung in den Industrieländern, mit mehr Pflanzenkost und weniger tierischem Eiweiß, sowie einen Stopp der Lebensmittelverschwendung. Laut der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) landet derzeit ein Drittel der weltweit produzierten Nahrungsmittel auf dem Müll.
Sollten Autos weiter mit Biosprit fahren?
Langfristig nein. Biosprit kann zwar Benzin und Diesel aus Erdöl ersetzen. Doch um alle Verbrenner-Fahrzeuge komplett mit Biokraftstoff zu versorgen, bräuchte die Welt viel zu viele Ackerflächen. Das würde die Abholzungen von Wäldern weiter fördern, mit schädlichen Folgen für die Umwelt.
Die Alternative für Autos im Straßenverkehr ist vor allem die Elektromobilität. E-Motoren verbrauchen im Vergleich zum Verbrenner nur ein Drittel der Energie. Zudem erzeugen etwa Solarmodule pro Quadratmeter rund 20-mal mehr Energie als für Biosprit verwendete Pflanzen. Das heißt: Zur Energieerzeugung brauchen Solarmodule viel weniger Platz. Zusätzlich kann unter Solardächern wie bei der Agro-Photovoltaik und auch unter Windkraftanlagen weiterhin Landwirtschaft betrieben werden.
Braucht die Welt in Zukunft überhaupt noch Biosprit?
Ja. Die Produktion von Biosprit als Erdölersatz empfehlen Experten in der Zukunft besonders für Schiffe und Flugzeuge. Verkehrsflugzeuge etwa sollen in der EU und den USA künftig E-Fuels und auch Biosprit tanken, das gilt auch für Hochseeschiffe.
Dabei könnten vor allem Biomüll, alte Frittieröle und Reste, die in der Landwirtschaft anfallen, für eine nachhaltige Produktion von Biokraftstoffen genutzt werden. So könnten etwa 40 Prozent des Strohs aus der Getreideernte zu Biosprit umgewandelt werden. Gleichzeitig könnte die chemische Industrie statt Erdöl für Plastik mehr Ölpflanzen für klimafreundliche Kunststoffe nutzen.
Ölpflanzen haben noch weitere Vorteile. In sehr trockenen Regionen kann der gezielte Anbau von Ölpflanzen wie Jatropha sinnvoll sein, um gegen Verwüstung zu helfen, sagen Experten.
Damit könnten Brachflächen aufgeforstet werden, auch um neue Äcker für Nahrungsmittel zur gewinnen. "Der nachhaltige Anbau von Jatropha ist ein wirkungsvolles Instrument zur Bekämpfung von Klimaveränderung, Wüstenbildung, Armut und Migration", sagt Hans-Josef Fell, Präsident der Energy Watch Group.
"Mit einem guten Mix an Öl- und Lebensmittelpflanzen erzeugen wir Biokraftstoffe Eiweiß und Lebensmittel. Zudem binden wir so Kohlenstoff im Boden und Ölpflanzen blühen. Dann kommen die Bienen und Schmetterlinge, das erhöht die Artenvielfalt", so Fell. "Solche Biokraftstoffproduktionen sind überall möglich und das ohne Konkurrenz zur Produktion von Lebensmitteln."