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Terrorismus

"Kriegserklärung gegen Kopten"

Christoph Ricking
10. April 2017

Nach den jüngsten Anschlägen auf Kirchen in Ägypten mit mehr als 40 Toten schildert der Generalbischof der Kopten in Deutschland, Bischof Damian, Terror und Verfolgung der Kopten in seiner Heimat.

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Anba Damian
Bild: picture-alliance/dpa/J. Lübke

Deutsche Welle: Bischof Damian, bei zwei Anschlägen auf koptische Christen in Ägypten sind mehr als 40 Menschen getötet worden. Stehen Sie in Kontakt mit den Gemeinden? Was hören Sie von dort?

Bischof Anba Damian: Wir haben enge Beziehungen zu den Gemeinden in Ägypten. Einige unserer Gemeindemitglieder in Deutschland haben Verwandte in Ägypten. Wir befinden uns gerade in einem Schockzustand. Wir haben erfahren, dass in Tanta der Sprengstoff im Lesepult deponiert worden war und wie der Täter in Alexandria in die Kirche eingedrungen ist, wo der Papst (Tawadros II, das Oberhaupt der koptischen Kirche, Anm. der Redaktion) Palmsonntag zelebriert hat.

Welche Auswirkungen haben solche Anschläge auf das Zusammenleben zwischen den Kopten und den Muslimen in Ägypten?

Vernünftige Muslime zeigen ihr Mitleid, ihre Betroffenheit und ihr Mitempfinden. Die Christen haben eine lange Tradition im friedlichen Miteinander. Wir sind Ägypter, wir leben zusammen auf einem Fleck Boden, und wir versuchen friedlich miteinander umzugehen. Aber man erfährt unterschiedlichste Reaktionen: Die meisten Muslime zeigen Mitgefühl und sind traurig. Die Extremisten aber jubeln, wenn der Prozess in ihren Augen erfolgreich ist. Sie rufen Allahu Akbar und schwenken sozusagen die Siegesflagge. Manche zeigen eine sehr blasse Reaktion, man erlebt verschiedene Reaktionen.

Ägypten Anschlag auf Christen in Tanta
Bei Anschlägen in Tanta und Alexandria wurden am Palmsonntag mehr als 40 Menschen getötet. Hier in Tanta explodierte eine Bombe in der Nähe des AltarsBild: Getty Images/AFP/Stringer

Wie hat sich die Situation der Kopten in Ägypten seit der Revolution 2011 verändert?

Die Regierung von Mursi hat regelrecht Psychoterror auf uns ausgeübt. Die jetzige Regierung von Al-Sisi pflegt eine sehr sanfte, sehr freundliche, sehr weiche orientalisch blumige Sprache. Aber in Bezug auf unsere Sicherheit und unsere Rechte hat sich nicht allzu viel getan. Wir sind der Überzeugung, dass die Aggression und die Intensität des Terrors der Extremisten so enorm zugenommen haben, dass dies einer Kriegserklärung gegen die Kopten gleichkommt. Das hat bereits auf der Halbinsel Sinai begonnen, wo man in Al-Arisch Kopten enthauptet, angezündet und vertrieben hat. Jetzt setzen sie ihren Plan weiter um und zeigen eine Aggression gegen eine Kirche nach der anderen.

Was kann der ägyptische Staat tun, um Christen zu schützen?

In Ägypten hört man immer wieder glänzende und leuchtende Statements und wunderbare Versprechungen. Aber es wiederholt sich alles, weil man die Wurzel des Problems nicht anfasst. Ich bin der festen Überzeugung, dass man sich über das Verhalten und über die Ideologien Gedanken machen muss, und über Reformationen in der islamischen Lehre. Außerdem müssen die Sicherheitsmaßnahmen, um Kopten zu schützen, ehrlicher und intensiver sein. Es muss ein Sicherheitsdienst eingerichtet werden oder ein Sicherheitskonzept von Fachleuten, damit solche wahnsinnigen Taten mit so vielen Toten verhindert werden können.

Beobachten Sie, dass wegen der Terrorgefahr viele Kopten nach Deutschland kommen?

Sie schaffen das gar nicht. Sie haben keine Mittel, sie haben kein Know How. Sie haben keine Fremdsprachenkenntnisse, sie haben keine Möglichkeiten. Wenn sie aber die Möglichkeit hätten, würden einige Leute schon gerne ihr Land verlassen.

Wie sehen Sie die Zukunft der Christen in Ägypten?

Wir legen die Zukunft in die Hände des Allerhöchsten. Gerade ist Karwoche. Unser Christus, unser König ist freiwillig am Kreuz gestorben. In seiner scheinbaren Schwäche hat er die Menschen erlöst. Wir feiern keinen König auf einem Thron, sondern wir feiern einen König, der am Kreuz hängt. Und er ist wieder auferstanden. Man kann uns töten, aber man kann uns nicht das ewige Leben verderben. Wir sind zwar traurig, aber nicht hoffnungslos.

Bischof Anba Damian ist Generalbischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland.

Das Interview führte Christoph Ricking