BKA befürchtet Drohnen-Anschläge
9. Juni 2016"Natürlich habe ich Verständnis dafür, wenn Menschen Sorgen haben", sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière im Deutschlandfunk. Die Gefahr islamistischer Anschläge sei real, die Lage ernst. Allerdings lägen deutschen Sicherheitsbehörden keine konkreten Hinweise auf eine Gefährdung der am Freitag in Frankreich beginnenden EM vor. Der CDU-Politiker forderte die Deutschen auf, sich von der Gefahr nicht einschüchtern zu lassen.
Im Bundestag hatte de Maizière klargemacht, dass es keine Garantie gebe, "in Deutschland von einem großen Terroranschlag verschont zu werden." Der Vize-Präsident des Bundesverfassungsschutzes, Thomas Haldenwang, sagte in Berlin, die EM sei durchaus ein Thema im islamistischen Milieu. "In Frankreich hört man ähnlich wie in Deutschland ein hohes Grundrauschen."
Polizei und Nachrichtendienste in Deutschland, Frankreich und den übrigen europäischen Staaten arbeiteten sehr eng zusammen, um die Sicherheit während der EM zu gewährleisten. Der Geheimdienstler erinnerte auch an die jüngsten Festnahmen in Deutschland: "Immer da, wo sich Hinweise auf terroristische Aktivitäten verdichten, greifen deutsche Sicherheitsbehörden zu", sagte Haldenwang.
Neue Risiken durch Drohnen
Zu den "theoretischen Gefahren" gehören während der EM laut Bundeskriminalamt (BKA) auch Anschläge mit Hilfe von Drohnen. Das BKA beschäftigt sich einer Sprecherin zufolge schon seit längerem mit den möglichen Gefahren, die von Drohnen ausgehen könnten. Dafür sei eine zentrale Stelle eingerichtet worden. Konkrete Hinweise auf mögliche Anschlagspläne gäbe es aber auch hier bisher nicht. Der Innenminister bezeichnete die Flugkörper im Nachrichtensender n-tv als ein "neues Risiko", an dem die Sicherheitsbehörden arbeiteten.
Fast 100.000 Sicherheitskräfte
Kurz vor dem Eröffnungsspiel des Gastgebers gegen Rumänien gleicht Paris derweil einer Festung. Polizisten stehen mit Maschinengewehren an den großen Metro-Stationen, um das Stade de France ziehen sich zwei Sicherheitsringe, am Eiffelturm patrouillieren Spezialagenten, die aussehen wie normale Fans.
"Wir haben alles getan", sagte EM-Organisationschef Jacques Lambert vor dem Startschuss. Mehr als 90.000 Sicherheitskräfte sollen das Risiko rund um die zehn Arenen im ganzen Land und beim Public Viewing so gut es geht minimieren, allein in Paris sind 13.000 stationiert. Die Fanzone der Stadt, auf der bis zu 92.000 feiernde Zuschauer die Spiele verfolgen, ist hermetisch abgeriegelt, wer dort hinein will, muss durch Flughafen-ähnliche Sicherheitskontrollen. Die französische Regierung hat bis zum 24. Juli den Ausnahmezustand verhängt.
rk/rp (afp, sid, rtrd)