BKA warnt vor Gewalt gegen Flüchtlinge
14. Mai 2016"Wir spüren keine Vorbehalte gegen die Polizeiarbeit. Einige Gemeinden tun sich allerdings schwer damit, anzuerkennen, dass ihr Glaube von Radikalen missbraucht wird", sagte der BKA-Chef (Artikelbild) im Interview mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Auch die Imane sind gefordert
Muslime dürften dies jedoch nicht ignorieren. "Hier brauchen wir mehr Engagement - auch auf Seiten der Imame", fügte Münch hinzu.
Zudem sieht der BKA-Präsident die Gefahr, dass radikale Salafisten die Notlage von Asylsuchenden in Deutschland ausnutzen. Junge männliche, muslimische Flüchtlinge suchten Anschluss in Deutschland und wollten zugleich ihre Religion ausüben. Wenn sie dabei in einer Moschee an salafistische Islamprediger gerieten, bestehe die Gefahr einer Radikalisierung. "Radikale Aktivitäten in Moscheen bereiten uns durchaus Sorge", räumte Münch ein.
Die Gewalt gegen Asylsuchende nimmt zu
Gleichzeitig warnte der Chef des Bundeskriminalamtes vor einer steigenden Gewalt gegen Asylsuchende in Deutschland. "Uns bereitet vor allem Sorge, dass die Qualität der Gewalt steigt. In diesem Jahr gab es bereits 45 Brandstiftungen", sagte Münch. Nach seinen Angaben sind die Täter überwiegend männlich und sie kommen zu fast 80 Prozent aus dem Ort, an dem auch die Straftat verübt wurde.
Aktuell habe das BKA keine Erkenntnisse auf überregionale rechtsextremistische Strukturen, die gezielt Anschläge auf Flüchtlinge organisierten. Die Gewalttäter agierten eher lokal. "Allerdings sehen wir durchaus das Risiko der Bildung krimineller oder gar terroristischer Strukturen - ausschließen dürfen wir das nicht und nehmen diese Gefahr sehr ernst", ergänzte der BKA-Präsident.
Verbale Gewalt verdreifacht sich
Zudem zeigte sich Münch besorgt über die steigende verbale Gewalt durch Hasskriminalität im Internet. "Die Zahl der Delikte, die wir hier im Jahr 2015 registriert haben, hat sich innerhalb eines Jahres verdreifacht und liegt bei etwa 3000 Fällen", so der BKA-Chef. "Wir gehen davon aus, dass verbale Gewalt eine Vorstufe für Übergriffe auf Flüchtlinge sein kann - die Sprache kommt häufig vor der Tat."
haz/bor (kna, epd)