Black Lives Matter: Wie das Kölner Museum Ludwig seine Sammlung aufräumt
Weder indigene noch afroamerikanische oder queere Künstlerpositionen: Das Museum Ludwig wirft einen kritischen Blick auf seine Pop Art-Sammlung.
Her mit der Vielfalt!
"Bitte schauen Sie aus einer postkolonialen Perspektive auf unsere Sammlung", sagt Museumsdirektor Dziewior. Für die Ausstellung wurde der Bestand neu bewertet und Leihgaben wurden angefragt. Bisher marginalisierte Künstler stehen nun im Fokus, wie hier eine Performance von "Asco". Die Künstlergruppe mexikanischer Herkunft thematisierte 1974 die aufgeheizte Gesellschaft in Los Angeles.
Was bin ich?
Bereits vor 60 Jahren hinterfragten Künstlerinnen tradierte Geschlechterrollen - und dennoch finden sich selbst Jahrzehnte später noch viel zu wenige ihrer Werken in den Museumssammlungen. Für ihre Performance "Facial Hair Transplants" (1972) klebte sich die kubanisch-amerikanische Künstlerin Ana Mendieta die Barthaare ihres Freundes ins Gesicht. Ist sie (noch) Frau oder (schon) ein Mann?
Kunstwerke ohne Stempel
Er wolle einfach ein guter Künstler sein - und nicht ein guter indigener Künstler, soll T.C. Cannon gesagt haben. So malte der aus Oklahoma stammende Cannon gegen weitverbreitete Vorurteile gegenüber der indigenen Bevölkerung in den USA an. Dabei ließ er sich von Matisse und van Gogh ebenso inspirieren wie von den Pop Art-Stars Robert Rauschenberg und Larry Rivers.
Politisches Statement
Wie beeinflussten die politischen 1960er Jahre weiße Künstler? Der Pop Art-Künstler Claes Oldenburg nahm 1968 in Chicago während des Parteitags der Demokraten an Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg teil, die mithilfe der Feuerwehr gewaltsam aufgelöst wurden. Daraufhin sagte er eine geplante Ausstellung ab. Als Erinnerung schuf er diesen Hydranten "Fire Plug Souvenir - Chicago, August 1968".
Zwischen den Stühlen
In Senga Nengudis Strumpfhosen-Performances, hier als Fotografie festgehalten, stecken viele Einflüsse: Postminimalismus, feministische Selbstbehauptung und afroamerikanisches Selbstwertgefühl. Damit passte sie in keine Schublade. Ihre Kunst war nicht das, was damals von einer Afroamerikanerin erwartet wurde. Gleichzeitig schloss ihre Herkunft sie aus den etablierten Künstlerkreisen aus.
Aus heutiger Sicht
Adam Pendleton (r.), geboren 1984, ist einer der jüngeren Künstler, die in der Ausstellung vertreten sind. Doch auch seine Arbeit nimmt Bezug auf die Vergangenheit. In seiner Videoarbeit setzt sich der Konzeptkünstler mit afroamerikanischer Geschichte und Kunstgeschichte auseinander.
Die Außenseiter
Wer gehört dazu? Wer steht im Abseits? In "Rimbaud in New York" (1978-1979) suchte der homosexuelle Künstler David Wojnarowicz Orte auf, an denen er den französischen Dichter Rimbaud vermutet hätte - wenn dieser denn noch leben würde. Hier fotografierte Wojnarowicz einen Freund mit einer Rimbaud-Maske. So nimmt er den Betrachter mit in ein historisches New York der gesellschaftlichen Außenseiter.
Lücken auffüllen
Der Ausstellung "Mapping the Collection", die bis zum 23. August im Museum Ludwig in Köln zu sehen ist, war eine zweijährige Forschungsarbeit vorausgegangen. Die deutlichen Lücken hinsichtlich afroamerikanischer, indigener und queerer Kunst im Bestand des weltbekannten Museums sollen dauerhaft geschlossen und fehlende Kunstwerke angekauft werden.