Blatter fordert Winter-WM
17. Juli 2013Rolle rückwärts von FIFA-Präsident Joseph S. Blatter: Der Chef des Fußball-Weltverbandes hat erstmals unmissverständlich eine Verlegung der höchst umstrittenen WM 2022 in den Winter gefordert. "Die WM in Katar kann nur im Winter stattfinden", sagte der 77 Jahre alte Schweizer im Rahmen des "Camp Beckenbauer" in Going/Österreich. Blatter kündigte an, dass er das Thema im FIFA-Exekutivkomitee im Oktober zur Sprache bringen werde, "und das Komitee wird mir sicher folgen."
Beim TV-Sender "Sky Sport News HD" gestand Blatter, der eine Verlegung bisher nie öffentlich erwogen hatte, zudem Fehler bei der Vergabe im Jahr 2010 ein. "Es wurde nicht unterschätzt, aber man hat es vielleicht nicht richtig angeschaut", sagte der Eidgenosse: "Schon damals hat unsere medizinische Abteilung festgestellt, dass man im Juni oder Juli in Katar nicht spielen kann. Jetzt sind wir drei Jahre später, jetzt wird es Zeit darüber nachzudenken, was vielleicht nicht so gut gemacht wurde." Bei der WM-Vergabe im Dezember 2010 hatte Katar den Zuschlag für die WM-Endrunde allerdings für den Sommer 2022 erhalten. Eine Verlegung in den Winter könnte juristische Konsequenzen haben, die gescheiterten Mitbewerber könnten gegen die Vergabe klagen.
Katar hatte am 2. Dezember 2010 bei der Abstimmung in Zürich im vierten Wahlgang den Zuschlag erhalten. Mit 14:8 Stimmen setzte sich das Emirat am Persischen Golf gegen die USA durch. Australien schied in der ersten Wahlrunde aus, im zweiten Urnengang traf es Japan. Südkorea musste bei der dritten Abstimmung die Segel streichen.
Änderung des internationalen Spielkalenders notwendig
Aus zweierlei Gründen hat Blatter seine Meinung geändert: Zum einen wegen eines erneutes medizinischen Gutachtens, zum anderen wegen persönlicher Erfahrung. "Ich war gerade im Nahen Osten, in Jordanien, Palästina und Israel", äußerte er: "Ich habe gesehen, welche Hitze in diesen Ländern herrscht, und dort ist es nicht so heiß wie in Katar", sagte Blatter, "deshalb müssen wir im Exekutivkomitee Mut haben und ein Bewusstsein bei den Ligen schaffen, dass wir etwas ändern müssen." Eine Änderung des internationalen Spielkalenders sei "ja nur für ein Jahr, danach würde man wieder zum normalen Rhythmus zurückkehren."
DFB-Präsident Wolfgang Niersbach zeigte sich über die Kehrtwende des Schweizers erfreut. "In dieser Klarheit habe ich das noch nicht von ihm gehört. Aber ich finde es absolut richtig", sagte Niersbach bei "Sky". Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff ergänzte: "Es ist besser, im Winter zu spielen, das steht außer Frage. Ich war auch überrascht über die Klarheit dieser Aussage. Jetzt müssen wir sehen, wie die Entscheidung ausfällt."