Blum Weltmeisterin im Springreiten
23. September 2018Die neue Weltmeisterin Simone Blum stieß nach dem perfekten Ende ihres WM-Märchens von Tryon einen spitzen Schrei aus, reckte die Faust nach oben und klopfte ihrer Wunderstute Alice überschwänglich auf den Hals. Die 29 Jahre alte Springreiterin aus Bayern hat ihr sensationelles Debüt bei den Weltreiterspielen mit der Goldmedaille im Einzel gekrönt. Nach insgesamt fünf furiosen Runden und Bronze mit der Mannschaft holte Blum den Einzeltitel im Springen erstmals seit Franke Sloothaak 1994 wieder nach Deutschland.
"Ich kann das nicht glauben", sagte Blum, die als erste Springreiterin bei den seit 1990 ausgetragenen Weltreiterspielen Gold gewann: "Ich bin so glücklich. Ich hätte mir nicht mehr wünschen können." Bundestrainer Otto Becker fügte hinzu: "Simone hat das sowas von verdient, das ist echt unglaublich."
Blum, vor der WM nur auf Rang 142 der Weltrangliste klassiert, lieferte am Sonntag in North Carolina vor den Augen von IOC-Präsident Thomas Bach ihr makelloses Meisterstück ab. Über alle fünf Runden (eine im Zeitspringen, zwei im Nationenpreis, zwei im Einzel) blieb sie mit Alice ohne einen einzigen Abwurf, dies war zuletzt dem Belgier Philippe Le Jeune 2010 bei seinem Titelgewinn in Kentucky gelungen. Silber und Bronze gingen an die beiden Schweizer Martin Fuchs auf Clooney und London-Olympiasieger Steve Guerdat mit Bianca.
Schon im ersten Umlauf am Sonntag hatte Blum nahtlos an ihre fabelhaften Auftritte in North Carolina angeknüpft. "Eigentlich bin ich nervenstark", hatte sie zuvor gesagt und war nach Bronze im Nationenpreis am Freitag sogar zu Späßen aufgelegt. "Ich wollte am Sonntag nicht als Erste reiten. Vielleicht war ich zu gut", scherzte sie, aber gab auch zu: "Natürlich ist der Druck da."
Fehlerfrei zum Titel
Am Sonntag war bei dem Paar von Nervosität keine Spur, souverän flogen Blum und Alice im ersten Umlauf über den Parcours und ließ die Führungsriege der deutschen Equipe beeindruckt zurück. "Dieses Mädchen ist unglaublich", sagte Breido Graf zu Rantzau, Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung FN: "Wie sie die Nerven zusammenhält, ist unwahrscheinlich."
Auch Chef de Mission Dennis Peiler war bereits nach Blums viertem fehlerlosen Ritt in Tryon überschwänglich gewesen. "Was Simone hier über die Tage gezeigt hat ist absolute Weltspitze", sagte er. Da der Schweizer Fuchs und der Österreicher Max Kühner auf Chardonnay patzten, hätte Blum sich sogar einen Abwurf leisten können und trotzdem Gold gewonnen. Doch darauf ließ sie es gar nicht ankommen: Es folgten Nullrunde Nummer fünf mit lediglich einem Zeitfehler und grenzenloser Jubel.
Durch Blums Titel und Bronze im Nationenpreis wiesen die deutschen Springreiter eine starke Bilanz in Tryon auf, auch wenn die beiden anderen deutschen Paare Blum am Sonntag nicht ins Finale der besten Zwölf folgen konnten. Die 24-jährige Laura Klaphake hatte mit Catch me if you can bei ihrem WM-Debüt die Einzelentscheidung als 21. erreicht, ihre Chancen auf die Medaillen waren da schon minimal. Nach einem Abwurf am letzten Hindernis belegte sie Rang 14.
Damit landete sie noch vor Marcus Ehning. Der dreimalige Weltcupsieger, der als Zwölfter in die Schlussrunden gegangen war, fiel mit Pret a tout nach zwei Abwürfen am Sonntag auf Platz 15 zurück. "Es war mehr drin, aber es sollte nicht sein", sagte Ehning: "Ich gehe aber dennoch mit einem guten Gefühl nach Hause."
to/sw (sid, dpa)