1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Tod und Telefongespräche

18. Juni 2014

Wieder Tote und Verletzte auf beiden Seiten in der Ostukraine. Auch zwei russische Journalisten starben. Derweil telefonierten die Präsidenten Putin und Poroschenko miteinander. War auch eine Waffenruhe Gesprächsthema?

https://p.dw.com/p/1CKpD
Bild: picture-alliance/dpa

Bei blutigen Gefechten zwischen Regierungseinheiten und prorussischen Separatisten sind in der Ostukraine erneut zahlreiche Menschen getötet worden. Im Raum Kramatorsk seien sechs Aufständische erschossen worden, teilte Armeesprecher Wladislaw Selesnjow am Dienstag mit. Das ukrainische Militär erlitt ebenfalls Verluste. Im Gebiet Donezk seien mehr als 30 Angehörige der Regierungstruppen verletzt worden, sagte Selesnjow. Die Aufständischen berichteten zudem vom Abschuss eines Kampfflugzeugs des Typs Suchoi Su-25. Der Pilot habe sich per Schleudersitz gerettet. Separatistensprecher Alexej Toporow sagte, die "Volkswehr" habe vor Luhansk mehrere Dutzend Panzerfahrzeuge mit Salven gestoppt.

Putin verlangt Aufklärung

Zudem starben im Osten der Ukraine zwei russische Fernsehreporter. Der Korrespondent Igor Kornelyuk erlag in einer Klinik in Luhansk seinen Verletzungen, wie die Krankenhausleitung mitteilte. Der 37-Jährige hatte sich an einer Straßensperre von Aufständischen aufgehalten, als eine Granate einschlug. Ein zweiter Reporter, der Tontechniker Anton Woloschin, war sofort tot. Das Außenministerium in Moskau forderte eine lückenlose Aufklärung. Der ukrainische Außenminister Andrej Deschtschiza bedauerte den Tod der Reporter, der wohl von den Sicherheitskräften verursacht worden war. Kremlchef Wladimir Putin forderte bei einem Telefonat mit seinem ukrainischen Kollegen Petro Poroschenko eine Aufklärung des Vorfalls.

Der getötete russische Fernsehreporter Igor Kornelyuk (Foto: picture-alliance/dpa)
Musste die Ausübung seines Berufs mit dem Leben bezahlen: der russische Fernsehreporter Igor KornelyukBild: picture-alliance/dpa

Nach Meldungen der Nachrichtenagentur AFP sprachen Poroschenko und Putin auch über eine mögliche Waffenruhe im Osten der Ukraine. AFP beruft sich dabei auf Mitteilungen des Kreml. Poroschenko setzte unterdessen eine Sonderbeauftragte für die Krisenregionen Donezk und Luhansk ein. Irina Geraschtschenko solle den Dialog mit den Aufständischen vor allem in der selbst ernannten "Volksrepublik Donezk" suchen, die wie die "Volksrepublik Luhansk" nach Unabhängigkeit strebt.

Poroschenko stellt Merkel Friedensplan vor

Bei einem Telefonat mit Bundeskanzlerin Angela Merkel stellte Poroschenko seinen Friedensplan für die Ostukraine vor. Dazu gehöre eine zehn Kilometer breite Pufferzone entlang der Grenze zu Russland, um Nachschub für militante Gruppen zu verhindern, hieß es. Die Separatisten erklärten sich grundsätzlich zu Gesprächen bereit, verlangten aber, dass Vermittler Russlands oder internationaler Organisationen hinzugezogen würden. Direkte Gespräche mit Kiew seien nicht mehr möglich, "weil die Regierung jeden Tag ihre Bürger in Slowjansk und anderen Städten tötet", sagte der von Kiew nicht anerkannte Donezker "Vize-Regierungschef" Andrej Purgin.

Die brennende Gas-Pipeline in der Regkion Poltawa (Foto: picture-alliance/dpa)
Die brennende Gas-Pipeline in der Regkion PoltawaBild: picture-alliance/dpa

In der ukrainischen Region Poltawa kam es zu einer Explosion an einer Gasleitung für den Export von russischem Gas Richtung Westen. Augenzeugen sprachen von einer rund 200 Meter hohen Flamme, die aus dem Rohr geschossen sei. Dem Leitungsbetreiber Ukrtransgaz zufolge hat der Zwischenfall aber keine Auswirkungen auf den Gasfluss in die EU, da es eine Ersatz-Pipeline gebe. Das ukrainische Energieunternehmen Naftogaz kündigte an, alle Teile des Transportsystems verstärkt zu kontrollieren. "Die Lage ist bedenklich", erklärte Naftogaz-Chef Andrej Kobolew. Der ukrainische Innenminister Arsen Awakow sagte, es gebe Hinweise auf einen terroristischen Akt. Er warf Russland vor, mit Manipulation an der Urengoi-Pomary-Uschgorod-Pipeline "die Ukraine diskreditieren" zu wollen. Beweise nannte er zunächst nicht.

EU überweist 500 Millionen

Die Europäische Union überwies unterdessen 500 Millionen Euro an die Ukraine. Nach Angaben der EU-Kommission in Brüssel handelt es sich um eine Budgethilfe, über deren Verwendung die Regierung in Kiew frei entscheiden kann. Das Geld, das sich die EU auf dem Kapitalmarkt geliehen hat, gehört zu einem insgesamt 1,61 Milliarden Euro schweren EU-Hilfspaket. Schon vor knapp einem Monat war eine erste Tranche von 100 Millionen Euro überwiesen worden; eine Milliarde soll noch folgen.

sti/jj (afp, dpa, rtr)