Blutiges Wahlkampf-Ende
7. März 2008Der 42-jährige Ex-Stadtrat Isaías Carrasco sei am Freitag (7.3.2008) beim Verlassen seines Hauses in der baskischen Kleinstadt Arrasate vor den Augen seiner kleinen Tochter aus nächster Nähe mit drei Kugeln in den Kopf erschossen worden, teilte der spanische Innenminister Alfredo Pérez Rubalcaba mit. Die Täter entkamen.
Als Reaktion auf das Attentat brachen die großen spanischen Parteien ihren Wahlkampf ab.
Folgen für die Wahlen?
An der Urheberschaft der ETA gebe es keine Zweifel, hieß es von Seiten der Regierung. "Mit diesem feigen Mord hat die ETA den Verlauf der Wahlen stören wollen", sagte Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero. Spanien werde sich aber von der Organisation nicht einschüchtern lassen. Die Täter würden gefasst und bestraft. Die ETA sei längst von der Demokratie besiegt worden. "Die einzige Zukunft ihrer Mitglieder ist das Gefängnis."
Der konservative Oppositionschef Mariano Rajoy rief zur Einheit im Kampf gegen die ETA auf. Im Wahlkampf hatte er Zapatero wegen des letztlich gescheiterten Friedensprozesses mit der Organisation scharf angegriffen.
Ob das Attentat den Ausgang der Wahl beeinflussen könnte, ist unklar. In den Umfragen liegen Zapateros Sozialisten nur leicht vor der konservativen Volkspartei (PP) Rajoys.
Im Gegensatz zu hunderten anderen Politikern und Ex-Politikern im Baskenland hatte Carrasco den Schutz eines Leibwächters abgelehnt. Er gehörte zwar weiter der Sozialistischen Partei (PSOE) Zapateros an, war aber längst in der Privatwirtschaft tätig.
Nicht der erste Anschlag im Wahlkampf
Arrasate ist eine Hochburg der ETA-Separatisten. Die Bürgermeisterin stellt eine Partei, die wegen ihrer Nähe zur ETA von der Justiz von der Wahl am Sonntag ausgeschlossen wurde. Die ETA hatte zu einem Boykott der Wahlen aufgerufen und mit neuer Gewalt gedroht.
Während des Wahlkampfes hatte die Organisation bereits zwei Bombenanschläge verübt. Diese hatten jedoch nur Sachschäden verursacht. Zuletzt hatte die ETA Ende vergangenen Jahres zwei spanische Polizisten in Südfrankreich erschossen. Nach dem gescheiterten Friedensprozess mit der spanischen Regierung hatte die Organisation im Juni 2007 eine 14-monatige "Waffenruhe" für beendet erklärt und die Rückkehr zur Strategie des Terrors angekündigt.
In Spanien wurden mit dem Attentat Erinnerungen an die islamistischen Anschläge vom 11. März 2004 wach, bei denen drei Tage vor den damaligen Wahlen 191 Menschen getötet und mehr als 1800 verletzt worden waren. (kas)