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BOBs 2012: "Sie können mich nicht stoppen"

Silke Wünsch27. Juni 2012

Bloggen für die Freiheit: Im Rahmen des Global Media Forums 2012 haben die Gewinner der diesjährigen Deutsche Welle Blog Awards "The BOBs" ihre Preise entgegengenommen. Der Hauptpreisträger stammt aus Iran.

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Die BOBs-Preisträger 2012 v.l. hinten Gabriel Gonzalez (DW), Wang Bo (China), Christian Mihr (Reporter ohne Grenzen), Abu Sufian (Bangladesch), Ute Schaeffer, Chefredakteurin DW, Rebecca Chiao (Ägypten), Boukary Konaté (Mali), Sherry Al-Hayek und Arash Sigarchi (Iran). BOBs-Preisverleihung auf dem Deutsche Welle Global Media Forum am 26.06.2012
BOBs-Preisträger 2012Bild: DW/Danetzki

"Sie geben den Minderheiten eine Stimme und Sie verschaffen sich Redefreiheit. Das ist eine große Herausforderung. Die Deutsche Welle will Ihnen zeigen, wie wichtig Ihre Arbeit ist und Ihnen Mut machen. Sie machen einen guten Job!" Mit diesen Worten richtete sich Deutsche Welle Chefredakteurin Ute Schaeffer in ihrer Eröffnungsrede an die sechs Hauptgewinner der Blog Awards.

Zum achten Mal verleiht die DW die BOBs. Unter mehr als 3000 Vorschlägen sind die Gewinner von einer internationalen Jury ausgewählt worden; an diesem Dienstag (26. Juni 2012) sind alle Preisträger nach Bonn gekommen, um ihre Auszeichnungen im Rahmen des Global Media Forums entgegenzunehmen.

Landkarte gegen sexuelle Gewalt

Rebecca Chiao
Rebecca ChiaoBild: DW/M. Müller

Preisträger in der Kategorie "Best Use of Technology for a Social Good" sind die Betreiber der "Harassmap" – ein ägyptisches Portal, auf dem Frauen anonym sexuelle Belästigungen melden können, die dann auf einer Karte lokalisiert werden. In der ägyptischen Gesellschaft gibt es kaum ein Bewusstsein darüber, wie viele Frauen von solchen Belästigungen betroffen sind.

Mehr als 500 Leute kämpfen gegen die zunehmende Gewalt gegen Frauen in ganz Ägypten. "Auch viele Männer sind dabei, die einfach bestürzt darüber sind, was ihren Frauen teilweise angetan wird," sagt Rebecca Chiao, die sich von Anfang an bei "Harassmap" engagiert hat.

Die syrische Facebook-Page "Freerazan" gewinnt in der Kategorie "Best Social Activism Campaign" - Die Seite ist syrischen Bloggern gewidmet, die nach wie vor inhaftiert sind. Namensgeberin ist die syrische Bloggerin Razan Ghazzawi, die mehrmals verhaftet wurde. Sherry Al-Hayek hat den Preis im Namen der vielen Menschen entgegengenommen, die an der Seite beteiligt sind. "Dieser Award ist nicht für die Seite", sagte sie, "sondern für die Leute an der Basis, für die wahren Kämpfer."

Sherry Al-Hayek
Sherry Al-HayekBild: DW/M. Müller

Zehn Millionen kennen Wangs Botschaften

Große Beachtung fand bei der BOBs-Jury der chinesische Videokanal "Kuang Kuang Kuang". Der Künstler Wang Bo zeigt in seinen Cartoons gesellschaftliche Missstände in China, von verseuchter Babymilch über Zwangsumsiedlung bis hin zum Verschwinden des Künstlers Ai Weiwei. Immer haarscharf an der Zensur vorbei, lebt er mit seinen kleinen Clips nicht ganz ungefährlich. Trotzdem, sagte er, sei er einfach nur ein ganz normaler Mann in China, der nur das Glück habe, Cartoons zeichnen und das Internet nutzen zu können. Für Wang gab es den BOB in der Kategorie "Best Video Channel".

Wang Bo
Wang BoBild: DW/M. Müller

Mit dem Solar-Paneel aufs Land

Nach Mali geht der "Special Topic Award Education and Culture". Preisträger Boukary Konaté hat sich zum Ziel gemacht, die Menschen in seinem Heimatland Mali an das Internet heranzuführen. Seit 2008 bloggt er auf "Fasokan" in der westafrikanischen Sprache Bambara und auf Französisch. Er dokumentiert, wie er mit Hilfe tragbarer Solarzellen und einer Auto-Batterie Zugang zum Internet bekommt und erklärt den Menschen in ländlichen Regionen, wie sie das Internet nutzen können. Wenn er mit seinem Fahrrad und seinem Solarmodul in die Dörfer kommt, dann "freuen sich die Leute," erzählt Konaté stolz.

Boukary Konaté, Blogger aus Mali, Gewinner "Special Topic Award Education and Culture", The BOBs 2012. Aufgenommen auf dem Deutsche Welle Global Media Forum am 26.06.2012
Boukary KonatéBild: DW/M. Müller

Sonderpreis von "Reporter ohne Grenzen"

Der "Reporters without Borders-Award" geht an den bengalischen Blogger Abu Sufian. In seinem Blog rückt Sufian gesellschaftliche und politische Missstände in den Fokus, darunter Willkürmaßnahmen der Behörden. So schreibt er auch über Hinrichtungen in Bangladesch, sogenannte "außergerichtliche Tötungen". Damit riskiere er sein Leben, so die Ansicht der Jury. Sufian selbst sagte bei der Preisverleihung, er wisse, dass es nicht ungefährlich ist. "Aber es muss Menschen geben, die diese Herausforderung annehmen. Einer davon bin ich."

Der Blogger Abu Sufian aus Bangladesch, Preisträger in der Kategorie Reporters Without Borders Award, The BOBs 2012 Aufgenommen am 26.06.2012 auf dem Deutsche Welle Global Media Forum
Abu SufianBild: DW/M. Müller

Hauptgewinner Best Blog

Das Blog “Window of Anguish” (Fenster der Angst) von Arash Sigarchi ist sowohl von den Nutzern als auch von der BOBs-Jury zum besten Blog 2012 gewählt worden. In der persischen Community ist es sehr bekannt und wird viel gelesen. Sigarchi wurde im Iran wegen der Inhalte seiner Blogposts mehrmals verhaftet und letztendlich zu 14 Jahren Haft verurteilt, die später in drei Jahre umgewandelt wurden. Weder die Haft, noch eine Krebserkrankung haben Sigarchi brechen können.

Arash Sigarchi, Hauptgewinner der BOBs 2012, und Ute Schaeffer, Chefredakteurin der DW, bei der BOBs-Preisverleihung 2012. am 26.06.2012
DW-Chefredakteurin Ute Schaeffer überreicht Arash Sigarchi die BOBs-TrophäeBild: DW/Danetzki

"Für uns ist Arash ein Mensch, der die Brücke zwischen Bürgern und Journalisten schlagen kann", sagte Jurymitglied und Namensvetter des Preisträgers, Arash Kamangir in seiner Laudatio. Er habe alles, was ein Blogger braucht. Gleichzeitig könne er kritisch, nüchtern und objektiv analysieren. 

Sigarchi bloggt aus den USA, dennoch ist er immer genauestens über die Situation im Iran informiert. Als Beispiel erzählt er die Geschichte, in der er seinen Vater anruft und ihn wegen des schlechten Wetters in seiner Heimat bedauert. Der Vater meint, es scheine doch die Sonne, worauf Arash ihm erklärt, er habe gerade mit einem Freund aus der gleichen Gegend getwittert, der ihm erzählt habe, dass es regnet. Der Vater schaute daraufhin aus dem Fenster - in den Regen.

Vor dem "Halal-Internet", dem sauberen Internet, mit dem die iranische Regierung ihr Volk vom Netz abschneiden möchte, hat Arash Sigarchi keine Angst. "Sie können die Bewegung nicht aufhalten," ist er überzeugt, "auch nicht mit Gefängnis. Mich können sie nicht stoppen."