Brasilien befürwortet Irans Nuklearprogramm
24. November 2009Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat nach dem Treffen mit seinem iranischen Amtskollegen Mahmud Ahmadinedschad das Recht des Iran auf ein eigenes Nuklearprogramm bekräftigt. Das Atomprogramm müsse allerdings friedlichen Zwecken dienen und sich an internationale Verträge halten, sagte Lula am Montag (23.11.2009) in Brasília. Der brasilianische Präsident appellierte an den Iran, im Atomstreit mit dem Westen zu einer "gerechten und ausgewogenen Lösung" zu kommen. Die internationale Gemeinschaft müsse mit Teheran im Bemühen um Frieden im Nahen Osten in Kontakt bleiben, sagte Lula. Man dürfe den Iran nicht isolieren.
Auch Ahmadinedschad bekräftigte in Brasília das Recht seines Landes auf die Entwicklung eines Atomprogramms. Der Iran werde seine legitimen Rechte nicht aufgeben. Die Vorteile der Nukleartechnologie zu nutzen, sei kein Privileg der reichen Länder.
Auf der Suche nach angereichertem Uran
Ahmadinedschad kündigte an, sein Land werde weiterhin versuchen, die Technik zur Urananreicherung zu verbessern, wenn es den Stoff nicht angereichert im Ausland kaufen könne. Brasilien verfügt über die siebtgrößten Uranvorkommen der Welt und reichert den Stoff für sein eigenes Atomprogramm an. Einen Verkauf von angereichertem Uran - der auch als Grundstoff einer Atombombe dienen kann - an den Iran oder andere Länder hat Brasilien bisher jedoch ausgeschlossen. Allerdings kündigte Lula nach dem Treffen mit Ahmadinedschad an, der Iran und Brasilien würden bis April 2010 Wege für eine verstärkte Kooperation prüfen.
Der Iran steht im Verdacht, sein Nuklearprogramm auch für die Entwicklung von Atomwaffen zu nutzen. Teheran weist dies zurück.
Treffen mit Chávez geplant
Ahmadinedschad befindet sich auf einer mehrtägigen Reise durch Lateinamerika. Brasilien ist dabei seine erste Station. Es handelt sich um den ersten Besuch eines iranischen Präsidenten in Brasilien, ist aber schon das dritte Treffen zwischen Ahmadinedschad und Lula. Anschließend reist Ahmadinedschad nach Bolivien und Venezuela. In Venezuela trifft er den linksgerichteten Staatschef Hugo Chávez, der in diesem Jahr bereits zweimal im Iran war. Seit Ahmadinedschads Amtsantritt 2005 bemüht dieser sich um eine Annäherung an linksgerichtete südamerikanische Staatschefs.
In Brasília kam es am Montag wie bereits am Wochenende in Rio zu Protesten gegen den Besuch. Sie waren unter anderem von jüdischen Verbänden organisiert worden. Sie hatten Lula davor gewarnt, Verträge mit dem iranischen Präsidenten abzuschließen, der den Holocaust leugne und zur Vernichtung Israels aufrufe.
Autor: Martin Schrader (dpa/ap/afp)
Redaktion: Marko Langer