Braunkohleland Deutschland
Nirgends wird so viel Braunkohle gefördert wie in Deutschland. Für den Tagebau werden Dörfer verlegt und Wälder gerodet. Umso stärker wiegt der geplante Ausstieg. Eine Reise durch das Braunkohleland Deutschland.
Symbol des Tagebaus
Er steht wie kein zweites Werkzeug als Symbol für den Tageabbau: der Schaufelradbagger. Viele der rund 21.000 Beschäftigten im deutschen Braunkohleabbau werden die sich ins Erdreich fressenden Riesen vermissen, wenn mit dem Abbau Schluss ist. Einen Termin dafür gibt es aber (noch) nicht.
Löcher in der Landschaft
Dieses Bild prägt die Landschaft in den großen deutschen Braunkohlegebieten. Sie liegen im Süden Sachsen-Anhalts, in der Lausitz (Sachsen und Brandenburg) und im Rheinland (Nordrhein-Westfalen). Überall hinterlässt der Tagebau Löcher, so wie hier in Garzweiler, dem größten Abbaugebiet in Nordrhein-Westfalen.
Devisen für die DDR
Dieser Schaufelradbagger - und hier ist nur sein "Unterbau" zu sehen - gehört zum Tagebau Profen in Sachsen-Anhalt. Heute eine wichtige Stütze im strukturschwachen Osten, war der Tagebau im maroden DDR-System ein echter Wirtschaftsanker. Damals baute man ohne jegliche Rücksicht auf die Umwelt ab, um mit dem Kohleverkauf Devisen ins Land zu bekommen.
Motor Mitteldeutschlands
Seit dem 19. Jahrhundert wird in Mitteldeutschland industriell Kohle abgebaut. Heute bewirtschaftet die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft die verbliebenen Abbaugebiete. Und die sind großflächig: In Profen müssen die Bagger eine Landstraße und eine Bahnstrecke überqueren, um von einem Abschnitt zum anderen zu gelangen.
Ring of Fire
Unumstritten war der Kohleabbau nie. Zum einen, weil Kraftwerke die Luft verschmutzen, aber auch, weil beim Tagebau oft das Grundwasser abgesenkt wird, um an die tiefliegende Kohle zu gelangen. Aktivisten haben hier vor dem Kohlekraftwerk in Rommerskirchen in Westdeutschland einen Feuerring entzündet (Januar 2019). Sie wollen damit für einen schnelleren Ausstieg aus der Kohle demonstrieren.
Waldspaziergang und Widerstand
Schlagzeilen über Deutschland hinaus machte 2018 der Protest im Hambacher Forst. Der alte Wald gilt aus ökologischen Gründen als besonders schützenswert, sollte aber zugunsten des Tagebaus gerodet werden. Baumbesetzungen so wie hier und zahlreiche Proteste erreichten ein Moratorium.
Umstrittenes Garzweiler
Der Großtagebau Garzweiler entstand 1983. Immer wieder wurde er zum Zankapfel, unter anderem auch, weil für ihn ganze Ortschaften abgerissen oder umgesiedelt werden mussten. Das ist neben den Umweltaspekten der zweite große Kritikpunkt der Kohlegegner.
Geisterdörfer
Denn auch das gehört zur Wahrheit: Immer wieder müssen Dörfer weichen, damit der Tagebau sichergestellt werden kann. Derzeit wird in Westdeutschland der Ort Kerpen-Manheim darauf vorbereitet. Bereits jetzt wohnt kaum noch jemand hier, die meisten wurden umgesiedelt. 2022 wird hier ein großes Loch klaffen.
Kirche weicht Kohle
Auch vor Kulturdenkmälern machen Umsiedlungen nicht Halt: 2018 wurde der neuromanische "Immerather Dom" abgerissen. Das zuvor voll funktionstüchtige Gotteshaus musste dem Tagebau Garzweiler weichen.
Himmel hilf!
Immerath ist wohl die Umsiedlung, die das lauteste Medienecho hervorrief. Allein in Nordrhein-Westfalen mussten durch den industriellen Abbau laut der Umweltorganisation BUND rund 40.000 Menschen wegen des Braunkohleabbaus umgesiedelt werden.
Heuersdorf zieht um
Besser erging es da der Emmaus-Kirche im ostdeutschen Heuersdorf. Sie wurde 2008 komplett verladen und ins benachbarte Borna verfrachtet. Drei Brücken und zwei Bahnübergänge konnten das Gotteshaus nicht aufhalten.
Alt gegen Neu
Zwei Techniken zur Stromerzeugung auf einem Bild: Während die Kohle dafür kritisiert wird, klimaschädlich zu sein, dürften die Windräder im Hintergrund Freunden erneuerbarer Energien das Herz höher schlagen lassen
Jetski statt Bagger
Doch was kommt, wenn der Tagebau geht? So kann die Zukunft aussehen: Wie hier in der Lausitz werden immer mehr frühere Tagebaue geflutet. In Ostdeutschland soll so in den kommenden Jahren eines der größten zusammenhängende Seengebiet Europas entstehen. Wassersportler freut´s.