Brexit: Zeitreise
Mehr als die Hälfte der Briten jubelt am 23. Juni 2016. 51,9 Prozent haben für den Austritt des Vereinigten Königreiches aus der Europäischen Union gestimmt. Nach 43 Jahren beginnt der Scheidungsprozess.
Oktober 2019: Neuwahlen statt Brexit
Die EU verlängert die Austrittsphase bis zum 31. Januar 2020. Premier Johnson bricht sein Versprechen und setzt stattdessen Neuwahlen durch. Kurz vor Weihnachten ein neues Unterhaus gewählt werden. Ist das der Ausweg aus der Brexit-Sackgasse? Ein Abkommen mit der EU liegt weiter auf Eis.
Oktober 2018: Neuer Deal scheitert
Premier Johnson handelt einenm leicht veränderten Brexit-Deal aus, findet aber auch dafür keine Mehrheit im britischen Unterhaus. Jean-Claude Juncker, EU-Kommissionspräsident, hält den Brexit für eine gigantische Verschwendung von Zeit und Energie.
Juli 2019: Neuer Hausherr
Boris Johnson wird neuer konservativer Parteichef und neuer Premierminister. Sein Versprechen: Austritt aus der EU am 31. Oktober mit oder gerne auch ohne Austrittsabkommen, "geschehe was wolle".
Mai 2019: May gibt auf
Unter Tränen gibt die Premierministerin ihren Rücktritt zum 07. Juni bekannt. Sie scheitert am Brexit-Deal, für den sie keine parlamentarische Mehrheit findet. "Es war mir eine Ehre, dem Land zu dienen", sagt sie.
April 2019: Verlängerung
Premierministerin Theresa May schafft es nicht, ihren Brexit-Vertrag durch das Unterhaus zu manövrieren. Das Vereinigte Königreich bleibt bis zum 31. Oktober in der EU, mindestens.
Januar 2019: Order!
Die britische Regierung verliert mehrere Abstimmungen im Unterhaus. John Bercow, der Sprecher des Parlaments, setzt seine berühmten Ordnungsrufe ein, um die teils chaotischen und verwirrenden Debatten zu leiten. Der Austrittsvertrag mit der EU fällt mehrfach durch.
November 2018: Backstop
EU-Unterhändler Michel Barnier ist zuversichtlich: Die EU und das Vereinigte Königreich einigen sich bei einem Sondergipfel auf ein Austrittsabkommen. Vereinbart wird, dass Nordirland und Großbritannien so lange in einer Zollunion mit der EU bleiben, bis eine andere Regelung gefunden wird. Diese Rückversicherung (Backstop) soll eine "harte" Grenze auf der irischen Insel verhindern.
März 2018: Sicherheit bis Ende 2020
Der EU-Gipfel beschließt, Großbritannien bis Ende Dezember 2020 eine Übergangsphase zu gewähren. Alles bleibt wie es ist, nur darf Großbritannien nicht mehr mit entscheiden. EU-Kommissionspräsident Juncker (re.) scheint Premierministerin May zu trösten: Der Brexit-Vertrag selbst ist immer noch nicht fertig.
März 2018: Streit um eine imaginäre Grenze
Außenminister Johnson meint in einer Fernseh-Talkshow, die künftige Grenze zwischen Nordirland und Irland könne so aussehen wie die Grenze für die City-Maut in London. Der Vorschlag löst Kritik in Brüssel, Dublin und Belfast aus. Johnson nehme das Problem nicht Ernst, das die Brexit-Verhandlungen blockiert. Im Bild: Protest gegen eine mögliche EU-Außengrenze quer über die irische Insel (2017)
Dezember 2017: Übergang möglich
Nach dem EU-Gipfel bietet Ratspräsident Donald Tusk den Briten eine Übergangszeit zwischen Brexit und Inkraftreten neuer Abkommen an: Bis zum Dezember 2020, ohne Stimmrecht, Verbleib im Binnenmarkt, volle Mitgliedsbeiträge. "Die Verhandlungen werden dramatisch schwer", glaubt Tusk.
Dezember 2017: Ausreichender Fortschritt
Die EU und Großbritannien einigen sich mit drei Monaten Verspätung auf die Modalitäten des Austritts: London ist bereit, für die "Brexit"-Abrechnung zu zahlen. Wie viel wird offiziell nicht festgelegt. Eine Grenze zwischen Nordirland und Irland wird ausgeschlossen. EU-Bürgerrechte sollen in Großbritannien bleiben können. Für Briten gilt das gleiche in der EU. Einzelheiten bleiben ungeklärt.
November 2017: Die Rechnung bitte
Großbritannien erklärt sich angeblich bereit, ca. 45 Milliarden Euro an fälligen Beiträgen, Pensionen und laufenden Verplichtungen in kommende EU-Haushalte einzuzahlen. Zuhause wird Premierministerin May für die Zugeständnisse hart kritisiert. Ist ein harter Brexit ohne Abkommen mit der EU oder ein weicher Brexit mit Zugang zum Binnenmarkt der bessere Weg?
Oktober 2017: May im Pech
Wegen einer Hustenattacke misslingt die Grundsatzrede der Premierministerin auf dem Parteitag der Konservativen. Teile des Schriftzuges fallen herab, hier fehlt bereits ein "F". Inhaltlich bietet Theresa May nichts Neues. Die fünfte Verhandlungsrunde zwischen EU und Großbritannien endet ohne Ergebnis. Sackgasse.
September 2017: Brexit im Wahlkampf
Brexit-Vorkämpfer Nigel Farage liebt die deutschen Rechtspopulisten von der AfD. Mit der AfD-Politikerin Beatrix von Storch kämpft er im Bundestagswahlkampf gegen die EU. Die Bereitschaft seiner Premierministerin eine zwei Jahre währende Übergangsphase nach dem Brexit einzulegen, lehnt Farage brüsk ab.
August 2017: Nicht amüsiert
Wieder scheitert eine Verhandlungsrunde in Brüssel. EU-Kommissionpräsident Juncker kritisiert die Briten. Sie wollen über Handel und zukünftige Beziehungen sprechen und veröffentlichen Positionspapiere ohne klaren Inhalt. Juncker besteht darauf, dass erst der Austritt ordentlich geregelt werden muss - wie ursprünglich vereinbart.
Juli 2017: Ernsthafte Verhandlungen?
Der britische Brexitminister David Davis (re.) hat alles im Kopf und braucht in der zweiten Verhandlungsrunde keine Unterlagen. Oder? Kommt der Brite etwa völlig unvorbereitet nach Brüssel? EU-Chefunterhändler Michel Barnier (li.) fühlt sich veräppelt.
Juni 2017: Lächelnd an den Start
Am 19. Juni reist der britische Brexit-Verhandlder, David Davis (li.), zum ersten Mal nach Brüssel. Dort trifft er den ehemaligen französischen EU-Kommissar Michel Barnier, der von den übrigen 27 EU-Staaten ein ausführliches Verhandlungsmandat erhalten hat. Die Herren einigen sich auf Zeitplan und Verhandlungsphasen: Erst der Austritt, dann die neuen Beziehungen.
März 2017: Die Uhr tickt
Der britische EU-Botschafter Tim Barrow (li.) überreicht am 29. März in Brüssel den Brief mit dem Austrittsgesuch nach Artikel 50 des EU-Vertrages an Ratspräsident Donald Tusk. Die zwei Jahre währende Frist bis zum britischen Exit läuft. "Wir vermissen Euch schon jetzt", sagt Donald Tusk.
Juli 2016: Knicksen und regieren
Innenministerin Theresa May, die eigentlich für den Verbleib in der EU war, wird Regierungschefin. Sie stellt sich der Queen vor, die sie hier einlädt, ihre Premierministerin zu sein. May lässt viel Zeit verstreichen, bevor sie das eigentliche Austrittsgesuch stellt.
Juni 2016: Wir sind raus
Die Briten stimmen in einer Volksabstimmung mit knapp 52 Prozent für den Brexit. Premierminister David Cameron tritt zurück. Die lange Reise hinaus aus der EU beginnt. Die Befürworter wollen die "Kontrolle" für Großbritannien zurück. Die Gegner des Brexit ahnen schlimmes Chaos voraus.