Britische Reporter in der Türkei freigelassen
3. September 2015Der Korrespondent Jake Hanrahan und sein Kameramann Philip Pendlebury waren am 27. August in der vor allem von Kurden bewohnten Stadt Diyarbakir festgenommen worden. Dort wollten sie Unruhen zwischen kurdischen Jugendlichen und türkischen Sicherheitskräften dokumentieren. Ihnen und ihrem irakischen Übersetzer wurde bei der Festnahme vorgeworfen, in "terroristische Aktivitäten" der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) verwickelt zu sein.
Jetzt ordnete ein Gericht in Diyarbakir die Freilassung der beiden Männer an, die für den in den USA ansässigen Internet-Sender "Vice News" unterwegs waren. Laut "Vice News" kamen sie nach einer Anhörung vor Gericht frei. Ihr Übersetzer bleibt in Haft, wie der Sender CNN Türk meldet.
Es ist nicht klar, ob die beiden Briten das Land verlassen dürfen. Der Anwalt der beiden Männer war für ein Statement nicht zu erreichen.
Angespannte Lage im Südosten
Die türkische Regierung geht in dem mehrheitlich von Kurden bewohnten Gebiet im Südosten des Landes militärisch gegen kurdische Rebellen vor. Immer wieder kommt es zu Zusammenstößen von Sicherheitskräften und Kämpfern der Verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei (PKK). In Teilen der Region wurden aufgrund der Unruhen Ausgangssperren verhängt.
Vorwürfe "ungeheuerlich und bizarr"
Berichten zufolge wurden die Journalisten nach einem anonymen Hinweis an die Polizei festgenommen, überdies wurde ihr Filmmaterial beschlagnahmt. Die Festnahme der Reporter war international kritisiert worden. Der Vorfall verstärkte Befürchtungen, dass die Pressefreiheit in der Türkei zunehmend bedroht sei. "Wir sind besorgt über die jüngsten Festnahmen der Journalisten von Vice News (...) wegen Terrorvorwürfen", hatte am Dienstag eine Sprecherin des diplomatischen Diensts der EU in Brüssel erklärt. Sie forderte eine "unabhängige und transparente Untersuchung" der Vorwürfe.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sprach von "ungeheuerlichen und bizarren" Vorwürfen. "Vice News" bezeichnete die Vorwürfe der türkischen Behörden als "unbegründet".
Unter Präsident Recep Tayyip Erdogan hatten in der Türkei Ermittlungen gegen Journalisten zuletzt stark zugenommen.
qu/uh (afp, APE, dpa, rtre)