British Airways - warum der Streik?
9. September 2019An normalen Tagen starten mehr als 850 Flüge der British Airways (BA) von Flughäfen in London und Umgebung. An diesem Montag und Dienstag war es so gut wie keiner. Weil die Pilotengewerkschaft ihre Mitglieder zum Streik aufgerufen hatte, strich BA gleich alle Verbindungen.
Das wäre nicht nötig gewesen, behauptete ein Sprecher der Gewerkschaft BALPA: "Sie hätten anders planen können", so Gewerkschaftschef Brian Strutton. Bei der Airline hieß es dagegen, man habe keine andere Wahl gehabt, als fast alle Flüge zu streichen, da BALPA nicht mitgeteilt habe, wie viele Piloten streiken würden.
British Airways und seine 4.300 Piloten streiten seit langem um die Bezahlung. "British Airways muss aufwachen", sagte BALPA-Chef Strutton. Die Piloten hätten in schwierigen Zeiten erhebliche Gehaltskürzungen hinnehmen müssen. Nun solle die Fluggesellschaft in Zeiten des Profits auch etwas zurückgeben.
Sieben Prozent mehr Gewinn
Im zweiten Quartal dieses Jahres brachte die BA-Muttergesellschaft IAG es Medieninformationen zufolge auf ein operatives Ergebnis von 960 Millionen Euro. Das sind knapp sieben Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahrs. Der deutsche Konkurrent Lufthansa hatte in der Zeit einen Gewinnrückgang zu verzeichnen.
Die Pilotengewerkschaft BALPA will auch am Dienstag streiken lassen. Ein dritter Streiktag ist bereits für den 27. September vorgesehen. Allerdings beteuerten beide Seiten, sie wollten weiter verhandeln. Nach Angaben der Pilotengewerkschaft kostet ein Streiktag umgerechnet etwa 44 Millionen Euro.
British Airways hatte den Piloten im Juli eine Gehaltserhöhung von 11,5 Prozent über drei Jahre angeboten. Das hatte die Gewerkschaft jedoch zurückgewiesen. BA hob hervor, Piloten der Airline würden dadurch auf eine "world class"-Bezahlung von rund 200.000 britischen Pfund (oder 220.000 Euro) im Jahr kommen. BALPA verwies dagegen auf Durchschnittsgehälter bei den Piloten von 90.000 Pfund im Jahr. Anfänger, die nur 26.000 Pfund verdienten, hätten zudem hohe Ausbildungskosten von schätzungsweise 100.000 Pfund selbst zu tragen.
Den vom Streik betroffenen Fluggästen bot BA Erstattungen oder Umbuchungen an. Allerdings ist die Airline dazu ohnehin durch die Verordnung der EU über Fahrgastrechte verpflichtet. Die britische Aufsichtsbehörde forderte BA dazu auf, die Passagiere über ihre Rechte zu informieren. Erst vor vier Wochen waren wegen Computerproblemen bei British Airways über 70.000 Passagiere gestrandet und hatten Anrecht auf Entschädigung.
Pleite bei Aigle Azur
Derweil sitzen in Frankreich rund 13.000 Passagiere fest, weil die französischen Fluggesellschaft Aigle Azur Insolvenz anmelden musste. Aigle Azur hatte sich vergangene Woche für zahlungsunfähig erklärt und alle Flüge ab dem Wochenende gestrichen. Vor allem Verbindungen von Frankreich nach Algerien seien betroffen, hieß es von Seiten der Regierung in Paris. Aber auch Flüge nach Portugal, Russland oder Brasilien seien nicht gestartet. Auf eine Entschädigung können die Reisenden vorerst nicht hoffen.
ar/bea (rtr, dpa, afp)