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Bruce Lee: Das Vermächtnis der Kung-Fu-Legende

Elliot Douglas
20. Juli 2023

Vor 50 Jahren starb der chinesisch-amerikanische Kampfsportler und Filmstar Bruce Lee. Seine Philosophie lebt weiter.

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Ein lesender Bruce Lee in einer Filmszene von 1973
Zu Bruce Lees Vermächtnis gehören seine philosophischen Ideen. Hier eine Filmszene aus "Enter the Dragon" (1973)Bild: picture alliance/Everett Collection

"Leere deinen Geist, sei formlos, ohne Gestalt - wie Wasser." Das berühmteste Zitat der Kung-Fu-Legende Bruce Lee ist nicht nur ein Ratschlag für angehende Kampfsportler, wie man Gegnern geschickt ausweicht. Es steht auch für eine philosophische Betrachtungsweise der Welt. Und sie findet bei seinen Fans immer noch Anklang.

Lees Buch "Artist of Life" (Lebenskünstler) voller philosophischer Betrachtungen, das 2023 unter dem Titel "Empty Your Mind" (Leere Deinen Geist) erstmals ins Deutsche übersetzt und veröffentlicht wurde, gibt wertvolle Einblicke in seine Geisteshaltung. Dieser Aspekt im Leben des Filmstars geht allzu oft unter, wenn man ein halbes Jahrhundert nach seinem frühen Tod an ihn zurückdenkt.

Der Auftritt des Drachen

Ein Mann mit nacktem Oberkörper kämpft gegen einen anderen. Drumherum stehen Männer in weißen Judo-Anzügen und schauen zu
Bruce Lee (ohne Shirt) in dem Hollywood-Hit "Enter the Dragon", der erst nach seinem frühen Tod 1973 fertiggestellt wurdeBild: picture alliance/Everett Collection

Bruce Lee kam 1940 als Lee Jun-Fan in San Francisco als Sohn von Grace Ho und Lee Hoi-chuen zur Welt, einem berühmten chinesischen Opernsänger und Filmschauspieler. Der spätere Kung-Fu-Künstler verbrachte den Großteil seiner Kindheit in Hongkong, wo er als Kinderdarsteller in mehreren Filmen auftrat. Doch schon bald wurde klar, dass sein Interesse sich nicht auf die Schauspielerei beschränkte. Noch als Teenager begann er zu boxen und zu tanzen. Er trainierte Wing Chun, eine vermutlich im 19. Jahrhundert entstandene chinesische Kampfkunst.

Im Alter von 18 Jahren zog er in die Vereinigten Staaten, um dort zu studieren. Hier unterrichtete er auch Kampfsport und entwickelte seinen eigenen Kampfkunststil, den Jeet Kune Do. Wörtlich übersetzt heißt das: "Weg der abfangenden Faust". Das Selbstverteidigungskonzept setzt im Kampf auf größtmögliche Effizienz und kombiniert Elemente aus diversen klassischen Stilen.

Bruce Lee in einer Kampfszene im Film "Enter The Dragon" von 1973
Bruce Lee (rechts) entwickelte mit Jeet Kune Do seine eigene Kampfsporttechnik, die er mit philosophischen Ideen verband Bild: Warner Bros/Everett Collection/picture alliance

Gleichzeitig trat Bruce Lee in US-amerikanischen Fernsehsendungen und Filmen auf, zumeist in kleinen Rollen, die mit Kampfsport zu tun hatten. Erst als er nach Hongkong zurückkehrte, erhielt er dort seine ersten Hauptrollen bei den Golden Harvest Studios. Er war auf dem Höhepunkt seines Weltruhms, als er am 20. Juli 1973 unerwartet an einem Hirnödem starb, gerade einmal 32 Jahre alt. Der letzte Film, der zu seinen Lebzeiten veröffentlicht wurde, war "Way of the Dragon" (1972), während "Enter the Dragon" nach seinem Tod 1973 fertiggestellt wurde - beide wurden zu Hollywood-Hits.

Jeet Kune Do - eine Kampfphilosophie 

Während die Nachwelt Lees Vermächtnis vor allem über seine herausstechende körperliche Fitness und seine Kampftechnik definiert, haben die philosophischen Lehren, die er in seinem kurzen Leben entwickelte, weniger Beachtung gefunden. Sein Kampfkunststil Jeet Kune Do aber bildet die Synthese dieser beiden Teile seines Lebens.

"Die Techniken und Philosophien des Jeet Kune Do können sowohl im realen Kampf als auch in schwierigen Lebenssituationen angewendet werden. Jeet Kune Do besteht aus physischen Techniken und angewandten Philosophien und verlangt vom Einzelnen, sich selbst in den kultiviertesten Zustand des Seins zu trainieren", heißt es auf der Website der Bruce Lee Foundation. Das Bewusstsein für den eigenen Körper und Frieden zu schließen mit dem eigenen Platz in der Welt - beides ist für Lees Lebenswerk von entscheidender Bedeutung.

Bruce Lee mit nacktem Oberkörper in Kampfstellung
Bruce Lee war nicht nur Kämpfer und Schauspieler, sondern auch Philosoph Bild: picture alliance/United Archives

Auch sein Ratschlag "Sei Wasser, mein Freund" wurde im Laufe der Jahre oft zitiert und ist mit dieser Philosophie der Formbarkeit und des Bewusstseins des eigenen körperlichen und geistigen Selbst verbunden. Wie Wasser, das in eine Tasse fließt und seine Form verändert, riet Lee zur Anpassungsfähigkeit, während man gleichzeitig dem eigenen Wesen treu bleibt.

Wegbereiter für Asiaten in Hollywood

Zu Lees Vermächtnis zählt auch, das er asiatischen Schauspielern in Hollywood die Tür geöffnet hat. Denn er war der erste asiatisch-amerikanische Hollywood-Star, der eine Hauptrolle in einem großen internationalen Film spielte. Und trotz seines frühen Todes schaffte er es, den Weg für künftige Generationen zu ebnen. Heute wird sein Erbe von seiner Tochter Shannon Lee weitergeführt. Sie gibt regelmäßig Interviews und moderiert eine Hörfolge über ihren Vater. Der schlichte Titel: "Bruce Lee Podcast".

Auch als belesener Philosoph und Denker verdient er rückblickend mehr Aufmerksamkeit: Zum 50. Todestag des Meisters (20. Juli 2023) ist auf Deutsch eine Jubiläumsausgabe seines Buchs erschienen, das auch Auszüge aus seinen privaten Tagebüchern enthält. "Im Grunde bin ich schon immer ein Kampfkünstler aus Berufung, und ich bin Schauspieler von Beruf", hatte er kurz vor seinem Tod notiert, "vor allem jedoch hoffe ich, mich auf meinem Weg als Künstler des Lebens zu verwirklichen."

Aus dem Englischen adaptiert von Stefan Dege.