Brüssel gedenkt der Opfer des Terrors
22. März 2017Ein Jahr nach den Anschlägen von Brüssel gedenkt Belgien der Opfer. Am Flughafen Zaventem hielten Angehörige, Airport-Mitarbeiter, Regierungsvertreter sowie König Philippe und Königin Mathilde um 7.58 Uhr für eine Minute inne. Ein Angehöriger eines der Opfer spielte ein Lied, das er zur Erinnerung an seine getötete Frau komponiert hatte.
An der Metrostation Maelbeek im EU-Viertel wurde um 9.11 Uhr mit einer weiteren Schweigeminute der Toten gedacht. Das Königspaar fuhr in den Bahnhof ein, um auch dort einen Kranz "im Namen der gesamten Nation" niederzulegen. Auf den Straßen der belgischen Hauptstadt begann dagegen zur selben Zeit ein Hupkonzert als Zeichen der Erinnerung. Am Nachmittag soll ein Trauerzug vom Gemeindeplatz des Brüsseler Stadtteils Molenbeek bis an den Börsenplatz im Zentrum führen. Für den Abend ist in der Kathedrale St. Michael und St. Gudula eine Totenwache geplant.
Am 22. März 2016 waren 32 Menschen durch Bombenanschläge am Brüsseler Flughafen Zaventem und in der Metrostation Maelbeek getötet worden. Mehr als 300 Menschen wurden verletzt. Zu den Attentaten bekannte sich die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS).
Tafel hinter Glas
Die U-Bahn-Haltestelle wurde etwa einen Monat nach den Anschlägen wieder eröffnet. Eine hinter Glas eingerahmte Tafel mit persönlichen Botschaften von Hinterbliebenen und Anteilnehmenden erinnert heute an den Schreckenstag. Am Flughafen dagegen zeugt kaum mehr von den Stunden des Terrors als ein paar ausgetauschte Bodenfliesen, die stärker glänzen als die alten. Doch in das Gedächtnis der Überlebenden - auch der Ärzte, die in den Minuten nach der Tat Erste Hilfe leisteten - hat sich der grausame Frühlingstag vor einem Jahr tief eingebrannt.
"Das Schicksal vom 22. März 2016 hat uns fürs Leben vereinigt", heißt es auf der Website von V-Europe, einem Forum für Betroffene, die sich gegenseitig Halt geben. Viele Hinterbliebene kämpfen nicht nur gegen die Erinnerungen, die immer wieder hochkommen. Sie rennen auch gegen ein Verwaltungssystem an, das ihnen im Kampf um ihre Rechte oft als Gegner erscheint.
"Status nationaler Solidarität"
Konfrontiert mit der Kritik, hatte die belgische Regierung im Februar angekündigt, einen "Status nationaler Solidarität" für die Opfer von Terroranschlägen einzurichten, der Betroffenen eine lebenslange finanzielle Hilfe zusichern soll. Doch auch diese Initiative hat einen Haken: Sie soll nur für jene Menschen gelten, die zum Zeitpunkt der Anschläge in Belgien lebten. Viele der Opfer vom 22. März kamen allerdings aus dem Ausland.
jj/stu (dpa, afp)