Bund ist an belgischen Atommeilern beteiligt
1. Juli 2017Dass der Bund an den umstrittenen Atommeilern beteiligt ist, stellte sich durch eine Anfrage der Grünen an das Bundesinnenministerium heraus, wie die "Aachener Zeitung" und die "Aachener Nachrichten" berichteten. Der Bund habe Aktien über insgesamt 6,4 Millionen Euro des Betreibers der umstrittenen Atommeiler Tihange 2 und Doel 3.
Die Nachricht kam für Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) offenbar überraschend: "Ich hatte bisher keine Kenntnis davon, dass der Bund über seinen Pensionsfonds indirekt an dem Betreiber der Reaktoren in Doel und Tihange beteiligt sein soll", sagte Hendricks. Sie wolle sich nun dafür einsetzen, dass der Bund seine Anteile an dem belgischen Stromversorger und Betreiber der beiden Atomkraftwerke, Engie Electrabel, verkauft.
Eine Frage der Glaubwürdigkeit
Es vertrage sich nicht, wenn "wir einerseits für die Abschaltung von Atomkraftwerken eintreten, deren Sicherheit fraglich ist, und gleichzeitig ein finanzielles Interesse am Betrieb dieser Anlagen haben müssen", sagte Hendricks. Das sei auch eine Frage der Glaubwürdigkeit.
Auch das Nachrichtenmagazin "Spiegel" berichtete von der Beteiligung des Bundes. Der Grünen-Politiker Oliver Krischer erinnerte dem Nachrichtenmagazin zufolge die Bundesregierung daran, dass das Land Nordrhein-Westfalen unlängst seine Beteiligungen an dem Konzern verkauft habe. "Wer am Betrieb von Schrottreaktoren verdient, ist auch mitverantwortlich für das Risiko, dem eine ganze Region durch die Reaktoren ausgesetzt wird", sagte Krischer dem "Spiegel".
Erst vergangenen Sonntag hatten rund 50.000 Atomkraftgegner aus Deutschland, den Niederlanden und Belgien mit einer Menschenkette gegen den Betrieb der beiden Meiler demonstriert. Sie forderten ein sofortiges Abschalten der Kraftwerksblöcke Tihange 2 und Doel 3, deren Sicherheit wegen Tausender Mikrorisse in den Reaktordruckbehältern umstritten ist.
vk/ml (afp, dpa)