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Politik

Bundeswehr trainiert für möglichen Atomkrieg

18. Oktober 2019

Es ist das schlimmste denkbare Szenario: ein atomarer Konflikt mitten in Europa. Genau für diesen Alptraum üben deutsche Kampfflieger gemeinsam mit Alliierten der NATO. Russland dürfte sehr genau hinsehen.

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Laage | Luftwaffe beginnt mit Übung im Nordosten
Tornado-Kampfflugzeug des Luftwaffengeschwaders 33 (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/R. Jensen

Die deutsche Luftwaffe trainiert mit NATO-Partnern für das Schreckensszenario eines Atomkriegs. Nach Informationen der Deutschen-Presse Agentur hat in dieser Woche eine geheime Bündnisübung mit dem Namen "Steadfast Noon" begonnen. Dabei wird unter anderem der Einsatz von Jagdbombern trainiert, die im Kriegsfall mit Atomwaffen bestückt werden könnten.

Die Bundeswehr beteiligt sich mit Tornados des taktischen Luftwaffengeschwaders 33 an der Übung. Die Kampfjets sind auf dem Fliegerhorst Büchel in der Eifel stationiert, wo nach offiziell nicht bestätigten Angaben taktische US-Atomwaffen vom Typ B61 lagern. Die B61 könnten im Rahmen der "nuklearen Teilhabe" in der NATO im Ernstfall auch von deutschen Tornados abgeworfen werden und dann zum Beispiel gegnerische Streitkräfte ausschalten. Weitere US-Atomwaffen sollen in Italien, Belgien, der Türkei und den Niederlanden lagern.

Transport und Montage von Atombomben

Nach Angaben von Militärexperten wird bei den regelmäßig stattfindenden "Steadfast Noon"-Manövern unter anderem geübt, wie man die US-Atomwaffen sicher aus unterirdischen Magazinen zu den Flugzeugen transportiert und unter die Kampfjets montiert. Bei Übungsflügen wird dann allerdings ohne Bomben geflogen. Nach im Internet veröffentlichten Fotos nehmen neben deutschen Jets in diesem Jahr unter anderem Kampfflugzeuge aus Italien an den Manövern teil. Sie starteten vom Militärflugplatz Volkel in den Niederlanden, wo wie in Büchel US-Atomwaffen lagern sollen.

Laage | Luftwaffe beginnt mit Übung im Nordosten
Zwei Bundeswehr-Tornados überfliegen vor ihrer Landung einen Fliegerhorst in Rostock-Lage (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/R. Jensen

Informationen zum Szenario der Übung gab es zunächst nicht. Der Nuklearwaffenexperte Hans Kristensen wies allerdings darauf hin, dass das Manöver kurz nach dem Eintreffen amerikanischer B-52-Bomber in England stattfinde. Dies werde zumindest von Russland nicht als Zufall gewertet werden, sagte der Leiter des "Nuclear Information Project" der Federation of American Scientists (FAS) der dpa. Die US-Streitkräfte überschrieben eine Mitteilung zur Ankunft der Flugzeuge im britischen Gloucestershire mit den Worten: "Gegner aufgepasst: Bomber sind zurück und startklar."

Höheres Kriegsrisiko

Die Gefahr eines auch mit Atomwaffen geführten Krieges gilt derzeit als deutlich höher als in den vergangen drei Jahrzehnten. Grund ist vor allem das Ende des INF-Vertrags zum Verzicht auf landgestützte atomwaffenfähige Mittelstreckensysteme. Die USA hatten das Abkommen im Sommer mit Rückendeckung der NATO-Partner aufgelöst, weil sie davon ausgehen, dass Russland es seit Jahren mit einem Mittelstreckensystem namens 9M729 (NATO-Code: SSC-8) verletzt.

Militärexperten rechnen damit, dass es nun zu einem neuen Rüstungswettlauf kommen könnte. So arbeiten die USA bereits an einem neuen mobilen, bodengestützten Mittelstreckensystem, das in Zeiten des INF-Vertrags illegal gewesen wäre. Es soll nach derzeitiger Planung ausschließlich konventionelle - das heißt nicht-atomare - Sprengköpfe transportieren. Ob es dabei bleibt, ist allerdings unklar.

jj/as (dpa)