Bush ruft US-Bevölkerung zu Geduld mit Irak-Einsatz auf
29. Juni 2005
In einer Rede auf der US-Truppenbasis Fort Bragg in North Carolina bezeichnete Bush den Krieg im Irak als wichtigste Schlacht im Kampf gegen den internationalen Terror. Mit der Rede versuchte Bush auf die schwindende Unterstützung für den Irakkrieg in jüngsten Meinungsumfragen zu reagieren. Demnach halten inzwischen sechs von zehn US-Bürgern den Krieg im Irak für einen Fehler.
Die "New York Times" hatte in einem Leitkommentar am Dienstag womöglich den Nerv der Stimmung in Amerika getroffen und gefordert, Bush müsse unverzüglich bekannt geben, dass die militärische Präsenz der USA im Irak nicht von unbegrenzter Dauer sein werde. Das tat er nicht.
"Wir müssen unseren Auftrag erledigen"
Stattdessen sagte er: "Ich weiß, dass die amerikanische Bevölkerung möchte, dass unsere Truppen so schnell wie möglich nachhause kommen sollen. Das möchte auch ich. Einige sagen, wir sollten eine Frist für den Truppenabzug setzen. Aber das wäre das falsche Signal. Es wäre das falsche Signal an die Iraker, die wissen müssen, dass wir bleiben bis der Auftrag erledigt ist. Und es wäre das falsche Signal an den Feind, der glauben könnte, er braucht uns nur auszusitzen. Wir bleiben solange wir gebraucht werden und keinen Tag länger."
Bush erinnerte an die Terroranschläge in Amerika am 11. September 2001 und an all die anderen Terroranschläge seitdem weltweit. Der Krieg im Irak sei die letzte und entscheidende Schlacht im Krieg gegen die Terroristen. "Wir kämpfen heute, weil der Irak die Hoffnung für Freiheit in einer vitalen Region dieser Welt darstellt. Und der Sieg der Demokratie wird der ultimative Triumph über Radikalismus und den Terror sein. Wir kämpfen heute, weil die Terroristen unser Land angreifen und unsere Bürger töten wollen. Im Irak sind sie zum Kampf angetreten. Also bekämpfen wir sie dort und überall in der Welt und wir werden diesen Krieg weiterkämpfen, bis er gewonnen ist."
"Doppelstrategie" gegen die Terroristen
In seiner Rede kamen weder Saddam Hussein noch das Thema der Massenvernichtungswaffen vor, wohl aber war von Al Sarkawi und Osama Bin Laden die Rede. Bush beschwor nicht nur den Durchhaltewillen der Amerikaner. Er zitierte auch Bundeskanzler Gerhard Schröder, der am Montag im Weißen Haus gesagt hatte, ein stabiler und friedlicher Irak läge im Interesse Deutschlands und ganz Europas.
Angesichts der inzwischen mehr als 1700 US- Toten im Irak sagte Bush, das Leid ginge auch an ihm nicht spurlos vorbei. "Der Auftrag im Irak ist schwierig und gefährlich. Wie die meisten Amerikaner sehe ich die Bilder der Gewalt und das Blutvergießen. Jedes dieser Bilder ist schrecklich. Und das Leiden ist echt. Ich weiß, dass viele Amerikaner sich fragen, ist es das wert? Ja, das ist es und nicht nur das - es ist von vitaler Bedeutung für die Sicherheit unseres Landes.“ Bush beschwor die bisher erreichten Erfolge, erinnerte an die erfolgreich durchgeführten Wahlen und daran, dass man auch im zivilen Aufbau des Landes Erfolge verzeichnen könne. Mit einer Doppelstrategie einer militärischen Niederschlagung des Aufstandes bei gleichzeitiger Ausbildung der irakischen Sicherheitskräfte und der weiteren Demokratisierung des Irak würden die Terroristen im Irak letztendlich ein historische Niederlage erleiden.
Verhaltener Beifall
Ob die Rede, die sehr ernst im Ton war und die nur einmal vom Beifall der anwesenden Soldaten unterbrochen wurde, Bushs schlechte Umfragewerte verbessern wird, bleibt abzuwarten. Kurz vor der Rede Bushs hatte die linksliberale Interessensgruppe "Moveon.org" auf den nationalen Fernsehkanälen eine große Anzeigenkampagne geschaltet. Hauptaussage des Videos: Wir haben unsere Soldaten zum falschen Zeitpunkt in den Irak geschickt - holen wir sie zum richtigen Zeitpunkt heraus.