Mit Cartoons gegen Rassismus
Cartoonisten aus aller Welt, von der Türkei über den Iran bis nach Belgien, positionieren sich mit spitzer Feder gegen rassistische Vorurteile und Diskriminierung.
Eine bunte Welt für alle
In einer bunten Welt haben einige immer das Nachsehen, konstatiert der Südkoreaner Young Sik Oh in seinem Cartoon. Der Menschheit ist es immer noch nicht gelungen, den grassierenden Rassismus auszurotten - im Gegenteil. Und die Diskriminierung trifft nicht nur Menschen mit dunkler Hautfarbe, sondern auch Homosexuelle, Frauen oder Andersgläubige; je nachdem, wo auf diesem Globus man zu Hause ist.
Kulturschock - für wen?
"Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht", lautet eine alte deutsche Redewendung. Sie lässt sich auf nahezu alles übertragen, wenn Menschen - oder Vögel, wie auf diesem Cartoon des Deutschen Peer Wedderville - Neues ablehnen. Ein bunter Vogel, den man so gar nicht kennt, sieht sich dann mit vielen Vorurteilen konfrontiert. Wie es dem Neuankömmling wohl in dieser tristen neuen Umgebung geht?
Der rassistische Komponist
"Ebenholz und Elfenbein leben auf meinem Keyboard in perfekter Harmonie zusammen - warum können wir das nicht?", fragt Paul McCartney in seinem berühmten Lied "Ebony and Ivory". Diese Frage hat sich auch wohl der Belgier Kim Duchateau gestellt, als er diesen Cartoon zeichnete. Ein Pianist sollte doch wissen, dass ohne den Einklang von schwarzen und weißen Tasten nur Katzenmusik entstehen kann.
Die Botschaft der Europahymne
Auf der ganzen Welt kennt man die "Ode an die Freude". Der Dichter Friedrich Schiller schrieb sie 1785 nieder, Ludwig van Beethoven vertonte sie in seiner 9. Sinfonie. Seit 1985 ist sie die offizielle Hymne der Europäischen Union. Doch verinnerlicht hat die EU die Botschaft der Ode nicht: Von "Alle Menschen werden Brüder" ist beim Umgang mit Flüchtenden an den Grenzen Europas wenig zu spüren.
Nur bedingt willkommen
Es gibt viele Gründe, die Heimat zu verlassen: Krieg, Unterdrückung oder Armut. Allerdings sind die Flüchtenden anderswo nicht unbedingt willkommen: Also versuchen sie, illegal zu Fuß oder per Schlauchboot ins scheinbar gelobte Land zu gelangen. Der Cartoonist Jan Tomaschoff bringt es zynisch auf den Punkt: Eine Chance hat dort nur, wer eine gute Ausbildung hat und Deutschland Nutzen bringt.
Bürgerliche Fassade
Demokratische Gesellschaften verbieten per Grundgesetz Rassismus oder Diskriminierung jeder Art. Trotzdem verbirgt so mancher scheinbar ehrbare Anzugträger hinter der bürgerlichen Fassade rechtes Gedankengut, wie Bernd Pohlenz in seinem Cartoon anschaulich klarmacht. Bleibt zu hoffen, dass die Schlägerfantasien nicht zur Realität werden.
Christliches Krippenensemble
Jesus war Jude, die Heiligen Drei Könige Caspar, Balthasar und Melchior kamen aus dem Morgenland - und letzter hatte eine schwarze Hautfarbe. So ist es seit Jahrtausenden überliefert. Dieser "christliche" Käufer hat mit der Herkunft der Figuren allerdings Probleme: Mit spitzer Feder nimmt Harm Bengen seine Forderung aufs Korn, für das Weihnachtsfest eine ausländerfreie Krippe zu erwerben.
Rassistischer Geheimbund
Die charakteristische spitze Mütze mit den Augenschlitzen erkennt man auf den ersten Blick: Der Iraner Saaed Sadeghi erinnert an den Ku-Klux-Klan. Der Geheimbund wollte sich nicht damit abfinden, dass in den USA nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg (1861 - 1865) die Sklaverei abgeschafft wurde. Systematisch jagten die Mitglieder Schwarze - und später auch Juden, Kommunisten und Homosexuelle.
Hommage an Rosa Parks
Weiß oder Buntwäsche? Die US-amerikanische Zeichnerin Loren Fishman erinnert hier an eine Ikone des schwarzen Widerstands gegen die Rassentrennung in den USA: Rosa Parks. Die Afroamerikanerin wurde 1955 festgenommen, weil sie sich geweigert hatte, ihren Sitzplatz im Bus für einen weißen Fahrgast zu räumen. Fast 70 Jahre später ist Rassismus immer noch ein großes Thema in den USA.
Bunte Vielfalt
Dabei ist es die Vielfalt, die das Leben erst bunt macht: Um das zu illustrieren, hat sich der Cartoonist Guido Kühn das "Mädchen mit dem Perlenohrgehänge" auf Johannes Vermeers berühmtem Gemälde vorgenommen: Bei ihm präsentiert sich die oft als "Mona Lisa des Nordens" bezeichnete Schönheit mit drei lächelnden Schwestern unterschiedlicher Hautfarben.
Utopische Zusammenkunft?
Toleranz für Andersdenkende vermisst der türkische Cartoonist Burak Ergin. Statt Demonstranten niederzuknüppeln, könnte man doch aufeinanderzugehen. Bei ihm liegen sich Polizisten und Demonstranten gleich in den Armen und überreichen sich Blumen. Doch die Realität sieht anders aus - seine Zeichnung ist ein utopischer Wunsch nach Harmonie.
Die Farben dieser Welt
In der Heimat des brasilianischen Cartoonisten Freelah gibt es sämtliche "Ethnofarben", wie er selbst es nennt. Menschen vieler Nationen haben sich hier mit den Ureinwohnern gemischt, Brasilianer mit allen erdenklichen Hautfarben machen den kulturellen Reichtum des Landes aus. Und doch ist auch hier Rassismus gegenüber Schwarzen oder Dunkelhäutigen an der Tagesordnung.
Ying und Yang
Rassismus wäre wohl kein Thema mehr, würden die Menschen das chinesische Prinzip von Yin und Yang verinnerlichen: Zwei entgegengesetzte Kräfte ziehen sich an, keine davon ist der anderen überlegen. Sie stehen im Gleichgewicht und sind als zwei Hälften eines Ganzen unzertrennlich und in harmonischen Einklang vereint. Mit seinem Cartoon sagt der Kubaner Miguel Morales klar: "Nein zum Rassismus".
Mehr Cartoons gibt es noch bis zum 30. April 2022 in der virtuellen Ausstellung auf einem Screen gegenüber vom Dortmunder Hauptbahnhof zu sehen. In Dauerschleife, 24 Stunden täglich. Aber auch online kann sich man die Karikaturen anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=QPX81AGFf84&t=17s