Casanova ist zurück in Venedig
Die ganze Welt kennt ihn als Frauenhelden, doch er war auch Priester, Spion und Schriftsteller. Jetzt hat Giacomo Casanova in Venedig ein eigenes Museum.
Der junge Giacomo
Giacomo Girolamo Casanova kommt am 2. April 1725 zur Welt. Seine Eltern sind Schauspieler, doch er träumt von einer Karriere als Mediziner. Seine Großmutter finanziert ihm ein Studium der Jurisprudenz und der Theologie. Einige Jahre praktiziert Casanova sogar als Priester - einmal fällt er betrunken von der Kanzel - von seinen amourösen Abenteuern hält ihn das aber nicht ab.
Schäferstündchen bei Nacht
Unzählige Male muss Casanova nachts durch Venedigs Gassen gelaufen und durch die Kanäle geschippert sein, um seine jeweilige Angebetete zu beehren. Allerdings muss er dabei größte Vorsicht walten lassen, denn allzu oft sind die Damen verheiratet.
Der Liebhaber
Casanova geht in den Boudoirs ganz Europas ein und aus. Er liebt sie alle: die Damen von Stand ebenso wie die Mädchen aus den Freudenhäusern. Immer wieder muss er sich duellieren, wenn ein gehörnter Ehemann ihm auf die Schliche kommt. Nur die Frauen verzeihen ihm alles. Insgesamt soll der Venezianer rund 200 Geliebte gehabt haben.
Manon Balletti - eine von vielen
Sie ist nur eine von vielen, der Casanova das Herz bricht. Manon Balletti ist 17, als sie sich in ihn verliebt, 13 Jahre jünger als er. Sie gibt ihrem Verlobten den Laufpass und hofft auf eine Ehe mit Giacomo. 42 Liebesbriefe schickt sie ihm, verpfändet ihre Diamantohrringe, um ihn aus dem Gefängnis freizukaufen. Vergebens. Casanova betrügt sie die ganzen drei Jahre, die die Beziehung hält.
Die Verbannung
1756, Casanova ist gerade die Flucht aus dem "Bleikammern"-Kerker geglückt, wo er wegen Gotteslästerung einsaß, verbannt man ihn aus seiner Heimatstadt. Er sagt den prachtvollen Palästen Lebewohl, reist quer durch Europa und beeindruckt mit seinem gebildeten Auftreten Kirchenväter und Könige. Da hat sich der Hochstapler längst selbst geadelt und stellt sich als "Chevalier de Seingalt" vor.
Ein Mann von Welt
Im Casanova-Museum (Bild) erfahren die Besucher auch etwas über die zahlreichen Metiers des Venezianers. Er ist Priester, Geiger, Soldat, Spion, Diplomat, Schriftsteller und Begründer der französischen Lotterie. Immer wieder hat er die Taschen voller Geld - und verprasst es genauso schnell wieder am Spieltisch. Mehrmals muss er wegen Schulden ins Gefängnis, doch seinem Ruf tut das keinen Abbruch.
Schreiben als Therapie
Mit 60 nimmt Casanova fern der Heimat in Böhmen eine Stelle als Bibliothekar an. Einsam, verbittert und von der Syphilis geplagt, träumt er von vergangenen Zeiten. Sein Arzt rät ihm, gegen die Depression anzuschreiben. Und so verfasst er auf 3000 Seiten minutiös "Die Geschichte meines Lebens". Das Buch wird weltweit zum Bestseller, obwohl es lange Zeit nur in entschärfter Version erscheint.
Der Casanova ein Denkmal setzen will
15 bis 20 Millionen Touristen kommen jedes Jahr nach Venedig, viele begeben sich auf Spurensuche nach Casanova. Das brachte Carlo Parodi (Foto) auf die Idee, dem berühmten Sohn der Stadt in einem stilechten Palazzo ein Museum zu widmen. Darin wird deutlich, dass Casanova nicht nur ein großer Liebhaber, sondern auch Philosoph und Schriftsteller war. Eröffnung ist am 2. April., Casanovas Geburtstag.