China nimmt Europas Wein ins Visier
5. Juni 2013Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus - dieses deutsche Sprichwort steht sinnbildlich für die weitere Zuspitzung des Handelsstreits zwischen der EU und der Volksrepublik China. Erst am Dienstag beschloss die EU-Kommission, Schutzzölle auf Importe von Solarmodulen aus China zu erheben.
Nun kommt das Echo aus Peking: Man prüfe, inwiefern europäische Winzer mit unfairen Handelspraktiken wie Dumping-Preisen und unzulässigen Subventionen auf den chinesischen Markt gedrängt sind, heißt es in einer Mitteilung des Handelsministeriums. Eine Beschwerde der chinesischen Weinwirtschaft sei bereits eingegangen.
Kräftemessen
Der Vorgang erinnert stark an den Fall der Solar-Schutzzölle. Auch hier war es ein Verbund von Produzenten, die den Chinesen vorwarfen, mit unfairen Praktiken den Markt zu verzerren. Anstatt der bereits anvisierten 47 Prozent Schutzzölle hat die EU-Komission am Dienstag nur 11,8 Prozent für die kommenden zwei Monate verhängt. Wird bis dahin keine Verhandlungslösung erreicht, könnten die Zölle allerdings ansteigen.
Dementsprechend milde ist auch die chinesische Reaktion zu deuten - schließlich könnte es mit dem Weinmarkt eine noch recht kleine Branche treffen. China importierte im vergangenen Jahr 430 Millionen Liter Wein, zwei Drittel davon stammen aus der EU. Frankreich wäre mit 170 Millionen Liter der Hauptleidtragende der Maßnahme. Das Importvolumen chinesischer Solarprodukte nach Europa beläuft sich auf geschätzte 21 Milliarden Euro pro Jahr. Neben Wein habe das Handelsminisiterium auch noch andere Bereiche im Visier - beispielsweise Chemieprodukte.
Der deutsche Wirtschaftsminister Philipp Rösler rief im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nochmals zur Ruhe auf: "Wir setzen auf Dialog, nicht auf Konfrontation", sagte er und kritisierte die Entscheidung der EU-Komission als schweren Fehler. Die Bundesregierung hatte sich gegegen die Schutzzölle ausgesprochen. Wegen der intensiven wirtschaftlichen Beziehungen befürchtet die deutsche Wirtschaft erhebliche Verluste, wenn weitere Bereiche mit Zöllen belegt werden sollten.
nm/sti (dpa, rtr, afp)