China und Südostasien intensivieren akademischen Austausch
6. September 2024Der akademische Austausch zwischen China und seinen Nachbarn in Südostasien wird intensiver. So ist die Zahl der ausländischen Studierenden in China - nicht nur aus den Staaten des Staatenbundes in Südostasien ASEAN, sondern auch aus anderen Weltregionen, etwa Afrika - in den vergangenen Jahren rasant gestiegen.
Nach den jüngsten Angaben auf dem Portal Erudera seien 2018 mehr als 500.000 ausländische Studierende an den chinesischen Hochschulen eingeschrieben. 2009 sei es nicht einmal halb so viele gewesen. 50.000 Studierende kommen aus Südkorea, gefolgt von Thailand und Pakistan mit je knapp 29.000. Rund 15.000 Indonesier und knapp 10.000 Malaysier studieren in China.
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Umgekehrt hätten junge Menschen in Malaysia und Indonesien zunehmend Interesse an chinesischen Bildungsangeboten, sagt Stefan Diederich, Leiter des Büros der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung in der indonesischen Hauptstadt Jakarta. Das Land sei in beiden Ländern sehr präsent. "China baut Brücken, Flughäfen, Straßen oder Fabriken. Das erregt natürlich die Aufmerksamkeit der Menschen", so Diederich.
Es heiße allerdings nicht, dass die Menschen nur positiv über China sprechen. "Gemessen an den Investitionen ist die Soft Power Chinas eher gering. Da ist Südkorea viel stärker. Die beliebten Seifenopern, K-Pop und Mode kommen überwiegend aus Südkorea."
Das wolle China nun offenbar ändern, vermutet Diederich im DW-Interview. "Der Regierung in Peking geht es darum, Interesse an China zu entfachen." Die Bevölkerungspyramide in China steht auf dem Kopf. Das Land sei langfristig an qualifizierten Fachkräften interessiert und umwerbe sie deswegen auch in den Nachbarstaaten. "Deswegen gibt es in Indonesien und Malaysia seit längerem chinesische Schulen und auch einige Zweigstellen chinesischer Universitäten."
Wettbewerb mit Universitäten vom Westen
Auch viele chinesische Universitäten wollen eine internationale Reputation aufbauen, sagt Ngeow Chow Bing, Direktor des Instituts für China-Studien an der Universiti Malaya in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur. Das lohne sich finanziell auch für die Unis, weil ausländische Studierende meistens höhere Studiengebühren zahlen. "Solange die Initiativen der Universitäten nicht im Widerspruch zur Politik und den Zielen der Zentralregierung stehen, begrüßt die Regierung diese."
Generell füge sich die Ambition chinesischer Hochschulen in die internationale Entwicklung ein, sagt Saskia Schäfer vom Institut für Asien- und Afrikastudien der Humboldt Universität Berlin. "Englische und australische Universitäten betreiben schon längst Campus in Südostasien. Jetzt ziehen die Chinesen nach", so Schäfer zur DW.
Pragmatismus
"Die Menschen lassen sich von ganz pragmatischen Gesichtspunkten leiten", sagt Stefan Diederich. "Sie legen Wert auf eine gute Ausbildung, schauen einfach, wo sie am besten und günstigsten studieren können. Europa und USA sind viel zu teuer. Und so entscheiden sie sich für ein Studium in China."
In Malaysia komme ein weiterer Punkt hinzu, sagt Saskia Schäfer. "Seit der Kolonialzeit werden in Malaysia die Menschen von Geburt an als malaiisch, chinesisch, indisch oder anders kategorisiert. Das macht sich später dann auch bei der Bewerbung um einen Studienplatz bemerkbar. Es gibt ein Quotensystem, das als malaiisch erfasste Malaysier beim Zugang zu den öffentlichen Hochschulen favorisiert. Für chinesisch- und indischstämmige Malaysier ist es entsprechend schwierig, Studienplätze an den guten Universitäten zu bekommen. Ein Fünftel der Malaysier ist chinesischstämmig. Die gehen dann zu diesen privaten Hochschulen."
Insgesamt spiegele die Entwicklung auch ein nachlassendes Interesse der Region am Westen wider, sagt Schäfer. "China engagiert sich in einer Region, die aus seiner Perspektive künftig wichtiger sein dürfte als andere Regionen. Vor 20 oder 30 Jahren noch waren junge Asiaten zum Studium vor allem in die USA und nach England gereist. Doch weil sich die Beziehungen verschlechtert haben und die Visabestimmungen immer aufwendiger geworden sind, orientieren sie sich um. So besinnen sich viele Asiaten auch akademisch auf ihre Nachbarregionen."