Chinesisches Neujahrsfest: Jahr des Schweins
Sind Schweine gar nicht "saudumm"? Können sie überhaupt "schwitzen wie die Schweine"? Warum sind ihre Organe für die Forschung so interessant? Wissenswertes und Skurriles über den Paarhufer zum Jahr des Schweins.
Alles Gute für das neue Jahr!
Am 5. Februar 2019 beginnt nach dem chinesischen Kalender das neue Jahr im Zeichen des Erd-Schweins. Schweine symbolisieren Glück, Reichtum und Zufriedenheit, das Erd-Schwein gilt als vernünftig und besonnen. Am glücklichsten soll sein, wer sich in diesem Jahr für soziale Einrichtungen oder die Gemeinschaft einsetzt. Als China 2007 das Jahr des Schweins feierte, stieg die Geburtenrate spürbar an.
Subversive Comic-Figur
Zum Neujahrsfest darf in China jetzt doch ein "Peppa Wutz"-Film gezeigt werden, denn die Jugend und der Handel lieben die Comicfigur. Lange war "Peppa Pig" verpönt, weil es die Moral verderbe und der Staatsdoktrin widerspreche. 30.000 Peppa-Videoclips wurden gelöscht. Auch "Winnie Puuh" wird noch zensiert, weil Staatspräsident Xi ihm so drollig ähnelt. Bei Peppa geben die Zensoren diesmal nach.
Bodenständiger Blick
Aus anatomischen Gründen interessieren sich Schweine nicht für Astrologie oder "die da oben". Ihr Körperbau ist so kompakt, dass sie nicht nach oben schauen zu können. Neben den Flusspferden sind Schweine die einzigen Paarhufer, die nicht zu den Wiederkäuern gehören. Das Schwein hat ein relativ schwaches und kleines Herz, daher kommt es bei Stress häufig zum Herzversagen.
Saugute Kommunikation
Mehr als 20 verschiedene Grunz-und Quiek-Töne wurden für unterschiedliche Situationen identifiziert, Schweine kommunizieren ständig miteinander. Neugeborene Ferkel lernen, auf die Stimme der Mutter zu hören. Muttertiere singen für sie während der Stillzeit. Schweine bilden komplexe soziale Einheiten und lernen so voneinander, wie es sonst nur bei Primaten beobachtet wurde.
Schweine sind schlau
Schweine sind intelligenter als dreijährige Kinder oder Hunde. Sie können abstrakte Darstellungen interpretieren, nutzen Hilfsmittel und lernen so schnell wie Primaten. Noch nach Jahren erinnern sie sich an erlernte Begriffe und Gegenstände. Der US-Forscher Stanley Curtis entwickelte ein Videospiel für Schweine: Für eine Belohnung mussten sie Zeichnungen mit Bildern auf dem Bildschirm abgleichen.
Schweine wissen, wo´s lang geht
Schweine haben ein ausgezeichnetes Gedächtnis und einen ausgeprägten Orientierungssinn: Gute Futterstellen oder ihren Heimweg finden sie problemlos über große Distanzen. Ihr Geruchssinn ist um ein Vielfaches stärker ausgeprägt als der von Hunden. Außerdem sind Schweine mutiger als man denkt: In Gefahrensituationen versuchen sie, Artgenossen das Leben zu retten.
Von wegen Schweinerei!
Schweine sind reinliche Tiere: Wenn sie genügend Platz haben, versuchen Schweine, den Fress- und Schlafplatz nicht zu verunreinigen. Da sie keine Schweißdrüsen haben, wälzen sie sich im Schlamm, um kühl zu bleiben. Der Schlamm dient auch als Sonnenschutz, denn Schweinehaut ist zwar zäh, aber auch extrem empfindlich gegenüber Temperatur und Verletzungen.
Schweinischer Genuß!
Schweine sind Allesfresser, aber sie fressen nicht "wie ein Schwein“, sondern am liebsten langsam und genussvoll. In natürlicher Umgebung verbringen Schweine Stunden damit, zu spielen, sich zu sonnen und ihre Umgebung zu erkunden. Schweine träumen übrigens auch, sie kuscheln sich nachts eng aneinander und lieben es, Schnauze an Schnauze zu dösen.
Uns Menschen so nah!
Neue Operationstechniken werden vorrangig an Schweinen entwickelt und ausprobiert, weil Schweineorgane den menschlichen Organen ähneln und physiologisch bestens für die Anforderungen an den menschlichen Körper geeignet sind. Schweineherzklappen werden seit Jahren sehr erfolgreich transplantiert. Sie halten lange und werden vom menschlichen Körper kaum abgestoßen.
Hilfe bei Diabetes
Schweineinsulin ist fast identisch mit Humaninsulin und kann von unserem Körper sehr gut verwertet werden. Bis Ende der 1980er Jahre wurde Schweineinsulin zur Behandlung von Diabetes verwendet. Dank Biotechnologie wird es nun durch Insulin ersetzt, das von lebenden Mikroorganismen produziert wird, die gentechnisch so verändert wurden, dass sie Insulin produzieren.
Schweine als Organspender
Bei einer "Xenotransplantation" zwischen zwei Spezien kommt es gewöhnlich zur "hyperakuten Abstoßung": Die Antikörper reagieren sofort mit den Zuckermolekülen der Spenderzelle und zerstören das Organ. Mithilfe genetisch modifizierter Schweine wurde die Abstoßungsreaktion inzwischen deutlich herausgezögert. Aber neben medizinischen Herausforderungen bleiben auch ethische Bedenken.
Erkenntnisse über unsere Schaltzentrale
Der Hypothalamus (hier blau) als wichtige "Schaltzentrale" sorgt dafür, dass unsere Körpertemperatur konstant bleibt, er bestimmt unser Gefühls- und Sexualverhalten und reguliert die Hormonsteuerung. Wie der Hypothalamus genau funktioniert, haben die späteren Nobelpreisträger Roger Guillemin und Andrew von Schally an Schweinen erforscht. Die Erkenntnisse waren direkt auf den Menschen übertragbar.
Sauviele Zahlen
Der Mensch hält Schweine zur Fleischerzeugung seit rund 9000 Jahren. Heute leben etwa 1 Milliarde Schweine auf der Erde. Jährlich werden weltweit rund 1,4 Milliarden Schweine geschlachtet. Für etwa ein Viertel der Weltbevölkerung ist der Verzehr von Schweinefleisch aus religiösen Gründen verboten. In Afghanistan lebt angeblich nur ein einziges Schwein - der Eber "Khunzir“ im Zoo von Kabul.