Circus Krone: Zum 150. Geburtstag des Gründers
21. Oktober 2020Carl Krone sei immer "ein großer Visionär" gewesen, sagt Frank Keller vom Circus Krone über den Gründer des weltbekannten Zirkus. Carl wird am 21. Oktober 1870 als jüngstes von vier Kindern in die Schausteller-Familie Krone geboren. Von klein auf sind die Kinder eingebunden in das Jahrmarktleben der Eltern. Darbietungen mit Bären und Wölfen gehören zu ihrer Spezialität.
Aber dann soll Carl die Schule in Berlin besuchen. Er zieht zu Tante und Onkel und kehrt erst zurück, als Bär Iwan seinen älteren Bruder Fritz angreift und der an den Folgen seiner Verletzungen stirbt. Jetzt ist Carl der Sohn, der einmal das Erbe antreten und aus der anfänglichen "Menagerie Continental" den "Circus Krone" entstehen lassen wird.
Legendär: Ein auf einem Pferd reitender Löwe
Über die Jahre entwickelt sich die Tier-Dressur zu Carls Leidenschaft. 1893 präsentiert er zum ersten Mal den Ritt des Löwen "Pascha“ auf einem Pferd, damals eine echte Sensation. Schon vorher gehörte bereits eine Elefanten-Nummer zum Programm - bis heute das Wappentier des Unternehmens.
Als Vater Carl Senior im Jahr 1900 stirbt, übernimmt der 30-jährige Junior die Geschäfte. Zwei Jahre später heiratet Carl Junior seine Jugendliebe Ida Ahlers (1876-1957). Auch sie entstammt einer Schaustellerfamilie. Das als "Affentheater" bekannt gewordene Programm der Ahlers integrieren die Krones fortan ins eigene Geschäft.
Aus der Menagerie wird ein Zirkus
Ida steht der Kunst ihres Mannes im Umgang mit wilden Tieren in nichts nach. Im Gegenteil: Ihre Pyramide mit 24 Raubkatzen wird zur Legende. Wenig später wird aus der Menagerie der Circus Krone. Die Krones bauen ein 36 Meter hohes Rundzelt für 3.000 Besucher und ziehen damit durch Europa. In den 1920er Jahren wird das Zelt noch einmal erweitert und umfasst von da an drei Manegen, zwei Bühnen und 10.000 Sitzplätze. Schon damals beschäftigt das Zirkusunternehmen 1.000 Mitarbeiter und hält rund 800 Tiere.
Carl Krone hat den von ihm gegründeten Krone-Zirkus bis auf den heutigen Tag geprägt. Denn durch ihn hielten Glamour und Pomp Einzug in die Arena. Sein Zirkus sollte nicht nur ein Ort für Sensationen sein, sondern die Zuschauerinnen und Zuschauer auch mit Luxus umgeben. Dafür hängte er schwere Lüster unter das Dach des Zirkuszeltes, kleidete Zirkusmitarbeiter mit dienender Funktion in elegante Livrees und ließ schwere und plüschige Teppiche auslegen.
In den 1920ern wurde das Krone-Zelt auf diese Art zu einem prunkvollen Palast, in dem man sich in ferne, luxuriöse Welten träumen konnte. Bis heute knüpft der Krone-Zirkus an diese Tradition an: 2019 feierte das Programm "Mandana“ Weltpremiere. Hinter "Mandana" verbirgt sich eine Zirkus-Show, bei der Pierrots zu nostalgischer Musik zum Träumen einladen. Erzählt wird die märchenhafte Geschichte von der Pferdeprinzessin Mandana, die ihrer Liebe in Form eines Löwenmanns begegnet.
Circus Krone: Familienbetrieb in fünfter Generation
Heute wird das Unternehmen in fünfter Generation geführt. Der Circus Krone ist Europas größter Zirkus. Vor der Pandemie tourte er acht Monate des Jahres durch 30 Städte. Das Krone-Zelt ist eigenen Angaben zufolge das größte und modernste der Gegenwart. Allein das Dach besteht demnach aus 30 Teilen und umspannt eine Fläche von rund 3.000 Quadratmetern. In einem umgebauten LKW hat man eine eigene kleine Circus-Schule eingerichtet.
Circus Krone hat seit 1919 seinen festen Stammsitz in München. Während des Zweiten Weltkriegs wurde der damalige Bau bei einem Bombenangriff zerstört.
Prominente und andere "Stars in der Manege"
Im Laufe der letzten 100 Jahre zog es immer wieder Prominente in die Krone-Manege. Von 1963 bis 2008 wurde die TV-Eurovisionssendung "Stars in der Manege“ aus dem Circus Krone heraus gesendet. Der Politiker Gregor Gysi von der Partei "Die Linke" durfte auf einem roten Thron mit Samtbezug Platz nehmen und dabei ein Löwen-Baby streicheln. Der Fußballnationalspieler Miroslav Klose kam einem imposanten Nashorn nahe.
Wie artgerecht ist das Zirkusleben für Tiere?
Immer wieder sah sich der Zirkus mit dem Vorwurf konfrontiert, seine Tiere nicht artgerecht zu halten. Tierschützer monierten vor allem den Einsatz von Löwen und Elefanten in der Manege. Letztere würden täglich bis zu zehn Stunden an zwei Beinen mit Ketten fixiert und mit dem sogenannten Elefantenhaken dressiert werden, so die Kritik.
Der Zirkus weist die Vorwürfe zurück: "Wir setzen uns immer für den Tierschutz ein", bekräftigt Frank Keller, der sich auch Tierschutzbeauftragter des Circus Krone nennt: "Bei uns sind die Elefanten immer in einem Freigehege, und sie sind lediglich angebunden, auch nicht an Ketten, sondern an Gurten während der Fütterungszeit."
Alternativprogramm für die Corona-Zeit
Coronabedingt fallen alle Gastspiele in dieser Saison aus, doch bietet der Zirkus ein Alternativprogramm: Interessierte können eine Art Seniorenheim für alte Zirkustiere am Starnberger See besuchen oder - kontaktgeschützt - mit dem Auto durch die sogenannte "Clownwaschstraße" fahren. "Das sehen wir auch als unsere Aufgabe, dass wir gerade in dieser Zeit dem Publikum was zu lachen bieten“, sagt Keller.
Nun hofft man darauf, dass zumindest ab Weihnachten im Münchner Stammhaus wieder Vorstellungen stattfinden. Ein Hygienekonzept habe man bei der Stadt eingereicht. "Wenn wir jetzt mit 500, 700 oder 1000 Personen spielen dürfen", so Frank Keller, "wären natürlich auch die Abstandsregelungen einzuhalten. Das wäre kein Problem."
Der Wille zum Weitermachen würde dem Gründungsvater des Circus Krone sicherlich gefallen. Noch vor Kriegsende, am 4. Juni 1943, starb Carl Krone bei einem Gastspiel. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Münchner Waldfriedhof im familieneigenen Krone-Mausoleum. Darüber wacht ein liegender Elefant aus Stein.